24.06.2019 01:00
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Warum Julian Assange verfolgt wird
Seit zehn Jahren versuchen US-amerikanische Behörden dem australischen
Investigativ-Journalisten Julian Paul Assage habhaft zu werden, um gegen Ihn
Anklage erheben zu können. Sein Vergehen besteht darin, seine Bürgerpflicht
wahrgenommen zu haben und ihm bekanntgewordene, schlimmste US-Kriegsverbrechen im Afganistan- und Irakkrieg öffentlich
gemacht zu haben. Gegen die Verbrecher selbst wurde offensichtlich nichts
unternommen. Das folgende Schockvideo vermittelt einen Eindruck darüber, um was
es geht. JWD
Screenshot | Quelle: WikiLeaks video
'shows US attack' via Youtube
2,5 Minuten Mordattacke
Quelle: WikiLeaks video 'shows US attack' via Youtube | veröffentlicht
05.10.2010
18 Minuten (1. Mord-Attacke ab Minute 2:45 bis 5:22)
Quelle: People Over Politics via Youtube | veröffentlicht 08.08.2012
WikiLeaks: Collateral Murder (Iraq, 2007)
Video footage from a U.S. Apache helicopter in
2007 leaked by U.S. Army intelligence analyst and whistleblower
Bradley Manning to Wikileaks. The video shows Reuters journalist
Namir Noor-Eldeen, driver Saeed Chmagh, and several others as the
Apache shoots and kills them in a public square in Eastern Baghdad
after they are apparently assumed to be insurgents. After the
initial shooting, an unarmed group of adults and children in a
minivan arrives on the scene and attempts to transport the wounded.
They are fired upon as well. The official statement on this incident
initially listed all adults as insurgents and claimed the US
military did not know how the deaths ocurred.
Googleübersetzung:
WikiLeaks:
Kollateralmord (Irak, 2007)
Videomaterial von einem US-amerikanischen Apache-Hubschrauber aus
dem Jahr 2007 wurde von dem Geheimdienstanalysten und Whistleblower
Bradley Manning der US-Armee an Wikileaks übertragen. Das Video
zeigt den Reuters-Journalisten Namir Noor-Eldeen, den Fahrer Saeed
Chmagh und einige andere, während der Apache sie auf einem
öffentlichen Platz in Ost-Bagdad erschießt und tötet, nachdem
angenommen wurde, dass sie Aufständische sind.
Nach den ersten Schüssen kommt eine unbewaffnete Gruppe von
Erwachsenen und Kindern in einem Minivan vor Ort an und versucht,
die Verwundeten zu transportieren. Sie werden ebenfalls beschossen.
Die offizielle Erklärung zu diesem Vorfall listete zunächst alle
Erwachsenen als Aufständische auf und behauptete, das US-Militär
wisse nicht, wie sich die Todesfälle ereigneten.
20 Mai 2019 [Quelle: free21.org] Pressefreiheit: Entlarvung aller Verleumdungen
von Julian Assange
Die wunderbare Caitlin Johnstone hat auf ihrem Blog alle Dreckskübel
identifiziert und widerlegt, die über Julian Assange ausgekippt wurden und
werden – und die allesamt über die faschistoide Niedertracht hinwegtäuschen
sollen, mit der das US-Imperium und seine britischen Handlanger gegen unliebsame
Journalisten und die Pressefreiheit vorgehen. Es ist ein langes Stück, denn auch
die Liste der Diffamierungen und Denunziationen ist lang, mit denen der
wichtigste Journalist unserer Zeit zum Schweigen gebracht werden soll.
Screenshot |
Quelle:
free21.org
18. August 2014, Julian Assange. Foto: David G. Silvers.
Außenministerium von
Ecuador, wikimedia, CC BY-SA 2.0
Übersetzt aus dem Englischen von Karin Baasch, Ute Brach, Andrea Drescher,
Andreas Bertram-Weiss (www.ae911truth.ch), Fritz Kollenda (www.theblogcat.de)
und Kirsten Grote. Vielen Dank für Euren Einsatz!
Ist dir jemals aufgefallen, wie schnell die gesamte politisch-mediale Klasse ein
großes Interesse daran entwickelt, uns wissen zu lassen, wie böse und
abscheulich jemand ist, sobald dieser Jemand der herrschenden westlichen
Machtstruktur unbequem wird? Das gilt für jeden Führer jeder Nation, sobald
dieser sich weigert, in den schmierigen Haufen der US-zentralisierten
Machtallianz absorbiert zu werden, es gilt für systemkritische politische
Kandidaten, und es gilt für den Wikileaks-Gründer Julian Assange.
Die korrupte und von niemandem zur Verantwortung zu ziehende Macht benutzt ihren
politischen [1] und medialen [2] Einfluss, um Assange zu diskreditieren, weil –
soweit es die Interessen der korrupten und von niemandem zur Verantwortung zu
ziehenden Macht betrifft – seinen Ruf zu zerstören ebenso gut ist, wie ihn
selbst umzubringen. Wenn alle dazu gebracht werden können ihn mit Hass und Ekel
zu sehen, werden sie weit weniger geneigt sein, Wikileaks-Veröffentlichungen
ernst zu nehmen, und sie werden weit mehr geneigt sein, Assanges Inhaftierung
zuzustimmen. Und damit einen Präzedenzfall [3] für die zukünftige Verfolgung von
Journalisten in aller Welt zu schaffen, die geleaktes Material publizieren.
Jemand kann 100% die Wahrheit sagen, aber wenn man ihm misstraut, wird man
nichts von dem glauben, was er sagt. Wenn dieses Misstrauen mit totaler oder
beinahe totaler Glaubwürdigkeit hergestellt werden kann, ist das, soweit es
unsere Herrscher betrifft, ebenso gut wie eine Kugel in seinen Kopf (Assanges)
zu schießen.
Diejenigen von uns, die Wahrheit und Licht schätzen, müssen diese
Schmutzkampagne bekämpfen, um unsere Mitmenschen davon abzuhalten, einen großen
Sprung in Richtung Orwell’scher Dystopie abzusegnen – und ein großer Teil dieses
Kampfes besteht darin, gegen Desinformation und Diskreditierung zu
argumentieren, wo immer sie auftauchen. Leider konnte ich bislang keine Art
zentralisierter Informationsquelle finden, welche umfassend und sorgfältig das
widerlegt, womit Assange verleumdet wird. Daher werde ich mit der Hilfe von
hunderten von Tipps [4] meiner Leser [5] und Social Media-Follower [6] hier
versuchen, eine solche zu erstellen.
Was hier folgt ist mein Versuch, einen Werkzeugkasten zu schaffen, den Menschen
nutzen können, um gegen den Schmutz, der Julian Assange verleumdet, zu kämpfen
wo immer sie diesem begegnen, indem sie die Desinformation mit Wahrhaftigkeit
und solider Argumentation widerlegen.
Dieser Artikel ist ein laufendes Projekt, das dort, wo es erscheint (auf
medium.com [7] sowie caitlinjohnstone.com [8]) regelmäßig aktualisiert werden
wird, sobald neue Informationen eintreffen und neue Diskreditierungen aufkommen,
die widerlegt werden müssen. (Stand dieser Übersetzung: 15.05.2019)
Hier folgt zur einfachen Verwendung eine nummerierte Liste aller Vorwürfe, die
ich in diesem Artikel behandeln werde:
0. Wie man gegen die Verleumdungen von Assange argumentiert.
1. „Er ist kein Journalist.“
2. „Er ist ein Vergewaltiger.“
3. „Er hat sich in der Botschaft vor Vergewaltigungsvorwürfen versteckt.“
4. „Er ist ein russischer Agent.“
5. „Er wird wegen kriminellen Hackens verfolgt, nicht wegen Journalismus.“
6. „Er sollte einfach nach Amerika gehen und die Suppe auslöffeln. Wenn er
unschuldig ist, hat er nichts zu befürchten.“
7. „Er hatte sich vor dem Gerichtstermin gedrückt, da mussten die Briten ihn
festnehmen.“
8. „Er ist ein Narzisst/ein Größenwahnsinniger/ein Idiot.“
9. „Er ist ein scheußliches, schreckliches Monster wegen X, Y und Z – aber ich
denke nicht, dass er ausgeliefert werden sollte.“
10. „Trump wird ihn retten und die beiden werden zusammenarbeiten, um den Tiefen
Staat abzuschaffen. Entspannt euch, Ihr werdet schon sehen.“
11. „Er hat Scheiße an die Wände geschmiert. Scheiße, Scheiße, Scheißer.“
12. „Er stinkt.“
13. „Er war ein schlechter Hausgast.“
14. „Er arbeitete heimlich mit Don jr. zusammen.“
15. „Er veröffentlicht nur Vertrauliches über Amerika.“
16. „Er ist ein Antisemit.“
17. „Er ist ein Faschist.“
18. „Er war ein Trump-Unterstützer.“
19: „Ich fand ihn eigentlich ganz gut, bis er die Wahl 2016 zerstörte.“ / „Ich
hielt eigentlich nichts von ihm, bis er die Wahl 2016 rettete.“
20. „Er hat Blut an seinen Händen.“
21. „Er veröffentlichte die Details von Millionen türkischer Wählerinnen.“
22. „Er unterstützte rechte politische Parteien in Australien.“
23. „Er gefährdete das Leben schwuler Saudis.“
24. „Er ist ein CIA-Agent/Limited Hangout.“
25. „Er misshandelte seine Katze.“
26. „Er ist ein Pädophiler.“
27. „Er log bezüglich Seth Rich.“
28. „Er hat niemals etwas über Trump geleakt.“
29. „Er arbeitete heimlich mit Nigel Farage zusammen.“
Wow! Das ist eine Menge! Wenn Du auf die Liste schaust, kannst Du eigentlich nur
zwei Möglichkeiten sehen:
1. Julian Assange, der viele unbequeme Fakten über die Mächtigen publizierte [9]
und damit den Zorn undurchsichtiger und nicht zur Verantwortung zu ziehender
Regierungsorganisationen provozierte, ist buchstäblich die übelste Person auf
der ganzen Welt,
ODER
2. Julian Assange, der viele unbequeme Fakten über die Mächtigen publizierte und
damit den Zorn undurchsichtiger und nicht zur Verantwortung zu ziehender
Regierungsorganisationen provozierte, ist die Zielscheibe einer massiven
vorsätzlichen Desinformationskampagne, die mit dem Ziel entwickelt wurde, das
Vertrauen der Öffentlichkeit in ihn zu zerstören.
Tatsächlich vermerkte der Historiker Vijay Prashad in einem neueren Interview
mit Chris Hedges [10], dass eine Abteilung des US-Verteidigungsministeriums 2008
begann [11], „eine Kampagne aufzubauen, die ,das gefühlte Vertrauen in WikiLeaks
und dessen Gravitationszentrum‘ auslöschen und Assanges Ruf zerstören sollte.“
Lasst uns anfangen.
Gegen die Verleumdung von Assange argumentieren:
Bevor wir dazu kommen, die einzelnen Punkte der Desinformation zu widerlegen,
würde ich gerne ein paar Tipps teilen, die ich bei meinen eigenen Erfahrungen im
Dialog mit denen, die Schmutzkampagnen im Netz verbreiten, hilfreich gefunden
habe:
A – Sei Dir klar darüber, dass es dein Ziel ist, die Desinformationskampagne
selbst zu bekämpfen, nicht gegen die Person zu gewinnen, mit der du dich
auseinandersetzst, oder diese umzustimmen.
Wenn unser Interesse darin liegt, die Sache der Wahrheit zu befördern, versuchen
wir nicht, uns aus egoistischer Befriedigung mit anderen anzulegen oder die
Meinung des Gegners zu verändern. Unser erstes und wichtigstes Ziel sollte sein,
die Wahrheit unter denen zu verbreiten, die Zeugen der Interaktion und damit das
Zielpublikum für die Schmutzkampagne sind. Dabei ist es gleich, ob die
Auseinandersetzung am Esstisch bei einem Familienfest oder in einem
Twitter-Thread mit tausenden Mitlesern stattfindet: Das Ziel sollte sein, die
Verleumdungen mit wahrhaftiger und solider Argumentation zu desinfizieren, damit
jeder, der es mitbekommt, möglichst vor Ansteckung geschützt ist.
Du agierst also für das Publikum wie ein Rechtsanwalt für das Gericht. Wenn der
Verleumder sich weigert, auf deine Herausforderungen zu antworten, wenn falsche
Informationen geteilt oder logische Fehlschlüsse verwendet werden, wenn er
intellektuell unredlich argumentiert – deck es auf und mach die Zuhörer darauf
aufmerksam. Was andere Themen angeht, gibt es eine große Bandbreite an
Meinungen, die je nach Sichtweise als richtig oder falsch betrachtet werden
können, aber wenn es darum geht, ob es akzeptabel ist, dass Assange für seine
publizistischen Aktivitäten eingesperrt wird, kannst du sicher sein, die
Wahrheit auf deiner Seite zu haben. Verwende also Fakten und eine gute
Argumentation, um den Verleumder schlechter aussehen zu lassen, als er Assange
zu machen versucht – und lass damit alle wissen, dass die Person keine ehrliche
und vertrauenswürdige Informationsquelle ist.
B – Behalte im Hinterkopf, dass, mit wem auch immer Du gerade debattierst,
derjenige wahrscheinlich gar nicht wirklich viel über den Hintergrund seiner
eigenen Behauptungen weiß.
Gestern Abend hatte ich es mit einem Mann zu tun, der mir völlig überzeugt
versicherte, dass Assange und Chelsea Manning sich zusammengetan hatten, damit
Donald Trump 2016 gewinnt. Die meisten Menschen blöken einfach heraus, was auch
immer sie glauben von Leuten, denen sie vertrauen, oder einfach nur in ihrer
Umgebung gehört zu haben. Wenn sie Behauptungen zu Assange machen, dann
üblicherweise nicht, weil sie jede Menge Recherchen zum Thema angestellt und
mögliche Gegenargumente untersucht haben – nein, es ist lediglich eine
unhinterfragte Doktrin innerhalb ihrer Echokammer, und wahrscheinlich ist es
ihnen auch noch nie in den Sinn gekommen, dass jemand diese hinterfragen könnte.
Ein perfektes Beispiel dafür sieht man beim existentiellen Zusammenbruch von
Bari Weiss von der New York Times [12] in der Joe Rogan Experience Show, als der
Gastgeber sie schlicht bat, Nachweise für ihre Behauptung zu bringen, Tulsi
Gabbard sei ein „Assad-Krötchen“. Weiss, die normalerweise nur innerhalb einer
engen Establishment-Echokammer agiert, verwandelte sich in eine stotternde
Katastrophe, als sie vom Gastgeber zu ihrer Aussage herausgefordert wurde, die
sie offenbar lediglich aus zweiter Hand aufgeschnappt hatte.
Die meisten Assange-Verleumder, denen man im Netz begegnet, werden sich bis zu
einem gewissen Grad wie Bari Weiss verhalten, deshalb zeige dem Publikum die
offensichtlichen Lücken in deren Wissen auf, wenn sie unsinnige Behauptungen
aufstellen, und mache so für jedermann deutlich, dass die Verleumder keinen
blassen Schimmer haben wovon sie reden.
C – Erinnere dich daran, dass diese Leute lediglich vor ihrer eigenen kognitiven
Dissonanz davonrennen.
Kognitive Dissonanz ist das psychologische Unbehagen, das wir erleben, wenn wir
uns bemühen, zwei sich gegenseitig stark widersprechende Ideen gleichzeitig für
wahr zu halten, so wie die Vorstellung, dass wir in einer freien Demokratie
leben und die, dass ein Journalist vor unseren Augen ins Gefängnis geworfen
wird, weil er Fakten über die US-Regierung veröffentlicht hat.
Die breite Masse der Bürger ist den Protagonisten der Massenmedien bei der
Verleumdung von Assange nicht deshalb generell behilflich, um die Welt vor dem
Einfluss eines gefährlichen Individuums zu schützen, sondern um sich selbst zu
schützen, nämlich vor kognitiver Dissonanz. Diese Leute sind eifrig bemüht,
Verleumdungen über Assange zu glauben, weil die durch die
WikiLeaks-Veröffentlichungen aufgedeckten Fakten gigantische Löcher in die
Narrative über Welt, Nation und Gesellschaft reißen, in der zu leben die meisten
seit ihrer Schulzeit zu glauben gelernt haben. Diese Glaubenssätze sind so tief
in die gesamten Ego-Strukturen der Leute eingewoben, in ihr Selbstwertgefühl und
ihre Selbst-Identität, dass Narrative, die jene Glaubenssätze zu zerreißen
drohen, sich für sie genauso anfühlen wie persönliche Angriffe. Das ist der
Grund, weshalb man ganz einfache Bürger mit extremen Emotionen über Assange
reden hört, so als hätte er sie persönlich angegriffen; dabei war alles was er
tat, Fakten über die Mächtigen zu veröffentlichen [13] – doch weil diese Fakten
mit den festgefügten Identitätskonstrukten kollidieren, kann sich die kognitive
Dissonanz, die er sie dadurch erfahren ließ, wie ein Schlag ins Gesicht
anfühlen.
Gewöhnliche Bürger ertappen sich daher oft dabei, den Verleumdungen über Assange
zu glauben, denn das ist leichter zu glauben, als dass sich die eigene Regierung
daran beteiligen würde, einen Journalisten zum Schweigen zu bringen und
einzusperren, weil er Fakten veröffentlicht hat. Die Tatsache, dass die
Verfolgung Assanges nun das hässliche Gesicht der imperialen Tyrannei entblößt,
gibt ihnen nur noch mehr zu verteidigen.
Es mag zwar so aussehen, als würden sie Offensive spielen, aber sie spielen
Defensive. Sie greifen Assange an, weil sie die Notwendigkeit spüren, sich gegen
kognitive Dissonanz zu schützen.
Wenn sich Leute also eigenartig emotional und getriggert verhalten, wenn es um
das Thema der Inhaftierung von Assange geht, hat das sehr wenig mit den
Tatsachen zu tun, aber sehr viel mit der Dynamik psychologischer
Identitätsstrukturen. Dies in einer Debatte aufzuzeigen, mag nicht unbedingt von
Nutzen sein, aber es hilft zu verstehen, woher diese Leute kommen und warum sie
so agieren. Bleib dabei darauf hinzuweisen, dass die Gefühle der Leute keinen
Einfluss [14] auf die Gefahren haben, die uns allen durch Assanges Verfolgung
drohen.
D – Denk daran, dass die Last der Beweisführung bei demjenigen liegt, der eine
Behauptung aufstellt.
„Beweise deine Behauptung.“ Diesen Satz sollte man früh und oft einsetzen. Es
ist verblüffend, wie häufig ich Leute Behauptungen über Assange ausstoßen sehe,
von denen ich weiß, dass sie niemals belegt werden können: dass er ein
russischer Agent sei, ein Vergewaltiger, ein CIA-Asset und so weiter – was gut
zu Punkt B weiter vorn passt. Die Beweislast liegt immer bei der Seite, die die
Behauptung aufstellt [15], wenn sie es ablehnt, Beweise für ihre Behauptung zu
erbringen, kann man deren Argument öffentlich zurückweisen. Wenn jemand mit
einer spezifischen Behauptung über Assange in die Debatte kommt, lass ihn die
spezifische Information präsentieren, auf der die Behauptung beruht, damit du
diese dann widerlegen kannst. Wenn der Jemand sich weigert, stelle ihn
öffentlich zur Rede. Lass ihn nicht mit der irreführenden Taktik davonkommen,
die Beweislast auf dich abzuwälzen [16], und denke immer daran, dass alles, was
ohne Beweis präsentiert wird, auch ohne Beweis abgewiesen werden kann [17].
E – Lass dich nie dazu bringen, mehr Energie aufzuwenden, als sie es tun.
Caitlin Johnstone: „Life pro Tipp: Das Ziel eines jeden Internettrolls ist es,
dich in eine Diskussion reinzuziehen, für die du mehr Energie brauchst als er.
Wenn irgendjemand deine Postings anzweifelt, bestehe darauf, dass er seine
Behauptungen belegt und vollständige Gedankengänge benutzt. Wenn er sich
weigert, wurdest du getrollt.“
Dies ist sehr wichtig. Das Internet ist voll von echt trolligen Individuen, die
ihre Zeit damit verbringen, ihre eigenen inneren Schmerzen auszuagieren, indem
sie das Leben aus anderen saugen, und politische Debatten sind mit Sicherheit
nicht davon ausgenommen. Eine übliche Taktik ist es, kurze Phrasen, Halbgedanken
oder Wortsalat mit wenigen Fakten und noch weniger Argumenten zu nutzen, die
aber gerade genügend Biss haben, um dich dazu zu bringen, deine Energie mit
durchdachten, gut belegten Argumenten zu verschwenden, während dein Gegenüber
sich zurücklehnt und einfach weiter schwache, wenig Energie kostende Antworten
gibt, um dich am Laufen zu halten. So können die deine Zeit verschwenden und
dich völlig frustrieren, während sie selbst kaum Energie hineinstecken und zudem
nicht die Tatsache aufdecken müssen, dass sie selber kaum etwas zum Thema wissen
und daher auch keine wirklichen Argumente haben.
Lass nicht zu, dass die sich entspannt zurücklehnen. Zwinge sie dazu, sich
einzubringen. Wenn jemand eine substanzlose Aussage macht, einen kurzen blöden
Witz oder eine vage Andeutung, sage ihnen „Liefere ein echtes Argument mit
vollständigen Gedankengängen oder verschwinde.“ Wenn die dich mit einem
unverständlichen Wortsalat überschütten (eine Taktik, die auch häufig von
Missbrauchstätern mit narzistischer Persönlichkeitsstörung verwendet wird [18],
weil sie die Missbrauchsopfer in die Lage trickst, sich geradezu überschlagen zu
müssen im Erraten, wie sie darauf angemessen antworten können, und damit dem
Täter Macht geben), sage ihnen: „Das ist Gefasel. Drück dich deutlich aus und
benutze klare Argumente oder verschwinde.“
Das macht sie oft wütend, zum Teil, weil sie mit der Taktik üblicherweise ihr
ganzes Leben durchgekommen sind und sich daher berechtigt fühlen, auch von dir
Folgebereitschaft einzufordern; zum Teil auch, weil damit eine sehr unbewusste
und unattraktive Seite von ihnen in die Aufmerksamkeit und ins Bewusstsein
rückt. Doch wenn sie tatsächlich an einer echten und intellektuell ehrlichen
Debatte interessiert sind, werden sie es tun. Wenn sie es nicht sind – dann
nicht. Wenn sie sich weigern, klare und komplette Argumente zu liefern, die
ihrer Beweislast standhalten, mach eine Show daraus, sie für ihre Weigerung des
Platzes zu verweisen, und mach klar, dass du das tust, weil dein Gegenüber für
eine echte Debatte zu unredlich ist.
Jag’ sie niemals. Lass dich von ihnen jagen. Lass die niemals den Tanz führen,
während du ihnen nachläufst und versuchst, deren Strohmann-Umdeutungen ihrer
tatsächlichen Worte zu korrigieren, oder herauszufinden, was deren Wortsalate
ausdrücken sollen. Lass sie die Arbeit tun, von denen sie wollen, dass du sie
machst. Zwinge sie, sich entweder dem Licht zuzuwenden, in welchem ihre
Argumente sachgemäß überprüft werden können, oder sich mit der Verweigerung
dessen selbst zu disqualifizieren.
F – Beim Bekämpfen von Desinformation auf Twitter nutze diese Taktik:
Wenn man einen bekannten Twitter-Account sieht, der Desinformation über Assange
teilt, widerlegt man dessen Desinfo so klar und prägnant wie möglich, dann
retweeetet man seine Antwort an seine Follower. Diese werden es liken und
retweeten und damit im Thread höher steigen lassen, so dass Gelegenheitsleser
des Desinfo-Tweets meistens zugleich die widerlegende Antwort sehen. Wenn die
Antwort nur aus Text besteht, fügt man vor dem Retweeten einen Screenshot oder
die URL des Tweets ein, auf den geantwortet wird, damit die Follower auch den
üblen Post sehen, auf den geantwortet wird. Es wird so aussehen:
Dies erfüllt die doppelte Funktion, zum einen, den Schaden auszugleichen, den
die Desinformation angerichtet hat und zum anderen die eigenen Follower zu
alarmieren, beim Kampf gegen die Verleumdung zu helfen.
G – Weise andere bei jeder Gelegenheit darauf hin, dass sie eine Rufmordkampagne
weiterverbreiten.
Verpasse niemals die Gelegenheit, jedem Zeugen eines Dialogs aufzuzeigen, dass
die andere Partei eine Schmutzkampagne teilt, die von den Massenmedien mit dem
Ziel verbreitet wurde, künstlich Zustimmung für die Inhaftierung eines
Journalisten herzustellen, der US-Kriegsverbrechen aufgedeckt hat. Halte diesen
Dialog für alle im Kontext: Dass dies nicht nur zwei Leute betrifft, die eine
Meinungsverschiedenheit haben, sondern dass eine der Personen gezielt
Desinformation zum Nutzen der Agenda der mächtigsten Leute der Welt verbreitet
(einschließlich der Trump-Administration, was man vor allem Trump-Gegnern immer
wieder deutlich machen sollte), und die andere diesen Strom von Desinformation
zu stoppen versucht. Wann immer du ein Loch in ihrer Argumentation aufdeckst,
füge hinzu, dass es sich dabei um eine unlautere, inszenierte Verleumdung zum
Nutzen der Mächtigen handelt, bei deren Verbreitung so geholfen wird.
H – Mach deutlich, dass es um Assanges Inhaftierung und Auslieferung geht.
Einer der sehr wenigen Vorteile davon, dass Assange in der britischen Ausgabe
von Guantanamo Bay [19] hinter Gittern sitzt, statt in der ecuadorianischen
Botschaft eingelocht zu sein, ist, dass die Debatte jetzt so viel klarer und
ehrlicher ist. Man kann nicht mehr damit durchkommen zu behaupten, Assange sei
nur ein Feigling, der sich vor der Justiz versteckt, aber „gehen kann, wann
immer er will“, und sich dabei selbst lediglich als beiläufigen Beobachter
darzustellen, der nur mal seine Meinung kundtun wollte, dass der
Wikileaks-Gründer ein faschistischer, vergewaltigender russischer Spion ist, der
schlecht riecht und seine Katze misshandelt, weil es nun in Diskussionen immer
auch um die Tatsache geht, dass Assange im Gefängnis sitzt und seine
Auslieferung an die USA erwartet. Das macht den „beiläufigen Beobachter“
zwangsläufig entweder zu einem Befürworter der Auslieferung oder zu einem
Störer, der von der Diskussion darüber ablenken will.
Mach das jedem, der den Dialog mitbekommt, deutlich. Lass die „beiläufigen
Beobachter“ begreifen, dass sie entweder die Gefangennahme und Auslieferung von
Julian Assange für seine Rolle bei den Manning-Leaks gutheißen oder einfach
Erwachsene stören, die eine erwachsene Diskussion über dieses Thema führen
wollen. Wenn sie Assanges Inhaftierung und Auslieferung an die USA tatsächlich
befürworten, klärt das deine Argumentationslinie und lässt sie wie genau die
stiefelleckenden Schleimer des Imperiums aussehen, die sie ja auch sind. Behalte
die Tatsache, dass diese Leute tatsächlich die Auslieferung und Inhaftierung
eines Journalisten für das Publizieren von Fakten unterstützen, immer im
Vordergrund der Debatte, und lasse sie es immer wieder merken.
I – Mach dich mit den häufigsten Logikfehlern vertraut.
„Die 10 Gebote der Logik:
1. Du sollst nicht den Charakter einer Person attackieren, sondern das Argument.
(Ad hominem)
2. Du sollst nicht das Argument einer Person verdrehen oder überzeichnen, nur um
es besser angreifen zu können. (Strohmann-Trugschluss)
3. Du sollst nicht von wenigen Fällen auf das Ganze schließen. (Voreilige
Generalisierung)
4. Du sollst nicht deine Position mit einem Argument vertreten, von dem du nur
annimmst, dass es wahr ist. (Die eigentliche Frage übersehen)
5. Du sollst nicht behaupten, dass etwas, nur weil es vorab geschah, auch die
Ursache war. (Post hoc/ falsche Ursache)
6. Du sollst nicht das Argument auf zwei Möglichkeiten begrenzen. (Falsche
Dichotomy)
7. Du sollst nicht argumentieren, dass, nur weil bisher nichts anderes bewiesen
wurde, eine Behauptung richtig/oder falsch ist. (Ad ignorantum)
8. Du sollst nicht dem die Beweislast auferlegen, der die Behauptung
hinterfragt. (Last der Beweisumkehr)
9. Du sollst nicht schließen, dass aus dem Einen immer das Andere folgt, wenn es
keine logische Verbindung zwischen beiden gibt. (Non sequitur)
10. Du sollst nicht behaupten, dass eine Grundannahme wahr ist, nur weil sie
beliebt ist. (Mitläufereffekt)“
Es ist faszinierend, wie häufig sich Leute in trügerische Debattentaktiken
flüchten, wenn über Assanges Fall debattiert wird. Eine der interessantesten
Beobachtungen ist für mich zur Zeit, wie sehr sich die unbewussten
Verhaltensweisen unserer Zivilisation in dem Unterbewusstsein der Individuen
spiegeln [20], die diese Verhaltensweisen unterstützen. Jene, die Assanges
Verfolgung befürworten, sind generell einer intellektuell ehrlichen Beziehung
ihrer eigenen Haltung gegenüber abgeneigt, und das Gleiche gilt für die
Gegenargumente, die ihnen begegnen.
Darum mach dich mit den grundlegenden Täuschungsstrategien in Debatten [21]
vertraut, wie dem Strohmann-Argument [22] (Hierbei wird behauptet, dass du
eigentlich eine andere Position vertrittst als die, die du geäußert hast, und du
wirst dann für die erfundene andere Position attackiert, zum Beispiel so: „Du
verteidigst Assange, weil du ihn anbetest und für perfekt hältst.“) Oder mit der
ad-hominem-Taktik [23] (persönliche Attacken anstelle von Argumenten einsetzen,
wie etwa „Assange stinkt und hat Fäkalien an die Wände der Botschaft
geschmiert“) und mit Appellen an die Gefühle [24] (emotional aufgeladene
Statements anstelle von Fakten und Vernunft verwenden, z.B. „Du verteidigst
Assange nur, weil du ein Verfechter von Vergewaltigungen bist!“) Diese Beispiele
geben einen gedanklichen Rahmen für jene Situationen, in denen du spürst, dass
die Person mit der du streitest, schleimig und verschlagen ist, ohne dass du
klar sagen könntest, wieso.
J – Verlass dich so stark wie möglich auf Tatsachen und so wenig wie möglich auf
Meinung.
Lass dich nicht in einen emotionalen Austausch von Meinungen hineinziehen. Was
zählt, sind Tatsachen – und wie du im weiteren Verlauf des Artikels sehen wirst,
sind die Tatsachen auf deiner Seite. Stell sicher, dass du mit ihnen bestmöglich
vertraut bist.
Doch, ist er [25]. Die Veröffentlichung relevanter Informationen, damit die
Öffentlichkeit sich selbst über das Weltgeschehen informieren kann, ist das, was
Journalismus ausmacht. Aus diesem Grund wurde Assange gerade erst mit dem GUE/NGL-Preis
für „Journalisten, Whistleblower und Verteidiger des Rechts auf Information“
ausgezeichnet [26], weshalb das Team von WikiLeaks viele renommierte Preise für
Journalismus eingeheimst hat [27] und weshalb Assange ein Mitglied der
Australischen Medien-Gewerkschaft ist [28]. Erst als Menschen damit anfingen,
ernsthaft die echten Gefahren zu betonen, die seine Verhaftung für die
Pressefreiheit darstellt, wurde es Mode überall herumzublöken: „Assange ist kein
Journalist.“
Das Argument, wenn man es überhaupt so nennen kann, ist, da Assange ja keinen
Journalismus in konventionellem Sinn ausübt, könne die fingierte Anklage gegen
ihn [29] wegen seiner Rolle bei den Manning-Leaks auf keinen Fall eine Bedrohung
für andere Journalisten auf der ganzen Welt darstellen, die geleakte Dokumente,
welche Vergehen der US-Regierung aufdecken, veröffentlichen möchten. Dieses
Argument ist eine Wiederholung einer Äußerung [30], die Trumps damaliger
CIA-Direktor Mike Pompeo machte, als er verkündete, dass WikiLeaks überhaupt
kein journalistischer Kanal sei, sondern ein „feindlicher, nicht-staatlicher
Geheimdienst“. Eine Zuschreibung, die er sich mal eben aus den Fingern gesogen
hat, genauso wie die Trump-Administration Juan Guaidó zum Präsidenten Venezuelas
ernannte, die Golan-Höhen zu einem Teil Israels und das Militär des Iran zu
einer terroristischen Organisation erklärte. Pompeos Argument: Da WikiLeaks
jetzt das Label hat, das er sich ausdachte, kann es keinen Schutz der
Pressefreiheit mehr genießen und sollte daher zerstört werden.
Sie sind also schon so weit, Propaganda-Narrative, die direkt aus der
Trump-Administration kommen, wiederzukäuen. Aber noch wichtiger: Ihr Argument
ist Unsinn. Wie ich in dem hier verlinkten Aufsatz [31] darlege, ist die
US-Regierung, sobald von ihr mit Assange ein Präzedenzfall geschaffen wurde,
nicht mehr auf eure persönliche Definition dessen, was Journalismus ist,
angewiesen; sie werden ihre eigene Definition verwenden, basierend auf ihren
eigenen Interessen. Das nächste Mal, wenn sie jemanden anklagen wollen, weil er
etwas Ähnliches getan hat wie Assange, werden sie es einfach tun, unabhängig
davon, ob du glaubst, dass die nächste Person ein Journalist ist oder nicht. Es
kommt einem so vor, als ob Leute, die diese Verleumdung äußern, sich vorstellen,
dass die US-Regierung vor ihrer Haustür auftauchen und sagen wird: „Ja, hallo,
wir wollten diesen Journalisten inhaftieren, auf Grund des Präzedenzfalls, den
wir mit der Anklage von Julian Assange geschaffen haben, aber vorher wollten wir
herausfinden, ob du meinst, dass er ein Journalist ist oder nicht.“ Reine
Arroganz und Kurzsichtigkeit.
2. Verleumdung: „Er ist ein Vergewaltiger.“
Das Feedback, das ich bei der Zusammenstellung dieses Artikels erhalten habe,
deutet darauf hin, dass dies das ist, womit Assanges Verteidiger am meisten zu
kämpfen haben, und das ist verständlich: Es ist eine komplexe Situation, die
mehrere Regierungen, eine Fremdsprache, ein ausländisches Rechtssystem, viele
juristische Fachbegriffe, viele verschiedene Personen, einige emotional heikle
Themen und eine ausgiebige Menge an Informationen umfasst. Diese vielschichtige
Komplexität ist es, auf die sich Verleumder verlassen, wenn sie diese
Verleumdung verbreiten; die meisten Menschen verstehen die Dynamik nicht, so
dass es ihnen nicht offensichtlich ist, dass sie Desinformationen aufnehmen.
Aber nur weil die Art der Anschuldigung komplex ist, bedeutet das nicht, dass
das Argument komplex ist.
Edward Mercer: „Wenn er sich selbst an dasselbe Maß an Verantwortlichkeit
gehalten hätte, das er von Regierungen (außer Russland) erwartet, dann hätte er
diese Frau wahrscheinlich nicht vergewaltigt, stimmt’s?“
Caitlin Johnstone: „Ich weiß, dass dir das Fernsehen erzählt hat, dass du so tun
solltest, als wäre Assange wegen Vergewaltigung verurteilt worden, aber das
macht es nicht zu einer bewiesenen Behauptung. Wenn jemand bekanntermaßen ein
Ziel der CIA ist, dann ist ein Glaube ohne Beweise einfach sehr dumm. Vor allem
in der Zeit nach der Irak-Invasion.“
Das stärkste, einfachste und offensichtlichste Argument gegen die „Vergewaltiger“- Verleumdung
ist, dass es sich um eine unbewiesene Behauptung handelt, die Assange [32] immer
von sich gewiesen hat [33], und man müsste verrückt sein, um eine völlig
unbewiesene Anschuldigung gegenüber einem bekannten Opfer von US-Geheimdiensten
zu glauben. Es ist genauso dumm, wie unbewiesene Behauptungen über Regierungen
zu glauben, die Ziel eines US-Regimewechsels sind, wie etwa der Glaube, dass
Saddam Massenvernichtungswaffen hatte.
Tatsache ist: Wenn man gegen Amerikas undurchsichtige und von niemandem zur
Verantwortung zu ziehende Regierungsdienste vorgeht, dann finden diese „für
jeden Tag der Woche einen Weg, um sich an dir zu rächen“, um aus dem Evangelium
von Schumer zu zitieren [34].
Ich weiß, dass uns allen gesagt wurde, dass wir allen Frauen vorbehaltlos
glauben müssen, die sagen, dass sie vergewaltigt wurden, und im Allgemeinen ist
es eine gute Idee, die patriarchalische Gewohnheit unserer Gesellschaft
aufzugeben, diejenigen nicht ernst zu nehmen, die sagen, dass sie vergewaltigt
wurden. Aber sobald man das zu einer harten, strengen Regel macht, die keinen
Spielraum mehr dafür lässt, die Pläne der Mächtigen in Frage zu stellen, kannst
du hundertprozentig sicher sein, dass die Mächtigen anfangen werden, diese Regel
zu benutzen, um uns zu manipulieren.
Jene Menschen, die das „Vergewaltiger“-Narrativ aggressiv befördern und sagen:
„Frauen muss man glauben!“, scheren sich nicht um Vergewaltigungsopfer, ebenso
wenig wie all die Hillary-Anhänger, die sagten: „Bernie sagt, dass du dich
benehmen musst“, nachdem sich der Demokratische Parteitag 2016 um Bernie
gekümmert hatte. Anfang dieses Monats wurden meine Twitter-Privilegien
ausgesetzt [35], als ich auf einen bösartigen Assange-Hasser losging, der sagte,
dass ich gelogen hätte, mehrere Vergewaltigungen selbst überlebt zu haben,
während er gleichzeitig seine „Glaube allen Frauen“-Masche rausposaunte. Die
politisch-mediale Klasse des westlichen Imperiums, die nie zögert, den
gewaltsamen Sturz souveräner Regierungen und all das Sterben, die Zerstörung,
das Chaos, den Terrorismus, das Leiden und ja, auch Vergewaltigungen, die
notwendigerweise mit diesen Aktionen einhergehen, zu unterstützen, sie
interessiert sich nicht für Vergewaltigungsopfer in Schweden.
Man könnte Tage damit verbringen, alle Artikel durchzugehen, die über die
Einzelheiten der schwedischen Ermittlungsverfahren geschrieben wurden, aber
lasst mich versuchen, sie so kurz wie möglich zusammenzufassen:
Die Gesetze über einvernehmlichen Sex und Vergewaltigung sind in Schweden
deutlich anders als in den meisten anderen Gesellschaften. Assange hatte im
August 2010 in Schweden einvernehmlichen Sex mit zwei Frauen, mit „SW“ und „AA“.
SW und AA kannten sich und simsten miteinander über die Treffen, und nachdem AA
von einigen unangenehmen sexuellen Erfahrungen erfuhr, von denen SW sagte, dass
sie diese mit Assange gemacht hatte, überzeugte AA SW, zusammen zur Polizei zu
gehen, um Assange zu zwingen, einen AIDS-Test zu machen. AA brachte sie zu einem
ihrer Bekannten und politischen Verbündeten, der auch Polizeibeamter war. SW
sagte, dass eines der Male, bei denen Assange Sex mit ihr begonnen hatte,
passierte, während sie „im Halbschlaf“ war (rechtlich und buchstäblich sehr
verschieden von Schlaf) und ohne Kondom, und AA sagte, dass Assange sein Kondom
absichtlich beschädigt hätte, bevor er es benutzte. SW flippte aus, als sie
erfuhr, dass die Polizei Assange wegen des Vorfalls im Halbschlaf wegen
Vergewaltigung anzeigen wollte, und weigerte sich, irgendein juristisches
Dokument zu unterschreiben, das besagt, dass er sie vergewaltigt habe. Sie
schickte eine SMS [36], dass sie „keine Anklage gegen JA erheben wollte, aber
die Polizei wollte ihn zu packen kriegen“. Und sie sagte, dass sie von der
Polizei und anderen um sie herum überrumpelt worden sei [37]. AA machte bei dem
Prozess mit.
Um ein grundlegendes Verständnis der Ereignisse von Anfang bis Ende 2012 zu
erlangen, empfehle ich dringend, sich zehn Minuten Zeit zu nehmen, um dieses
animierte Video anzusehen[38]:
- Dies alles geschah nur wenige Monate nachdem Assange die US-Kriegsmaschine mit
der Veröffentlichung des Collateral Murder-Videos [39] erzürnt hatte, und es war
bereits bekannt, dass US-Behörden auf der Jagd nach ihm waren [40] .
- Es ist offensichtlich, dass hinter den Kulissen dieses ganzen Martyriums
extreme Manipulationen durch die Regierung stattgefunden haben. Mehr dazu in den
folgenden Punkten.
- Das Kondom, das AA als Beweis dafür vorgelegte, dass Assange ein beschädigtes
Kondom benutzt hätte, enthielt keine DNA-Spuren [41], weder von ihr noch von
Assange.
- Assange hat beständig alle Vorwürfe zurückgewiesen.
- Keine der beiden Anklägerinnen behauptete eine Vergewaltigung. AAs
Anschuldigung war keine Anschuldigung der Vergewaltigung und SW weigerte sich
wiederholt, eine Beschuldigung wegen Vergewaltigung zu unterschreiben.
- AA hat einmal einen Artikel [42] darüber geschrieben, wie man sich an Männern
rächen kann, die einen „abservieren“.
- Schweden hat strenge Gesetze [43], die die Vertraulichkeit des Angeklagten bei
Ermittlungsverfahren wegen angeblicher Sexualstraftaten schützen, aber einige
willkommene Leaks haben dieses Gesetz umgangen und ermöglicht, dass Assange
seither als Vergewaltiger beschimpft werden kann. Assange erfuhr von den
Vorwürfen gegen ihn aus den Schlagzeilen der lokalen Boulevardpresse Expressen,
wo AA zufällig als Praktikantin gearbeitet hatte.
- Nachdem ein Haftbefehl erlassen wurde, setzte eine Oberstaatsanwältin namens
Eva Finne ihre Autorität ein und hob diesen auf, und am 25. August ließ sie die
Angelegenheit vollständig fallen und sagte, dass die Beweise „keinerlei
Verbrechen enthüllten“ [44].
- Aus heiterem Himmel wurde die Sache am 29. wieder aufgenommen, diesmal von
einer anderen Staatsanwältin namens Marianne Ny.
- Am 30. September ging Assange freiwillig zur Polizei, um eine Aussage zu
machen. In der Aussage sagte er dem Beamten, dass er befürchte, dass diese in
der Expressen landen würde. Woher ich das weiß? Die vollständige Aussage wurde
an die Expressen geleakt.
- Assange blieb fünf Wochen in Schweden und wartete darauf, verhört zu werden,
dann ging er nach Großbritannien, nachdem ihm ein Staatsanwalt gesagt hatte,
dass man ihn nicht wegen eines Verhörs suchen würde.
- Nach der Abreise gab InterPol bizarrerweise eine Red Notice für Assange
heraus, die normalerweise Terroristen und gefährlichen Kriminellen vorbehalten
ist, nicht angeblichen Erstvergewaltigern. Diese äußerst unverhältnismäßige
Reaktion ließ bei Assanges Rechtsabteilung sofort den Verdacht aufkommen, dass
es sich hierbei nicht nur um Vergewaltigungsvorwürfe handelte, und sie
beschlossen, gegen seine Auslieferung nach Schweden zu kämpfen, aus Angst, dass
es zu einer Auslieferung an die Vereinigten Staaten kommen würde, einem Land,
das von WikiLeaks erst kurz zuvor mit äußerst peinlichen Leaks über
Kriegsverbrechen in Verlegenheit gebracht worden war.
- Im Dezember 2010 ging Assange wie vereinbart zu einer britischen
Polizeistation und wurde verhaftet. Er verbringt zehn Tage in Einzelhaft und
wurde auf Kaution freigelassen, dann verbrachte er 550 Tage unter Hausarrest mit
einer elektronischen Fußfessel.
- Wir wissen jetzt, dass bereits zu dieser Zeit eine Grand Jury in East Virginia
eingerichtet worden war, um ein Verbrechen zu finden, für das er gehängt oder
zumindest bis zum Ende seines Lebens weggesperrt werden sollte. Assanges Anwälte
waren sich dessen bewusst.
- Der Oberste Gerichtshof Großbritanniens entschied, dass Assange an Schweden
ausgeliefert werden sollte, die Schweden weigerten sich, die Zusicherung zu
geben, dass er nicht an die USA ausgeliefert werden würde, und die USA weigerten
sich, irgendeine Zusicherung dafür zu geben, dass sie seine Auslieferung und
Anklage nicht fordern würden. Hätte eines der beiden Länder eine solche
Zusicherung – wie von Amnesty International [45] gefordert – abgegeben, wäre
Assange nach Schweden gereist und die ganze Qual wäre zu Ende gewesen.
- Sie wurde nie beendet, weil es nie um Vergewaltigung oder Gerechtigkeit ging
[46]. Es ging um die Auslieferung von Assange an die Vereinigten Staaten wegen
seiner Veröffentlichungen.
- Als sich das Zeitfenster für die Auslieferung nach Schweden schloss,
beantragte Assange 2012 Asyl in der ecuadorianischen Botschaft, weil er sich als
Journalist in Gefahr einer unfairen Strafverfolgung befand. Das Asyl wurde ihm
gewährt.
- Vor einigen Tagen erfuhren wir, dass in der Eidesstattlichen Erklärung des FBI
[47], welche Assanges Verhaftung in der Botschaft unterstützt, behauptet wird
„Anstatt im Juni 2012 den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anzurufen
ist Assange in die Botschaft geflohen“. Aber laut Assange [48] war es Marianne
Ny (die schwedische Staatsanwältin, d. Red.) die dafür gesorgt hatte, die
Möglichkeit zur Anrufung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu
streichen, indem sie die Frist von 14 Tagen auf Null Tage reduzierte und ihm
damit die Tür vor der Nase zuschlug.
- Im Jahr 2013 versuchte Schweden, das Auslieferungsverfahren einzustellen [49],
wurde aber von britischen Staatsanwälten davon abgehalten, was wir erst 2018
erfahren haben.
- Im Jahr 2017 erfuhren wir [50], dass die britische Staatsanwaltschaft (CPS)
die Schweden davon abgehalten hatte, Assange 2010 oder 2011 in London zu
verhören, was die gesamte Botschaftskrise von vorn herein hätte verhindern
können, und dass der CPS wichtige E-Mails über Assange vernichtet hatte.
- Wir erfuhren auch, dass Marianne Ny eine E-Mail [51] gelöscht hatte, die sie
vom FBI erhalten hatte und von der sie behauptete, dass sie nicht
wiederhergestellt werden könne.
- Im Mai 2017 schloss Marianne Ny ihre Untersuchung ab und hob den
Auslieferungshaftbefehl auf, seltsamerweise genau an dem Tag [52], an dem sie
vor dem Stockholmer Gericht erscheinen sollte, um dazu verhört zu werden, warum
sie Assanges Verteidigerin [53] ausgeschlossen hatte und zu weiteren
Unregelmäßigkeiten [54] während seiner Befragung in der Botschaft im November
des vorangegangenen Jahres.
- Assange wurde nie angeklagt, obwohl er von schwedischen Staatsanwälten in der
Botschaft gründlich verhört worden war [56], bevor die Untersuchung eingestellt
wurde. Einige Verleumder behaupten, dass dies auf eine Formalität des
schwedischen Rechts zurückzuführen sei, die es der Regierung unmöglich machte,
ihn in Abwesenheit anzuklagen, aber Schweden kann und hat Personen [57] in
Abwesenheit angeklagt. Mit Assange haben sie das nicht gemacht, sie zogen es aus
irgendeinem seltsamen Grund vor, weiterhin darauf zu bestehen, dass er ohne
Zusicherungen gegen eine Weiterauslieferung an die USA nach Schweden kommt.
- Kurz nach Assanges Verhaftung in der Botschaft berichtete Charles Glass von
The Intercept [58], dass „Quellen des schwedischen Geheimdienstes mir damals
sagten, sie glaubten, dass die USA Schweden dazu angetrieben hatte, den Fall
weiter zu verfolgen“.
- Es kann nicht geleugnet werden, dass Regierungen auf der ganzen Welt eine
umfangreiche [59] und gut dokumentierte [60] Geschichte über den Einsatz von Sex
zur Verfolgung strategischer Ziele haben, und es gibt keinen triftigen Grund,
dies auf irgendeiner Ebene als Möglichkeit auszuschließen.
- Manchmal wollen Verleumder fälschlicherweise behaupten, dass Assange oder
seine Anwälte während des Gerichtsverfahrens zugegeben hätten, dass Assange eine
Vergewaltigung begangen habe oder dass Berichten in den Massenmedien zufolge das
Verfahren mit einer Strategie verzögert wurde, bei der Assanges Rechtsabteilung
argumentierte, dass das, wofür Assange beschuldigt wurde, keine Vergewaltigung
darstellen würde, selbst wenn es wahr wäre. Diese gebräuchliche legale Strategie
wurde eingesetzt um eine Auslieferung zu verhindern und stellte in keiner Weise
das Eingeständnis dar, dass sich die Ereignisse in der behaupteten Art und Weise
ereignet haben. Doch Massenmedienberichte wie diese [61] haben es bewusst so
verdreht, dass es so zu sein schien. Weder Assange noch seine Anwälte haben
jemals ein solches Eingeständnis gemacht.
Weitere Informationen zu den Details der Vergewaltigungsanklage findet man in
den folgenden Quellen:
- Im Abschnitt mit dem Titel „Sex, Lügen und Julian Assange“ von 4 Corners 2012
[62].
- Im Artikel im Observer von 2016 [63] mit dem Titel „Exklusive neue Dokumente
zweifeln an den Vergewaltigungen von Julian Assange in Stockholm“.
- In der Chronik der Ereignisse [64] von Peter Tatchell mit dem Titel „Assange:
Schweden und Großbritannien behinderten die Untersuchung von Sexualverbrechen“.
- In diesem John Pilger-Artikel [65] mit dem Titel „Julian Assange ergreifen:
Die nicht erzählte Geschichte“.
- In diesem Bericht von Justice Integrity [66] Artikel mit dem Titel „Assange
Rape Defense Underscores Shameful Swedish, U.S. Tactics“ (Assanges
Vergewaltigungsverteidigung hebt die beschämenden schwedischen und US-Strategien
hervor).
- In dem bereits erwähnten zehnminütigen YouTube-Video [67].
Einige feministische Essays über die wütende Heuchelei des gesamten
patriarchalischen Imperiums, welches sich plötzlich so sehr um die Möglichkeit
sorgt, dass ein Mann auf unangemessene Weise Sex begonnen haben könnte, findet
ihr hier:
- Aufsatz von Naomi Wolf [68] mit dem Titel „J’Accuse: Schweden, Großbritannien
und Interpol beleidigen Vergewaltigungsopfer weltweit“
- Artikel des Guardian [69] von Women Against Rape mit dem Titel „Wir sind Women
Against Rape, aber wir wollen nicht, dass Julian Assange ausgeliefert wird –
seit Jahrzehnten kämpfen wir dafür, dass Vergewaltiger gefasst, angeklagt und
verurteilt werden. Aber die Verfolgung von Assange ist eine politische.“
Ich sehe viele gut meinende Assange-Verteidiger, die einige sehr schwache und
wenig hilfreiche Argumente gegen diese Verleumdung verwenden und zum Beispiel
vorschlagen, dass ungeschützter Sex ohne die Erlaubnis der Frau nicht als
sexueller Übergriff eingestuft werden sollte oder dass, wenn AA angegriffen
worden wäre, sie sich danach zwangsläufig anders verhalten hätte. Jede
Argumentationslinie dieser Art wird sehr erschreckend aussehen für Men
schen wie
mich, die glauben, dass die Vergewaltigungskultur eine allgegenwärtige
gesellschaftliche Krankheit ist, die weit über das herkömmliche Verständnis von
Vergewaltigung hinausgeht, welches dabei nur an einen Fremden in einer dunklen
Gasse denkt, der mit gezücktem Messer gewaltsam in die Frau oder Tochter eines
Mannes eindringt. Versucht nicht, das zu rechtfertigen, wofür Assange
beschuldigt wird, sondern weist nur darauf hin, dass es keine konkreten Beweise
für seine Schuld gibt, und dass sehr mächtige Menschen hinter den Kulissen
dieses Narrativs eindeutig einige Fäden ziehen.
Schließlich bleibt die Tatsache bestehen, dass, selbst wenn Assange irgendwie
der Vergewaltigung für schuldig befunden werden sollte, das Argument „er ist ein
Vergewaltiger“ kein legitimer Grund dafür ist, eine US-Auslieferung und -Anklage
zu unterstützen, die einen Präzedenzfall für die allseitige Bedrohung der
Pressefreiheit schaffen würde. „Er ist ein Vergewaltiger“ und „Es ist in
Ordnung, dass ihn das westliche Rechtssystem für seine
Veröffentlichungsaktivitäten dem Eastern District of Virginia überstellt“ sind
zwei völlig unterschiedliche Gedanken, die nichts miteinander zu tun haben. Also
hat jeder, der versucht, die beiden in irgendeiner Weise zu verbinden, ein
schlechtes Argument vorgebracht und sollte sich schlecht fühlen.
3. Verleumdung: „Er hat sich in der Botschaft
vor Vergewaltigungsvorwürfen
versteckt.“
Nein, hat er nicht; er versteckte sich vor der US-Auslieferung. Und seine
Verhaftung in diesem Monat unter einem US-Auslieferungsbefehl hat bewiesen, dass
er damit Recht hatte.
Menschen die behaupten, Assange „verstecke sich vor Vergewaltigungsanklagen“,
machen notwendigerweise zwei offensichtlich absurde Behauptungen: Erstens, dass
Assange keinen Grund habe, die Auslieferung in die USA zu befürchten, und
zweitens, dass Ecuador über seine offiziellen Gründe für die Gewährung von Asyl
lügt – dass die Regierung Correa eigentlich nur damit beschäftigt war, Menschen
aus irgendwelchen seltsamen Gründen vor Vergewaltigungsanklagen zu schützen.
Die ecuadorianische Regierung ihrerseits äußerte sich in ihrer offiziellen
Erklärung [70] glasklar über die Gründe, aus denen sie Assange Asyl gewährte,
indem sie sagte, dass es „ernsthafte Hinweise auf Vergeltungsmaßnahmen des
Landes oder der Länder gibt, aus denen die von Herrn Assange offengelegten
Informationen stammen. Vergeltungsmaßnahmen, die seine Sicherheit, Integrität
und sogar sein Leben gefährden können“, und dass „die gerichtlichen Beweise
eindeutig zeigen, dass Herr Assange bei einer Auslieferung an die Vereinigten
Staaten keinen fairen Prozess bekommen würde, er könnte von einem Sonder- oder
Militärgericht verurteilt werden, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass er
eine grausame und erniedrigende Behandlung erfährt und zu einer lebenslangen
Freiheitsstrafe oder der Todesstrafe verurteilt wird, womit seine Menschenrechte
verletzt werden würden.“
Viele der gewöhnlichen Assange-Hasser, denen man in Online-Foren begegnet, haben
einfach überhaupt keine Ahnung davon, was politisches Asyl ist und wie es
funktioniert. Weil sie ihre Informationen von den gleichen Massenmedien
beziehen, die immerhin siebzig Prozent der Amerikaner [71] dazu brachten, auch
sechs Monate nach der Irak-Invasion noch zu glauben, dass Saddam hinter den
Anschlägen vom 11. September steckte. Sie glauben entweder, dass (A) Assange ein
seltsames Schlupfloch gefunden hat, das es ihm ermöglichte, sich vor allen
strafrechtlichen Anschuldigungen zu verstecken, einfach indem er sich in einer
Botschaft aufhielt, ohne die Erlaubnis der Regierung dieser Botschaft, oder dass
(B) die ecuadorianische Regierung mir nichts dir nichts politisches Asyl an
jeden verteilt, der wegen sexueller Gewalt angeklagt wurde. Diese Überzeugungen
können nur durch die rigorose Entschlossenheit aufrechterhalten werden, nicht zu
sehr über sie nachzudenken.
Assange versteckte sich nicht vor der Gerechtigkeit, er versteckte sich vor der
Ungerechtigkeit. Seine einzige Sorge galt immer nur der Vermeidung einer
Auslieferung und einem ungerechten Prozess, weshalb er angeboten hatte, nach
Schweden zu gehen, um dort verhört zu werden, wenn sie nur die Zusicherung geben
würden, dass er nicht weiter an die USA ausgeliefert werden würde. Schweden
weigerte sich. Amerika weigerte sich. Warum taten sie das? Wenn Schweden
wirklich nur an der Auflösung einer Vergewaltigungs-Ermittlung interessiert
wäre, warum sollten sie dann, um das zu erreichen, nicht die Zusicherung geben,
dass sie ihn nicht in die Vereinigten Staaten ausliefern würden?
Die Tatsache, dass Assange durchaus bereit war, nach Schweden zu reisen und die
Ermittlungen durchzustehen, ist das Todesurteil für die Verleumdung „er
versteckt sich vor Vergewaltigungsanklagen“, und es wirft ernsthafte Zweifel auf
an der Verleumdung „Er ist ein Vergewaltiger“.
Die US-Regierung folterte Chelsea Manning [72]. Trumps aktuelle CIA-Direktorin
wird „Bloody Gina“ [73] genannt, wegen ihrer Vorliebe für Folter in schwarzen
CIA-Gefängnissen. Er (Assange) hatte allen Grund, die Auslieferung mit
Todesangst zu fürchten und dabei zu bleiben. Die richtige Antwort auf jeden, der
behauptet, Assange hätte alles tun sollen, was ihm die Auslieferung hätte
ermöglichen können, lautet: „Wie gut, glaubst du, würde es dir unter Folter
ergehen, du harter Hund?“
4. Verleumdung: „Er ist ein russischer Agent.“
Nicht einmal die US-Regierung behauptet, dass WikiLeaks die Veröffentlichung der
E-Mails der Demokratischen Partei absichtlich mit dem Kreml koordiniert hat. Im
Bericht von Sonderermittler Robert Mueller hieß es lediglich [74], dass Guccifer
2.0 die Quelle der E-Mails war, und dass Guccifer 2.0 eine Persona gewesen sei,
die verdeckt von russischen Verschwörern betrieben wurde. Das Narrativ, Assange
habe wissentlich insgeheim mit der russischen Regierung zusammen gearbeitet oder
sei gar von ihr angeheuert worden, ist eine Wahnvorstellung, ein Produkt der
übergeschnappten Russlandhysterie, welche sich in alle Ecken des politischen
Mainstreamdiskurses ausgebreitet hat. Dafür gibt es keine Beweise und alle, die
so etwas behaupten, sollten korrigiert und entlarvt werden.
Aber wir brauchen nicht einmal soweit nachzugeben. Bis heute liegen überhaupt
keine konkreten Beweise für das Narrativ der US-Regierung über russische Hacker
vor, und nach den Erfahrungen mit der Irak-Invasion gibt es keinen guten Grund,
diese Geschichte zu akzeptieren. Es gibt Behauptungen von undurchsichtigen
Regierungsdiensten und ihren verbündeten Betrieben innerhalb der zentralen
US-Machtstrukturen, Behauptungen sind aber keine Beweise. Mueller hat zwar
Anklagen erhoben, aber Anklagen sind Behauptungen und Behauptungen sind keine
Beweise. Der Mueller-Bericht enthält Behauptungen, aber die Zeitachse ist
gesiebt mit Handlungslücken [75]. Selbst wenn es keine Lücken gäbe, wären die
Behauptungen im Mueller-Bericht keine Beweise. Das bedeutet nicht, dass Russland
niemals Hacker benutzen würde, um sich in weltpolitische Angelegenheiten
einzumischen, oder dass Wladimir Putin besonders tugendhaft wäre; es bedeutet
nur, dass seit dem Debakel im Irak nur dem Herdentrieb erlegene menschliche
Rindviecher den unbelegten Behauptungen undurchsichtiger Regierungsdienste, die
niemandem Verantwortung schulden, Glauben schenken, vor allem, wenn es dabei um
Regierungen geht, die Gegner dieser Dienste sind.
Wenn der Öffentlichkeit die Einsicht in die Beweise nicht gewährt wird, dann
gibt es aus der Sicht der Öffentlichkeit keine Beweise. Unsichtbare Beweise sind
keine Beweise, egal wie viele Regierungsbeamte beteuern, dass es sie gibt.
Der einzige Grund, warum die Mehrheit glaubt, dass Russland sich 2016 in die
amerikanischen Wahlen eingemischt hat, ist der, dass die Medien diese Behauptung
unaufhörlich als eine etablierte und bewiesene Tatsache darstellen, immer
wieder, Tag für Tag, seit Jahren. Eine solch endlose Wiederholung ersetzt
bekanntlich den Wahrheitsbeweis aufgrund einer Schwäche der menschlichen
Wahrnehmung; diese Schwäche ist als „Wahrheitseffekt“ [76] bekannt und verleitet
unser Gehirn dazu, bereits früher gehörte Behauptungen als bekannte Tatsachen
einzustufen. Wiederholte Behauptungen sind aber nicht dasselbe wie bekannte
Tatsachen.
Als er im Januar 2017 auf Fox News [77] erklärte, „unsere Quelle ist nicht die
russische Regierung oder irgendein Teil des Staates“, hat Julian Assange
seinerseits unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass die russische
Regierung nicht WikiLeaks’ Quelle für die E-Mails war. Ob man ihm nun vertraut
oder seinen Aussagen skeptisch gegenüber steht, es bleibt eine Tatsache, dass es
bisher noch keine Beweise gibt, die ihm widersprechen. Alle Behauptungen, dass
er lügt, sind daher unbewiesen.
Das ist das beste Argument, das es gibt. Es wird oft darauf hingewiesen, dass
viele Experten [78] der Idee einer russischen Hacker-Intervention widersprechen,
weil es als bewiesen gilt, dass der DNC-Download lokal via USB-Stick und nicht
ferngesteuert via Exfiltration stattfand. Meiner Meinung nach ist dies eine
schwache Argumentation, um über das Narrativ der Quellen von WikiLeaks zu
streiten. Es ist eine schwache Strategie, weil sie die Beweislast auf die Person
verlagert, die den Vorwürfen widerspricht und sie zwingt, ihre Position mit
komplizierten Aussagen über Datenübertragungsraten und so weiter zu verteidigen,
was von den meisten nicht verstanden wird. Es ist unnötig, sich den Schuh
anzuziehen und sich in eine Position der Verteidigung hinein zu manövrieren,
wenn man einfach in die Offensive gehen kann. Jeder, der behauptet Russland sei
die Quelle der Leaks gewesen, soll seine Aussagen erst einmal beweisen. Dann
kann man seine Argumente durchlöchern.
Es gibt keine Beweise dafür, dass Assange der russischen Regierung jemals
geholfen hat, weder wissentlich noch unwissentlich. Vielmehr hat WikiLeaks
hunderttausende Dokumente zu Russland [79 ]veröffentlicht, hat kritische
Bemerkungen über die russische Regierung gemacht [80] und russische Dissidenten
verteidigt. 2017 wurde ein riesiger Fundus namens „Spy Files: Russia“ [81]
veröffentlicht, worin russische Überwachungspraktiken aufgedeckt werden.
Natürlich ist der einzige Grund, warum diese Verleumdung neuerdings auftaucht,
dass die Leute glauben wollen, die jüngste Inhaftierung von Julian Assange hätte
etwas mit den 2016er E-Mail-Veröffentlichungen von WikiLeaks zu tun. Es ist
nicht nur die propagandatreue Masse, welche diese falschen Behauptungen im
ganzen Internet verbreitet, sondern auch Vorsitzende der demokratischen Partei,
wie der Leiter der Senatsminderheit Chuck Schumer [82], und der Präsident des
Center for American Progress, Neera Tanden [83]. Wie wir inzwischen alle wissen
sollten, hat die völlig unrechtmäßige Verhaftung Assanges [84] in der Tat nichts
mit 2016 oder Russland zu tun, sondern mit den 2010er Leaks von Manning, mit
denen die Kriegsverbrechen der USA aufgedeckt wurden. Wer etwas anderes
behauptet, teilt einfach nur mit, dass er der Gehirnwäsche über russische
Verschwörungstheorien erlegen ist und kein Interesse daran hat, diesen
Charakterfehler zu beheben.
Verleumder könnten behaupten: „Nun, er gehorcht dem Kreml!“ Wenn man fragt, was
sie meinen, wird man erfahren, dass WikiLeaks sich gegen die westlichen
Narrative von Intervention und Kriegspropaganda, wie der Bombardierung Syriens
durch Trump, ausspricht, oder gegen das weit verbreitete Russland-Narrativ des
Establishments, welches versucht, WikiLeaks selbst zu belasten. Dies bedeutet
nicht „dem Kreml gehorchen“, sondern gegen Interventionen zu sein und sich gegen
unbelegte Verleumdungen zu verteidigen. Niemand, der das Video „Collateral
Murder“ von 2010 gesehen hat, wird bezweifeln, dass die Kritik an der
US-Kriegsmaschinerie zur DNA von WikiLeaks gehört und von zentraler Bedeutung
für seine Existenz ist.
Erfahrungsgemäß wird jeder, der den westlichen Interventionismus ablehnt, als
russischer Agent verunglimpft [85], sobald er einen genügend hohen
Bekanntheitsgrad erreicht; Hofierer des rechts stehenden Imperiums beteiligten
sich gern an diesen Verunglimpfungen [86], schon Jahre bevor die
gehirngewaschenen Maddow-Muppets sich ihnen anschlossen. Russland hat, wie viele
souveräne Staaten, eigene Gründe, den westlichen Interventionismus abzulehnen.
Diejenigen, die mit genug Einsatz ihre kognitiven Verrenkungen aufrechterhalten,
können deshalb auf jeden Kritiker des westlichen Imperialismus zeigen und rufen
„Schaut! Sie sind dagegen! Russland ist auch dagegen, sie sind also für
Russland!“ In Wirklichkeit ist es höchst unwahrscheinlich, dass Westler, die
sich dem westlichen Interventionismus widersetzen, besonders stark mit Russland
verbunden sind. Der westliche Interventionismus wird nicht abgelehnt, um eigene
geostrategische Positionen zu schützen, wie Moskau es tut, sondern weil der
westliche Interventionismus durchgängig boshaft, betrügerisch und verhängnisvoll
ist.
Verleumder könnten sagen: „Er ist doch 2012 in RT aufgetreten!“ Na und? Welcher
andere Sender würde ein Fernsehprogramm ausstrahlen, welches von Julian Assange
moderiert wird? Nenn mir einen. Ich warte. Wenn einem kein solcher Sender
einfällt, sollte man die Möglichkeit bedenken, dass Assanges Auftritte auf RT
darauf zurückzuführen waren, dass die westlichen Massenmedien den Stimmen gegen
den Krieg und der Kritik am politischen Status quo keine Plattform mehr bieten.
Sie könnten dies jederzeit ändern [87] und das gesamte Publikum von RT mitsamt
den Hauptdarstellern übernehmen. Die Tatsache, dass sie dies nicht tun, zeigt,
dass sie sich keine Sorgen um RT machen; sie machen sich Sorgen um dissidente
Denker wie Assange.
In Wirklichkeit wurde Assanges Show von 2012, „The World Tomorrow“, unabhängig
von RT produziert [88] und ist vom Sender nur ausgestrahlt worden, genau wie die
Show von Larry King. Niemand, der nicht einen Aluhut trägt, glaubt, dass Larry
King ein russischer Agent ist und tatsächlich bestreitet King hartnäckig und
lautstark [89], dass er für RT arbeitet oder Anweisungen von ihnen
entgegennimmt.
Die einzigen, die behaupten, dass Assange ein russischer Agent sei, sind
diejenigen, welche unglücklich sind mit den Enthüllungen von WikiLeaks, seien es
die Kriegsverbrechen der USA oder die korrupten Manipulationen einiger Führer
der Demokratischen Partei. Diese Verleumdung ist vollkommen gegenstandslos und
sollte als solche behandelt werden.
5. Verleumdung:
„Er wird als Hacker verklagt, nicht als Journalist.“
Nein, die Anklage richtet sich gegen seine journalistische Tätigkeit. Assange
wird auf der Grundlage genau des selben Beweismaterials angeklagt [90], zu dem
die Obama-Regierung Zugang hatte, als sie untersuchte, ob er wegen seiner Rolle
bei den Manning Leaks angeklagt werden könnte. Die Regierung Obama entschied,
dass Assange unmöglich auf Grundlage der Beweise belangt werden könnte [91],
weil das die Pressefreiheit gefährden würde. Die Dinge, die Assange vorgeworfen
werden, gehören zum journalistischen Alltag, wie auch Micah Lee und Glenn
Greenwald von The Intercept erklärt haben [92]: Versuchen, einer Quelle dabei zu
helfen, unerkannt zu bleiben, Maßnahmen ergreifen, um zu versuchen, ihre
Kommunikation zu verbergen, und Manning ermutigen, mehr Material
bereitzustellen. Das ist alles, was Assange vorgeworfen wird; in der Anklage
selbst kommt „Hacking“ nicht vor.
Joe Emersberger von Fair.org hat Folgendes bemerkt [93]:
„Assange könnte nun eine noch brutalere Strafe bevorstehen, wenn das Vereinigte
Königreich ihn an die USA ausliefert; wo er wegen „Verschwörung“ [94] angeklagt
ist, weil er versucht haben soll, Manning zu helfen, ein Passwort zu knacken,
welches ihr „hätte ermöglichen können“, ihre Spuren besser zu verwischen. Mit
anderen Worten, die mutmaßliche Hilfe beim Knacken des Passworts hat nicht
funktioniert und hat auch nicht dazu geführt, dass weitere Informationen
weitergegeben wurden. Nach Kevin Gosztola (Shadowproof, 4/11/19) [95] ist es
auch nicht bewiesen, dass es Assange war, der die Hilfe angeboten hat. Die
mangelhafte Beweislage der Regierung könnte erklären, warum Manning wieder im
Gefängnis sitzt.
Die Anklage [96] geht sogar noch weiter und kriminalisiert die Verwendung einer
elektronischen „drop box“ und anderer Mittel, welche investigative Journalisten
im Computerzeitalter routinemäßig anwenden [97], um mit einer vertraulichen
Quelle „zum Zwecke der öffentlichen Enthüllung“ von Informationen zusammen zu
arbeiten.
Der einzige Unterschied zwischen der Obama- und der Trump-Regierung ist, dass
letztere eine erhöhte Bereitschaft aufweist, den Journalismus anzugreifen.
Assange wird wegen seiner journalistischen Tätigkeiten verfolgt.
Außerdem gibt es allen Grund zu der Annahme, dass die neue Anklage, welche sich
die Trump-Regierung aus den Fingern gesogen hat, nur ein Trick ist, um Assange
auf den Boden der USA zu bringen, wo er mit weitaus schwereren Anklagen,
einschließlich Spionage [98], vernichtet werden kann. James Goodale, der als
Anwalt den Gerichtsprozess wegen der Veröffentlichung der „Pentagon Papers“ für
die New York Times führte, schreibt Folgendes [99]:
„Gemäß dem U.S.–U.K.-Auslieferungsabkommen können Personen vom Vereinigten
Königreich nicht ausgeliefert werden, wenn es sich um eine Auslieferung wegen
„politischer Ziele“ handelt. Dies erklärt, warum die Anklageschrift keinen
Vorwurf der Zusammenarbeit zwischen Assange und Russland zum Zweck der
Beeinflussung der 2016 Wahlen enthält. Dies könnte auch erklären, warum sich die
Anklage auf das Hacken von Regierungscomputern konzentriert und nicht auf das
Weiterleiten gestohlener Informationen, da solche Leaks als politisch motiviert
verstanden werden könnten.
Wenn Assange, was viele erwarten, an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wird,
wird die Regierung eine Anklage wegen seiner angeblichen Beeinflussung der Wahl
gegen ihn erheben können. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Regierung
weitere Klagen gegen Assange ausdenken wird.“
Falls dies eintritt, wird Assange nicht fünf Jahre wegen Delikten am Computer
hinter Gittern verbringen, was das Maximum der gegenwärtigen Anklage wäre; sie
würden ihn jahrzehntelang wegsperren.
„Ich glaube nicht, dass Julian fünf Jahre Gefängnis vor sich hat, ich denke
eher, dass er 50 Jahre vor sich hat“, sagte [100] CIA-Whistleblower John
Kiriakou, der, als Obama hart gegen Whistleblower durchgriff, als erster in den
USA wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente vor Gericht gestellt wurde.
„Ich glaube, dass noch viel mehr Anklagen gegen Julian in Betracht gezogen
werden“, fügte Kiriakou hinzu. „Ich würde eine weitere, übergeordnete Anklage,
möglicherweise mit dem Vorwurf der Spionage, erwarten.“
Es gibt keinen realistischen Grund anzunehmen, dass dies nicht passieren wird;
vieles weist darauf hin, dass es so kommen wird. Alles nur für das Publizieren
wahrer Dokumente über die Mächtigen. Assange wird wegen seiner journalistischen
Tätigkeit verfolgt.
Bemerkenswerterweise verbietet die Präsidentenverfügung 13526, Absatz 1.7 [101]
ausdrücklich, Material als geheim zu klassifizieren, um gesetzeswidriges
Verhalten einer Regierung zu verschleiern. Weshalb es vollständig angemessen ist
zu argumentieren, dass tatsächlich nicht Manning gegen das Gesetz verstoßen hat,
wohl aber ihre Ankläger.
Im oben genannten Absatz heißt es „Unter keinen Umständen dürfen Informationen
als geheim klassifiziert oder fortgesetzt geheim gehalten oder nicht freigegeben
werden, um Folgendes zu bezwecken: (1) Gesetzesverstöße, Ineffizienz oder
Verwaltungsfehler verbergen; (2) das Bloßstellen einer Person, einer
Organisation oder eines Dienstes vermeiden.“ Mannings Anwältin hat wie folgt
argumentiert [102]:
„Das Material, welches PFC Manning veröffentlichte, auch wenn ihr Umfang größer
war als die meisten Leaks, enthielt keine streng geheimen oder unterteilten
Informationen. Es wurden in den geleakten Informationen auch keine aktuellen
oder laufenden Militäreinsätze erwähnt. Vielmehr handelten die Significant
Activity Reports (SIGACTs), die Beurteilungen der Guantanamo-Häftlinge, das
Apache-Aircrew-Video, diplomatische Kabel und andere freigegebene Dokumente von
Ereignissen, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung entweder schon öffentlich
bekannt oder jedenfalls nicht mehr als vertraulich eingestuft waren.“
Es gab keinen rechtmäßigen Grund, die von Manning geleakten Informationen geheim
zu halten; sie waren nur als geheim klassifiziert, um die US-Regierung nicht in
Verlegenheit zu bringen. Was illegal war. Wie Assange einmal sagte [103]: „Ein
überwältigend großer Teil an Informationen wird geheim gehalten, um die
politische Sicherheit zu schützen, nicht die nationale Sicherheit.“
6. Verleumdung: „Er sollte nach Amerika gehen
und die Suppe auslöffeln. Wenn er
unschuldig ist,
hat er nichts zu befürchten.“
Das klingt nach der Behauptung: „Er kann die Botschaft verlassen, wann immer er
will.“ Nur, dass jetzt auch Trump-Anhänger zum Chor gehören.
Man kann nur davon überzeugt sein, dass Assange in Amerika einen fairen Prozess
bekommen wird, wenn man daran glaubt, dass das System der amerikanischen Justiz
gerecht und fair ist, vor allem, wenn es um das Amtsgericht im Eastern District
of Virginia geht und Personen betrifft, die belastendes Material über die
US-Kriegsmaschine offenlegen. Wer das wirklich glaubt, hat Montage-Schaum im
Hirn.
„Wenn es um die nationale Sicherheit geht, gibt es keinen Angeklagten, der im
Eastern District of Virginia (EDVA) je einen Prozess gewonnen hätte, meinte
Kiriakou auf RT [104], als Assange verhaftet wurde. „Als ich unter Anklage
stand, habe ich Richterin Brinkema gebeten, 70 Dokumente von der Geheimhaltung
freizugeben, da ich sie für meine Verteidigung benötigte. Sie gab kein einziges
frei. Ich konnte mich buchstäblich nicht verteidigen und so war ich gezwungen,
selbst für „schuldig“ zu plädieren und mit dem Gericht über das Strafmaß zu
verhandeln.“
„Er wird und er kann gar keinen fairen Prozess bekommen, sagte Kiriakou in einer
Unity4J-Mahnwache [105], als Assange noch in der Botschaft war. „Es ist
unmöglich, die Karten sind gezinkt. Alle wissen was passieren wird, wenn er in
den Eastern District of Virginia zurückkommt. Ich habe Ed Snowden dasselbe
gesagt: Komm nicht nach Hause, weil du hier keinen fairen Prozess bekommen
kannst. Julian hat keine Wahl; das macht mir sogar noch mehr Angst.“
Es ist tatsächlich so, dass Assange ausgeliefert werden soll, um im Eastern
District of Virginia vor Gericht zu stehen [106]. Nach Aussagen ihrer Anwältin
hat Manning dort keinen fairen Prozess bekommen [107]. Jeder der denkt, dass
Assange bei der Ankunft auf US-Boden eine gerechte Verhandlung erwarten kann,
hat sie nicht mehr alle. Die Mächtigen arbeiten nicht so. Werde erwachsen.
7. Verleumdung: „Er hat sich vor dem Gerichtstermin
gedrückt, da mussten die
Briten ihn festnehmen.“
Niemals in meinem Leben habe ich derartig viele Menschen gesehen, die zutiefst
über die korrekte Anwendung der subtilen Formalitäten eines Kautionsverfahrens
besorgt waren, als zu dem Zeitpunkt, da Schweden die Anklage wegen
Vergewaltigung fallen ließ und nur noch der Haftbefehl wegen Vergehens im
Kautionsverfahren zwischen Assange und der Freiheit stand. Plötzlich wurde mir
von Anhängern des Establishments erzählt, wie ungeheuer wichtig es sei, dass
Assange für das ach so schreckliche Verbrechen gerade steht, politisches Asyl
vor der Verfolgung durch das gewalttätigste Regierung auf der Erde beantragt zu
haben und damit denjenigen, die den Papierkram dafür machen mussten, ein klein
wenig Unannehmlichkeiten bescherte.
Diese Verleumdung wird in einem einleuchtenden Artikel von Simon Floth [108]
gründlich widerlegt, welcher von der Defend Assange Campaign empfohlen wird
[109]. Floth erklärt, dass nach dem britischen Gesetz das Nicht-Erscheinen vor
Gericht nach einer Freilassung auf Kaution nur dann als strafbar gilt, wenn es
„ohne nachvollziehbaren Grund“ geschieht, was das Menschenrecht auf Asyl aber
sicher ist. In Großbritannien war man so über diese Kautionsformalität besorgt,
dass man ganze neun Tage wartete, ehe der Haftbefehl ausgestellt wurde.
Nachdem die schwedische Regierung entschied, die Ermittlungen zur Frage des
sexuellen Übergriffs ohne Anklage fallen zu lassen, versuchten Assanges
Rechtsberater letztes Jahr, den Haftbefehl für nichtig erklären zu lassen. Die
Richterin in diesem Fall, Emma Arbuthnot, ist zufälligerweise mit Sir James
Arbuthnot verheiratet [110], welcher (von 2005–2014, Quelle Wikipedia, d. Red.)
Vorsitzender des Britischen Verteidigungsausschusses und (von 1997–2001, Quelle
Wikipedia, d. Red.) Fraktionsvorsitzender der Torys war und zusammen mit einem
ehemaligen Leiter des MI6 (einer Abteilung des britischen Geheimdienstes, d.
Red.) die Firma Security Intelligence Consultancy SC Strategy Ltd. leitete
[111]. Lady Arbuthnot lehnte Assanges Antrag auf Aufhebung des Haftbefehls mit
extremer Giftigkeit ab [112], obwohl er argumentierte, dass das britische Gesetz
sehr wohl die Möglichkeit bietet, dass die Zeit angerechnet wird, die er unter
Hausarrest verbrachte, da diese viel länger war als eine voraussichtliche Strafe
für den Verstoß gegen die Kautionsregeln [113]. Die britische Regierung hielt
auf Kosten der Steuerzahler Polizei vor der Botschaft stationiert mit dem
Befehl, ihn bei Erscheinen sofort zu verhaften.
So wie in Amerika, wo so lange an Gesetzen herumgedoktert wurde, bis Assange für
seine journalistische Tätigkeit verhaftet werden konnte, oder in Ecuador, wo das
Gesetz ebenfalls neu justiert wurde, um die Aberkennung des Asylrechts zu
rechtfertigen, war auch dies ein weiterer Weg, auf dem eine Regierung an
Gesetzen herumfeilte, bis es ihr erlaubt war, Assanges Ergreifung und
Gefangenschaft zu ermöglichen. Diese drei Regierungen haben alle unisono Gesetze
in einer Art und Weise frisiert, dass es bei Betrachtung der einzelnen Länder
nicht totalitär aussieht. Zusammengenommen sieht es aber ganz genau nach der
Gefangenennahme eines Journalisten aus, weil er unangenehme Fakten
veröffentlicht hat.
8. Verleumdung:
„Er ist ein Narzist/ein Größenwahnsinniger/ein Idiot.“
Assange hat mehr gelitten und härtere Strapazen ertragen müssen, als die meisten
Menschen im Laufe ihres Lebens, weil er sich als Journalist der verloren
gegangenen Kunst verschrieben hat, Journalismus dafür zu nutzen, die Mächtigen
zur Verantwortung zu ziehen. Wenn so für dich ein narzisstischer,
größenwahnsinniger Idiot aussieht, was kann ich da noch sagen?
Die grundlegende Antwort auf diese Verleumdung kann in Wirklichkeit nur eine
einfache Frage sein: Na und? Es ist doch völlig egal, ob der Typ eine
Persönlichkeit hat, die einem nicht gefällt. Was zum Teufel hat das mit den
anderen Sachen zu tun? Wie beeinflusst das die Tatsache, dass ein Journalist mit
einer juristischen Absicht angeklagt wird, welche einen Präzedenzfall zu
schaffen droht, der die Pressefreiheit weltweit vernichtet?
So viele der am meisten verbreiteten Assange-Verleumdungen lassen sich auf die
Strategie „argumentum ad hominem“ [114] reduzieren, bei welcher der Angriff auf
die Person gerichtet wird, weil der Verleumder inhaltlich keine Argumente hat.
Man kann diese Verleumdung daher wirkungsvoller bekämpfen, indem man darauf
hinweist, das sie kein echtes Argument in der Sache ist. Man erreicht damit
mehr, als wenn man versucht, Assange als einen netten Burschen zu beschreiben.
Viele Leute finden ihn ganz nett, aber letztlich hat das nichts mit der Sache zu
tun. Es ist genauso unbedeutend, als ob man über seine körperliche Erscheinung
reden würde.
9. Verleumdung: „Er ist ein schreckliches, scheußliches
Monster wegen X, Y und Z
– aber ich denke nicht, dass er
ausgeliefert werden sollte.“
In meinem Kopf übersetze ich solche Aussagen als „Ich werde weiterhin das
propagandistische Narrativ vertreten, welches es geschafft hat, öffentliches
Einverständnis für Assanges Dilemma herzustellen, aber ich will nicht, dass mich
jemand mit dem Endresultat in Verbindung bringt.“
Selbst wenn du Assange als Person und als öffentliche Figur mit jeder Faser
seines Wesens hasst, gibt es keinen Grund, aus dir einen ehrenamtlichen
Propagandisten der CIA und des US-Außenministeriums zu machen. Wenn man wirklich
gegen seine Auslieferung ist, sollte man verantwortlich mit dem umgehen, was man
über ihn erzählt. Verleumdungen zersetzen die öffentliche Unterstützung und er
wird nur dann nicht ausgeliefert werden, wenn eine breite Öffentlichkeit dies
fordert. Wer nur so tut als ob er gegen seine Auslieferung ist, um seine eigene
öffentliche Glaubwürdigkeit zu bewahren, aber in Wirklichkeit nur ein paar
Verleumdungen zum Besten geben will, ist schlicht ein riesen Blödmann.
Wenn man es im korrekten Zusammenhang betrachtet, werden wir gerade Zeuge davon,
wie Assange im Zeitlupentempo via Narrative/ juristischen Gefechten hingerichtet
wird, weshalb das Einbetten von Unterstützung im Weitersagen von Verleumdungen
dasselbe ist, wie dabei zu helfen, die Waffe mit ein paar weiteren Kugeln zu
befüllen und öffentlich zu verkünden, dass man auf einen Fehlschuss hofft.
10. Verleumdung: „Trump wird ihn retten und die beiden
werden zusammenarbeiten,
um den Tiefen Staat abzuschaffen.
Entspannt euch, ihr werdet schon sehen.“
Es wäre ein Fehler zu glauben, dass dies keine Verleumdung ist. Es ist eine und
sie ist genauso bösartig, wie all die anderen. Wer diesen Unsinn verbreitet,
schadet Assange [115] genauso, wie die MSNBC-Gefolgschaft, die ihn unverhohlen
hasst, aber vorgibt, ihn zu unterstützen. Zu einer Zeit, wo wir Himmel und Hölle
in Bewegung setzen sollten, um die Freilassung Assanges zu fordern, läuft eine
bestimmte Gruppe der Trump-Anhängerschaft herum und erzählt allen: „Entspann
dich, Trump hat einen Plan. Du wirst schon sehen.“
Seit Assanges Verhaftung wurde ich unzählige Male aufgefordert, mich zu
beruhigen und abzuwarten. „Du wirst schon sehen.“ heißt in Wirklichkeit einfach
„nichts tun”. Tue nichts. Vertraue darauf, dass dieselbe Trump-Regierung, die im
Dezember 2017 [116] einen Haftbefehl für Assange ausgestellt hat, deren
CIA-Direktor WikiLeaks als einen „feindlichen, nicht-staatlichen
Nachrichtendienst“ bezeichnet hat und geschworen hat, diesen zu zerstören,
vertraue darauf, dass sie das Richtige statt das Falsche tut. Und bis dahin soll
man absolut nichts tun, vor allem nicht dabei helfen, Trump unter Druck zu
setzen, die Verfolgung Assanges zu beenden.
Es gibt schon jemanden, der von dieser Strategie profitiert, aber Assange ist es
nicht.
Bitte, hört auf damit. Wer hinter Assange steht, soll damit aufhören. Selbst
diejenigen, die immer noch einverstanden sind mit den ganzen ominösen Dingen und
glauben, dass der TV-Reality Star, der John Bolton zu seinem Sicherheitsberater
gemacht hat, in Wirklichkeit ein brillanter Stratege ist, der mit unglaublich
komplexen 8-D-Schachzügen den Tiefen Staat ausbremst; selbst diejenigen, die all
dies glauben, werden doch sicherlich zugeben, dass es nicht schaden kann, Trump
unter Druck zu setzen, damit er das Richtige tut und Assanges Verfolgung
aufgibt? Wenn er wirklich so ein wohltätiger Hexenmeister ist, kann es doch
sicherlich nicht schaden, einen Haufen Lärm zu machen, um ihm zu zeigen, dass er
Assange besser begnadigen sollte, oder? Warum also Energie damit verschwenden,
herumzulaufen und allen zu erzählen, sie sollen sich entspannen und aufhören zu
protestieren?
Ich höre immer wieder, dass Trump Assange zum Prozess nach Amerika holt, weil
dieser zuerst verurteilt sein muss, ehe er ihn begnadigen kann. Das stimmt
nicht. Ein US-Präsident kann zu jeder Zeit jeden begnadigen [117], wenn es um
ein Verbrechen gegen den Staat geht, auch wenn diese Person weder verurteilt,
noch überhaupt angeklagt worden ist. Nach seinem Amtsabtritt wurde Richard Nixon
von Gerald Ford vollumfänglich und bedingungslos begnadigt [118] für „alle
Verstöße gegen die Vereinigten Staaten, welche er, Richard Nixon, verübt hat
oder verübt haben könnte, oder an welchen er teilgenommen haben könnte während
der Zeit vom 20. Januar 1969 bis 9. August 1974.” Nixon wurde niemals für
irgendetwas angeklagt. Wenn Trump Assange freisprechen wollte, hätte er es
jederzeit seit seinem Amtsantritt machen können. Statt dessen hat er im Dezember
2017 einen Haftbefehl ausgestellt [119] und am letzten Donnerstag hat er diesen,
nach einer Reihe von internationalen Manipulationen des Rechts [120], in die Tat
umgesetzt. Eine Begnadigung ist nicht geplant.
Es gibt noch eine andere weit verbreitete Ansicht [121], die mir immer wieder zu
Ohren kommt; danach will Trump Assange nach Amerika bringen, damit er die Quelle
der 2016er E-Mails der Demokratischen Partei im Tausch gegen eine Begnadigung
bekannt gibt. Wodurch dann die Wahrheit über Russia Gate ans Licht kommt und
Clinton und Obama zu Fall gebracht werden sollen. Das ist falsch. Alle, die auch
nur ein kleines bisschen von Assange kennen (einschließlich der Trump-Regierung)
wissen, dass Assange niemals eine Quelle verraten würde, unter egal welchen
Umständen. Das wäre eine journalistische Todsünde, ein Vergehen an allen
Versprechen, die WikiLeaks jemals gegeben hat, ein Verrat an seinem Lebenswerk.
Noch wichtiger aber ist dies: Es ist abgrundtief bösartig, einen Journalisten
gefangen zu nehmen und ihn unter Androhung harter Strafe dazu zu bringen, gegen
seinen Willen Informationen preiszugeben.
Aber das ist es nicht, was Trump vor hat. Trump betreibt die Gefangennahme eines
Journalisten, der Kriegsverbrechen offengelegt hat, um zukünftige Herausgeber
von Leaks abzuschrecken und für ihre Verfolgung einen juristischen Präzedenzfall
zu schaffen.
11. Verleumdung: „Er hat Scheiße an die Wände geschmiert.
Scheiße, Scheiße,
Scheißer.“
Von allen Verleumdungen gegen Assange, denen ich begegnet bin, verkörpert diese
meines Erachtens am besten den gesamten allumfassenden Narrativ-Köder des
Establishments in dieser Sache. Wie der Rest der Schmutzkampagne ist es eine
völlig unbelegte Behauptung, nicht dazu gemacht, ein logisches Argument über die
aktuellen Tatsachen von Assanges Situation auf den Tisch zu legen, sondern um
Ekel und Abscheu vor ihm hervorzurufen. Wenn man an Julian Assange denkt, soll
es nicht um Pressefreiheit und Regierungstransparenz gehen, sondern man soll an
Scheiße denken. In gewisser Weise ist es tatsächlich ehrlicher, als einige der
anderen Verleumdungen, einfach weil so offensichtlich ist, was es ist und was
beabsichtigt wird.
Menschen, die diese Hetze veröffentlichen, handeln buchstäblich immer in böser
Absicht. Bis jetzt habe ich noch nie versucht, über dieses Thema zu debattieren.
Diese Menschen sind zu beleidigend und innerlich zu gequält; eine Interaktion
mit ihnen kann nur unangenehm sein, also habe ich keine Idee, wie man mit
solchen Kreaturen argumentieren kann. Persönlich blockiere ich sie einfach.
Es gibt keinen Grund zu glauben, dass diese Verleumdung wahr ist (sein Anwalt
bestreitet sie rigoros) [122]. Die ecuadorianische Regierung hat allen Grund zu
lügen, um dadurch ihren Asylwiderruf zu rechtfertigen, von dem WikiLeaks sagt,
dass „er gegen das Völkerrecht verstößt“ [123]. Es lohnt sich jedoch, sich kurz
Zeit zu nehmen und zu bedenken, dass, wenn diese Verleumdung wahr wäre, die
Leute, die Assange verspotten und Scheißewitze über ihn in den sozialen Medien
machen, noch verkommener wären. Denn was würde es bedeuten, wenn Assange
wirklich Kot an die Wände geschmiert hätte? Es würde bedeuten, dass er unter dem
Druck seiner Gefangenschaft in der Botschaft zusammengebrochen ist und den
Verstand verloren hat. Das hieße, dass diese Leute herumlaufen und einen Mann
verspotten, der durch drangsalierende Verhältnisse in eine Psychose getrieben
wurde. Was absolut verabscheuungswürdig wäre.
12. Verleumdung: „Er stinkt.“
Caitlin Johnstone: „Es gibt Leute, die wirklich hart gearbeitet haben, um
Abschlüsse in Journalismus zu schaffen, die mühevoll viele Stunden schufteten
für das Privileg, auf den Titelseiten einer großen Publikation zu erscheinen,
nur um zu erleben, dass sie Artikel mit dem Titel ,Julian Assange ist ein
stinkender, stinkender Mann‘ schreiben.“
Es ist schon erstaunlich, wie viele Mainstream-Medienpublikationen es für
notwendig erachten, Artikel über Assanges Körpergeruch zu schreiben. Wer sich in
irgendeinem öffentlichen Forum für ihn einsetzt, wird sofort die Absicht
verstehen, die hinter dieser Verleumdung steckt. Man versucht, gegen die
Auslieferung eines Journalisten zu argumentieren, der unbequeme Fakten über die
Mächtigen veröffentlicht hat, und wird von Leuten angegangen, die spöttische
Kommentare darüber abgeben, wie stinkig und ekelhaft er ist. Als ob das etwas
miteinander zu tun hätte!
Fürs Protokoll: Besucher von Assange berichten einhellig, dass er sauber ist und
normal riecht [124], aber das ist wirklich nebensächlich. Der Versuch, eine
Diskussion über einen Journalisten, der vom US-Imperium wegen der
Veröffentlichung der Wahrheit verfolgt wird, in eine Diskussion über
Körperpflege zu drehen, ist einfach verabscheuungswürdig. Jeder, der so etwas
tut, sollte sich mies dabei fühlen.
13. Verleumdung: „Er war ein schlechter Hausgast.“
Was er tatsächlich war, ist offensichtlich: ein Ziel der US-Kriegsmaschinerie.
Das Narrativ „schlechter Hausgast“ dient in erster Linie dazu, von der Rolle
Ecuadors bei der Übergabe Assanges an die Polizei abzulenken, anstatt ihm weiter
Asyl zu gewähren, denn die Gründe haben ja weiter Bestand [125]. Außerdem will
man Ekel säen, wie mit Verleumdung 11 und Verleumdung 12.
Was wirklich passierte war, ist, dass der neue ecuadorianische Präsident Lenin
Moreno nach seinem Amtsantritt schnell von der US-Regierung umworben wurde, sich
mit Vizepräsident Mike Pence[126] traf und angeblich über Assange diskutierte,
nachdem Senatoren der US-Demokraten Pence gebeten hatten, auf Moreno
einzuwirken, das politische Asyl zu widerrufen. Die New York Times berichtete
vergangenes Jahr [127], dass sich Trumps schäbiger Mann fürs Grobe, Paul
Manafort, 2017 mit Moreno traf und anbot, einen Deal zu vermitteln, bei dem
Ecuador Schuldenerlass als Gegenleistung für die Übergabe von Assange erhalten
könnte. Gerade erst vergangenen Monat erhielt Ecuador dann ein Darlehen von 4,2
Milliarden Dollar vom IWF [128], der seinen Sitz in Washington hat. Und dann,
siehe da, sehen wir Ecuador, wie es den Widerruf des politischen Asyls unter der
absurden Behauptung rechtfertigt, Assange habe Bedingungen verletzt, die erst
kürzlich ausgedacht wurden [129], indem es Narrative verwendet, die auf wilden
Verzerrungen und völligen Lügen basieren [130].
14. Verschwörung:
„Er arbeitete heimlich mit Don jr. zusammen.“
Nein, tat er nicht. Der E-Mail-Austausch zwischen Donald Trump Jr. und dem
WikiLeaks Twitter-Account [131] enthüllt nichts anderes als zwei Seiten, die
versuchen, sich gegenseitig Gefälligkeiten abzuringen, und das ohne Erfolg. Vom
WikiLeaks-Konto wurde Folgendes gesendet:
- Informationen über ein Political Action Committee (PAC) zugunsten des
Irakkrieges, welches von sich selbst sagte, es würde jetzt eine Anti-Trump-Seite
betreiben, mit dem Passwort für eine Vorabseite für die Presse, damit er sie
sehen und den Inhalt kommentieren kann.
- Die Bitte um Hilfe bei der Verbreitung der Geschichte über Hillary Clintons
mutmaßlichen Vorschlag, Julian Assange per Drohne zu vernichten.
- Ein Link und der Vorschlag, dass Trump seine Anhänger dazu bringen soll, in
den Podesta-E-Mails nach belastenden Informationen zu suchen.
- Eine Bitte um Trumps Steuererklärung, was damals eine brandheiße Nachricht
war. Der WikiLeaks-Account diskutierte mit Don Jr., dass sie mit allen
Enthüllungen den Sprung in die etablierten Medien schaffen könnten, indem sie
diese zuerst über WikiLeaks veröffentlichen.
- Ein Vorschlag, dass Trump nicht eingesteht, die Wahl wohl voraussichtlich zu
verlieren, sondern die Aufmerksamkeit auf die massiven Probleme im
amerikanischen Wahlsystem lenkt, insbesondere „Medienkorruption, primäre
Korruption, PAC-Korruption usw.“.
- Ein Vorschlag, dass Trump Australien auffordert, Assange zum Botschafter in DC
zu machen, in dem Wissen, dass sie es „nicht tun werden“, aber um „die richtigen
Signale“ an die US-Verbündeten zu senden, die mit der US-Macht
zusammengearbeitet hatten, um ihn de facto als politischen Gefangenen zu halten.
- Ein paar weitere Links, denen man mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.
- Den Vorschlag, dass Don Jr. über das Trump-Tower-Treffen mit ihnen öffentlich
berichtet.
Das Passwort für die Website erregt seit der Veröffentlichung des
Mueller-Berichts große Aufmerksamkeit. Slate argumentiert sogar, dass Don Jr.
sich des Verstoßes gegen den „Computer Fraud and Abuse Act“ schuldig gemacht
haben könnte, da er das Passwort verwendete [132]. Lt. diesem Gesetz ist es
illegal, ohne Genehmigung mit einem gestohlenen Passwort auf einen Computer
zuzugreifen. Das ist Unsinn. WikiLeaks hat Trump kein Passwort geschickt, das
ihm „den Zugriff auf einen Computer ermöglichte“, oder womit er etwas anderes
tun konnte, als sich eine Website vorab anzusehen, die aktiv veröffentlicht und
von vielen Leuten mit dem gleichen Passwort angesehen wurde.
Das Passwort, das WikiLeaks ihm gab, entsprach einem Presseausweis, um eine
Vorschau auf die Russiagate-Website zu ermöglichen, die kurz vor ihrer
Veröffentlichung stand. Hier ist der Hyperlink [133] zu einem Archiv eines
(jetzt nicht mehr verfügbaren) Artikels [134] , der den damaligen Start der
Website besprach. Der Artikel stellt eine E-Mail zur Verfügung, die
herumgereicht wurde und deutlich macht, dass viele Leute eingeladen wurden sich
die Website anzusehen, in der Hoffnung, sie würden Unterstützerartikel darüber
schreiben.
Die Darstellung, dass WikiLeaks in das Backend einer Website eindringt, ist
völlig unrichtig; es gab ein Passwort, um die Vorschau einer Website anzuzeigen,
deren Besitzer wollten, dass Leute sie sich ansehen; viele hatten dieses
Passwort und einer von ihnen gab es, wie man hört, an WikiLeaks weiter.
Davon abgesehen, worum geht es denn? WikiLeaks versuchte erfolglos, Don Jr. dazu
zu bringen, ihre Agenden voran zu treiben, wie z.B. ihnen Trumps Steuererklärung
zu geben (d.h. um eine potenzielle Quelle für Leaks zu werben), Amerikas
kaputtes Wahlsystem den Kampf anzusagen [135], mehr Menschen ihr Material
zugänglich zu machen und einen halbherzigen Vorschlag, dass die
Trump-Administration Leben in die Bude bringen solle, indem sie Assange zum
australischen Botschafter erklärt, bei vollem Bewusstsein, dass dies nie
umgesetzt werden würde. Nichts davon geschah und WikiLeaks reagierte nie auf Don
Jr.’s Anfrage nach Informationen über bevorstehende Enthüllungen.
Assange hat eigene Absichten. Whoop dee doo. Ich habe auch Absichten, sonst
würde ich das nicht tun. Alle Journalisten haben Absichten, zufällig ist es nur
so, dass die meisten von ihnen die Absicht haben, unter allen Umständen reich
und berühmt zu werden, was im Allgemeinen bedeutet, sich bei den Anführern des
Establishments einzuschmeicheln und (mit der eigenen Arbeit) Konsens für den
Status quo zu erzeugen. Assanges Absichten sind unendlich viel nobler und werden
von den Dienern der Macht daher unendlich viel mehr geschmäht: Den Status quo
umzustürzen, der für seine Existenz Krieg, Korruption und Unterdrückung
benötigt. Seine Kommunikation mit Don Jr. ist auf dieses Ziel ausgerichtet,
ebenso wie sein gesamtes sonstiges Lebenswerk.
15. Verleumdung:
„Er veröffentlicht nur Vertrauliches über Amerika.“
Das ist einfach nur falsch und dumm, wie man mit 30 Sekunden Recherche selbst
herausfindet, verdammt noch mal.
16. Verleumdung: „Er ist ein Antisemit.“
Ja, ja, wir alle wissen inzwischen [136], dass jeder, der sich der imperialen
Kriegsmaschine in irgendeiner Weise widersetzt, sowohl ein russischer Agent als
auch ein Antisemit ist. Jeremy Corbyn weiß es [137], Ilhan Omar weiß es [138],
wir alle wissen es.
Diese Verleumdung ist schon eine Weile in der Welt, seit die Schlagzeilen 2011
plärrten [139], dass Assange sich nach einem Gespräch mit Private Eye Editor Ian
Hislop über eine „jüdische Verschwörung“ gegen ihn beschwert habe. Assange
reagierte auf diese Behauptung wie folgt:
„Hislop hat fast jede entscheidende Behauptung und Phrase verzerrt, erfunden
oder falsch in Erinnerung behalten. Insbesondere ist die „jüdische Verschwörung“
völlig falsch, dem Sinne und dem Wort nach. Es ist ernst und beunruhigend.
Anstatt eine Verleumdung zu korrigieren, hat Herr Hislop nicht ganz überraschend
versucht, eine Verleumdung mit einer anderen, ähnlich ausgerichteten, zu
rechtfertigen. Dass er dafür berüchtigt ist und man ihm nachsagt, dass er als
Folge davon im Vereinigten Königreich mehr Verleumdungsklagen erhalten hat als
jeder andere Journalist, heisst nicht, dass es richtig ist. WikiLeaks fördert
das Ideal des „Wissenschaftsjournalismus“ – bei welchem dem Leser die zugrunde
liegenden Beweise aller Artikel in der präzisen Reihenfolge zur Verfügung
stehen, gerade um solche Verzerrungen zu vermeiden. Wir schätzen unsere starke
jüdische Unterstützung und unser Personal, ebenso wie die Unterstützung von
panarabischen Demokratie-Aktivisten und anderen, die unsere Hoffnung auf eine
gerechte Welt teilen.“
„Wir schätzen unsere starke jüdische Unterstützung und unser Personal.“ Mann,
was für ein Nazi.
Aber das war es nicht, was diese Verleumdung im öffentlichen Bewusstsein
verankerte. Zwei Ereignisse haben dazu geführt – ertragt sie mit mir zusammen
hier:
Das erste Ereignis war der folgende WikiLeaks-Tweet [140] und dann das schnelle
Löschen im Juli 2016: „Tribalistensymbol für Aufsteiger im Establishment? Die
meisten unserer Kritiker haben 3 (((Klammern um ihren Namen))) & tragen eine
schwarze Brille. Bizarr.“ Die dreifachen Klammern sind so genannte Echos [141],
ein Symbol, das Antisemiten oft um Wörter und Namen legen, um im Online-Diskurs
hasserfüllt auf jüdischsein hinzuweisen. Im Jahr 2016 begannen einige Juden in
den sozialen Medien die dreifachen Klammern um ihren eigenen Namen zu setzen, um
gegen dieses Verhalten vorzugehen. Wenn man es also unbedingt will, ließe sich
der Tweet so interpretieren: „Alle unsere Kritiker sind Juden. Bizarr.“
Aber macht das Sinn? Macht es Sinn, dass der Mann, der bekannt gibt „wir
schätzen unsere starke jüdische Unterstützung und unser starkes Personal“
anschließend offensichtlich antisemitische Kommentare macht? Und wenn er die
Welt plötzlich wirklich wissen lassen wollte, dass er glaubt, dass es eine
jüdische Verschwörung gegen WikiLeaks gibt, warum sollte er diese Informationen
dann löschen? Was ist das für eine Theorie? Dass seine Haltung in etwa so
gewesen sei: „Oh, ich wollte nur jeden über meine jüdische Verschwörungstheorie
informieren, aber es stellte sich heraus, dass Leute beleidigt sind, wenn ein
Account mit Millionen von Anhängern solche Dinge sagt.“? Das ergibt keinen Sinn.
Wenn man sich die anderen Tweets des Accounts zu diesem Zeitpunkt ansieht, wird
deutlich, dass sein Betreiber eigentlich nur versucht hat, einen obskuren,
subtilen Punkt zu kommunizieren, der für das breite internationale
Massenpublikum und 140 Zeichen völlig ungeeignet war. Als ein Benutzer vor der
Löschung auf den Tweet reagierte und erklärte, dass einige Juden nun dreifache
Klammern um ihre Namen setzten, um gegen Antisemitismus vorzugehen, antwortete
der Account [142], „Ja, aber es scheint für etwas gänzlich anderes umgenutzt
worden zu sein – als „Möchte-zu-der-Establishmentgruppe-gehören“-Kennzeichen.
Als WikiLeaks von einem anderen Account des Antisemitismus beschuldigt wurde,
antwortete er [143], „Im Gegenteil. Wir haben die missbräuchliche Verwendung von
Anti-Nazi-Kritik durch soziale Aufsteiger kritisiert. Wie die Ice Bucket
Challenge & ALS.“
Für mich ist klar, dass, wer auch immer den WikiLeaks Twitter-Account an diesem
Tag betrieben hat, ungeschickt versuchte, einen sehr komplizierten Gedanken über
„soziale Aufsteiger“ und Loyalität gegenüber dem Establishment zu kommunizieren
und als man erkannte, dass man es vermasselt hatte, den Tweet löschte und in
eine Landmine der sozialen Medien stolperte.
Ich sage „wer auch immer an diesem Tag den WikiLeaks Twitter-Account betrieben
hat“, weil es seit Jahren allgemein bekannt ist, dass @WikiLeaks ein
Mitarbeiteraccount ist, der von mehreren Personen genutzt wird. Hier ist ein
Tweet des Accounts [144] mit dem Inhalt: „Dies ist ein Mitarbeiteraccount, nicht
Assange“. Hier ist ein Tweet des Accounts [145] mit dem Inhalt: „@WikiLeaks ist
ein gemeinsamer Mitarbeiteraccount.“ Dies wurde für alle selbsterklärend
offensichtlich, als Assanges Internetzugang zum ersten Mal im Oktober 2016 von
der ecuadorianischen Botschaft gekappt wurde [146], aber der WikiLeaks
Twitter-Account während dieser Zeit ohne Unterbrechung weitere Beiträge
publizierte [147]. Damit kommen wir zum zweiten Ereignis, das dazu beigetragen
hat, den Antisemitismus-Vorwurf zu zementieren.
Das zweite Ereignis ereignete sich im Februar 2018, als Micah Lee von The
Intercept, der seit Jahren ein persönliches Problem [148] mit WikiLeaks und
Assange hat, einen schauderhaften Artikel veröffentlichte, der die folgende
Behauptung enthielt [149]:
„In diesem Artikel geht The Intercept davon aus, dass der WikiLeaks-Account von
Julian Assange selbst kontrolliert wird, wie es allgemein selbstverständlich
ist, und dass er der Autor der Nachrichten ist und sich auf sich selbst in der
dritten Person – Pluralis Majestatits – bezieht, wie er es oft tut.“
Es gibt absolut keinen Grund für Lee, diese Annahme zu treffen, und die
Tatsache, dass dies im Originalartikel unkorrigiert bleibt [150], ist
ungehöriges journalistisches Fehlverhalten.
Der Artikel enthüllt Twitter-Direktnachrichten (DM) aus einem Gruppenchat, in
dem der WikiLeaks-Account Mitglied war. Einer der anderen Accounts im
Gruppenchat teilte einen Tweet [151] des Journalisten Raphael Satter, der einen
Verleumdungsartikel veröffentlichte, den er über WikiLeaks geschrieben hatte.
Der WikiLeaks-Account reagierte wie folgt:
„Er war schon immer eine Ratte.“
„Aber er ist Jude und beschäftigt sich mit dem Thema ((( ))).“
Als ich zum ersten Mal von diesem Austausch las, so wie er von Micah Lee
aufgeschrieben wurde, las ich ihn als „Er war schon immer eine Ratte, aber er
ist eben Jude, und er beschäftigt sich mit dem ((( ))) Thema“. Was natürlich
ekelhaft wäre. Jemanden eine Ratte zu nennen, weil er Jude ist, wäre natürlich
antisemitisch. Aber wenn man die DMs [152] liest, hat derjenige, der den Account
führte, das so nicht geschrieben; er sagte: „Er war schon immer eine Ratte.“,
gefolgt von einem Punkt, dann beginnt ein neuer Gedanke.
Wenn man sich nun das Datum [153] dieses Austauschs näher anschaut und es mit
dem Datum des gelöschten ((( ))) Tweets [154] vergleicht, sieht man, dass dies
einen Monat nach dem berüchtigten ((( ))) Tweet war, der die ganze Aufregung
verursacht hatte. Es scheint mir wahrscheinlich, dass der Betreiber des Accounts
(was wiederum jeder WikiLeaks-Mitarbeiter gewesen sein konnte, der Zugang dazu
hatte) sagte, dass Satter wütend auf „das ((( ))) Problem“ sei, also auf den
Tweet, über den unlängst so viele Leute empört waren und immer noch darüber
diskutierten, weshalb er sie mit einer Verleumdung angriff.
Es gibt auch Behauptungen über eine Verbindung zwischen Assange und dem
umstrittenen Israel Shamir, was WikiLeaks unmissverständlich bestreitet [155].
So heißt es in einer Erklärung:
„Israel Shamir hat noch nie für WikiLeaks gearbeitet oder sich dort freiwillig
engagiert, in keiner Weise, in welcher Form auch immer. Er hat noch nie für
WikiLeaks oder eine verbundene Organisation unter irgendeinem Namen geschrieben
und wir haben keine Pläne, dass er das tut. Er ist kein „Agent“ von WikiLeaks.
Er war nie ein Mitarbeiter von WikiLeaks und hat nie Gelder von WikiLeaks
erhalten oder Gelder an WikiLeaks oder eine verwandte Organisation oder Person
gezahlt. Er hat jedoch für die BBC, Haaretz und viele andere namhafte
Organisationen gearbeitet.
Es ist unzutreffend, dass Shamir ein enger Vertrauter von Assange ist. Er hat
Assange interviewt (im Auftrag russischer Medien), ebenso wie viele andere
Journalisten auch. Er hat damals ein Foto gemacht und sich nur zweimal mit
WikiLeaks-Mitarbeitern (einschließlich Asssange) getroffen. Es ist unzutreffend,
dass ,man darauf vertraute, dass er die 250.000 Dokumente des
US-Außenministeriums für die russischen Medien selektierte‘ oder dass er zu
irgendeinem Zeitpunkt Zugang zu diesen Dokumenten hatte.
Shamir konnte einen begrenzten Teil der Dokumente durchsuchen, um Artikel für
verschiedene russische Medien zu schreiben. Die Medien, die ihn später
anstellten, taten dies aus eigenem Antrieb und ohne Intervention oder Anweisung
seitens WikiLeaks.“
Jetzt sind wir bei Verleumdung #16. Wir haben noch einiges vor uns. Wer diesen
Artikel bis hierhin durchgelesen hat, dem sollte es inzwischen bewusst sein,
dass es eine Kampagne gibt, um Assange buchstäblich wie die schlechteste Person
der Welt aussehen zu lassen. Man bringt ihn mit den schlimmsten Dingen in
Verbindung, die man überhaupt jemandem anhängen kann. Ist es denkbar, dass er
insgeheim ein Judenhasser ist? Sicher, theoretisch, aber es gibt definitiv kein
gutes Argument dafür. Basierend auf den vorliegenden Tatsachen und in Anbetracht
des Ausmaßes, mit dem die Gestalter des Narrativs ein negatives Licht auf ihn
werfen, ist es meiner Meinung nach ein ziemlich absurder Versuch.
17. Verleumdung: „Er ist ein Faschist.“
Im Gegensatz zu den meisten Assange-Verleumdungen findet man diese häufiger bei
der politischen Linken als in der Mitte, und das verblüfft mich sehr. Die
Forderung, dass Regierungen transparent sein sollen und mächtige Menschen zur
Verantwortung gezogen werden müssen, ist doch keineswegs mit Faschismus
vereinbar. Eigentlich ist es genau das Gegenteil.
Stephania Maurizi, italienische investigative Journalistin und langjährige
WikiLeaks-Mitarbeiterin schrieb Micah Lee [156] im vergangenen Jahr folgendes
auf Twitter:
„Ich bin seit 2009 als Medienpartner tätig, ich spreche aus eigener Erfahrung:
Ich habe ÜBERHAUPT NIEMALS Frauenfeindlichkeit oder Faschismus, die
Entschuldigung von Vergewaltigung oder Antisemitismus erlebt. Ich habe
Antifaschismus tief in meiner DNA, wegen der Folgen, die der Faschismus für
meine Familie hatte.“
Ich weiß wirklich nicht, wie die Leute das in ihrem Kopf hinkriegen. „Wisst ihr,
wer der echte Faschist ist? Es ist der Typ, der von der gewalttätigsten und
unterdrückerischsten Regierung der Welt hinter Gittern eingesperrt wurde, weil
er sich gegen die Kriegsverbrechen dieser Regierung gestellt hat.“ Also wirklich
…
Wenn ich hinterfrage, was hinter diesem Glauben steckt, bekomme ich Variationen
von Verleumdung 18 und Verleumdung 22, und den gelegentlichen Verweis auf einen
seltsamen Tweet [157] über Geburtenraten und demographischen Wandel vorgehalten.
Letzterer könnte für eine weiße, nationalistische Argumentation gehalten werden,
wenn man ein Auge zudrückt und die Tatsache ignoriert, dass er für sich allein
steht, und alles was sonst zu einer weißen nationalistischen Weltanschauung
gehört, fehlt. Außerdem müsste man den Tweet [158] ignorieren, der unmittelbar
darauf folgt und der den „emotionalen Imperialismus“ und den Diebstahl von
Pflegepersonal aus weniger mächtigen Nationen kritisiert. Man muss schon eine
ganze Menge Punkte mit einer ganzen Menge imaginärer roter Fäden verbinden und
einen riesigen Berg an Gegenbeweisen ignorieren, um zu glauben, dass Assange ein
Faschist ist.
Immer wenn mir jemand begegnet, der diese Verleumdung verbreitet, sage ich
normalerweise etwas wie „Du weißt, dass es mächtige Regierungsdienste gibt, die
dich das aus eigennützigem Interesse Glauben machen wollen, oder?“ Assange wie
einen Mann des rechten Flügels aussehen zu lassen, war enorm erfolgreich bei der
Zerstörung seiner Unterstützung seitens der Linken, so dass ihm nur die
Unterstützung der Rechten blieb. Diese ist häufig wertlos, wenn es um den Kampf
der Trump Regierung gegen WikiLeaks geht. Teile und herrsche funktioniert.
18. Verleumdung: „Er war ein Trump-Unterstützer.“
Nein, war er nicht. Er hasste Hillary-“Können wir diesen Typen nicht einfach mit
’ner Drohne wegbomben?“-Clinton [159] für ihre schreckliche Vorgeschichte und
ihre Bemühungen als Außenministerin, WikiLeaks zu schließen, was aber nicht das
Gleiche ist, wie Trump zu unterstützen. Seine Abneigung gegenüber Clinton war
persönlich, wie man an seiner Reaktion [160] auf eine Beschwerde von einer
leitenden Clinton-Mitarbeiterin über seine Rolle bei ihrer Niederlage sieht:
„Nächstes Mal verhafte und töte meine Freunde nicht, entziehe meinen Kindern
nicht ihren Vater, korrumpiere keine Rechtsprozesse, drangsaliere Verbündete
nicht, dass sie das gleiche tun sollen, und betreibe nicht ein sieben Jahre
andauerndes verfassungswidriges Großes Geschworenengericht (Grand Jury) gegen
mich und meine Mitarbeiter.“
Und er wollte, dass sie verliert. Die Niederlage der Frau zu wünschen, die einen
Wahlkampf mit dem Versprechen führte, eine Flugverbotszone (No-fly-Zone) [161]
in der gleichen Region einzurichten, in der russische Militärjets Operationen
flogen, erscheint für jemanden mit Assanges Weltsicht vollkommen verständlich.
Es bedeutet nicht, dass er Trump als Präsident wollte oder meinte, dieser würde
einen guten Präsidenten abgeben. Lieber erstochen als erschossen zu werden,
bedeutet nicht, dass man überhaupt erstochen werden will.
Im Juli 2016 verglich Assange die Wahl zwischen Clinton und Trump als Wahl
zwischen Cholera und Gonorrhöe [162]: „Persönlich würde ich keines von beiden
wählen.“ Als jemand 2017 auf Twitter Assange unterstellte, dieser würde
beginnen, Trump in den Arsch zu kriechen, um sich seine Amnestie zu sichern,
antwortete Assange [163]: „Ich würde eher meine eigenen Eingeweide essen.“
Unmissverständlicher könnte es wohl nicht sein.
Assange sah Trump so klar, wie jeder andere zu der Zeit, und nun ist er hinter
Gittern in der Hand dieser verkommenen Regierung. Clintons Wähler haben noch
keinen Weg gefunden, dies in ihren Köpfen zu verarbeiten. Sie müssen Assange
hassen, weil er dabei geholfen hat, dass Hillary verlor. Doch wenn sie über
seine Verhaftung jubeln, dann bejubeln sie das Programm der Trump-Regierung. Die
gleichen Leute, die für sich in Anspruch nehmen, gegen Trump und für die freie
Presse zu sein, bejubeln das Programm der Trump-Regierung, das die größte
Bedrohung für die freie Presse darstellt, die wir in unserem Leben gesehen
haben. Wenn ich sie online treffe, nehme ich mir heraus, eine MAGA-Kappe (Make
America Great Again) [164] auf ihre Profilbilder zu photoshoppen.
Assange ist nie ein Trump-Anhänger gewesen. Aber auf eine sehr reale Weise sind
es diejenigen, die seine Inhaftierung befürworten.
19. Verleumdung: „Ich fand ihn eigentlich ganz gut,
bis er die Wahl 2016
zerstörte.“/ „Ich hielt eigentlich
nichts von ihm, bis er die Wahl 2016
rettete.“
Diese Aussagen bedeuten nur dein Eingeständnis, dass du keine Werte jenseits
deiner blinden Parteitreue hast. Die Wahrheit nur zu mögen, wenn sie dir dient,
ist das Gleiche, wie die Wahrheit zu hassen.
20. Verleumdung: „Er hat Blut an seinen Händen.“
Nein, hat er nicht. Es gibt nirgendwo einen einzigen Beweis, dass WikiLeaks
irgend jemandes Tod irgendwo auf der Welt verursacht hätte. Diese Verleumdung
erfreut sich erneuter Beliebtheit, seit an die Öffentlichkeit kam, dass er für
die Manning-Veröffentlichungen strafrechtlich verfolgt wird, mit dem Argument,
dass durch diese Leaks US-Soldaten getötet worden seien.
Dieses Argument ist dumm. Das Pentagon, das jede Motivation dafür hätte, Beweise
zu finden, dass WikiLeaks den Tod von Menschen verursachte [165], entschied
2013, dass Beweise dafür nicht entdeckt worden waren.
21. Verleumdung: „Er veröffentlichte die Details von Millionen türkischer
Wählerinnen.“
Das tat er nicht. Die Website von WikiLeaks berichtet folgendes:
„Meldungen, dass WikiLeaks Daten über türkische Frauen veröffentlicht habe, sind
falsch. WikiLeaks hat die Datenbank nicht veröffentlicht. Dies tat jemand
anderes. Was WikiLeaks veröffentlichte, waren E-Mails der türkischen
Regierungspartei, der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung, auch AKP
genannt, welche die politische Kraft hinter Präsident Recep Tayyip Erdogan ist,
der gegenwärtig die Justiz, den Bildungsssektor und die Medien der Türkei
säubert.“
Diese „jemand anderes“ war Emma Best, damals bekannt als Michael Best, die
zugleich zufälligerweise die ist, die die kontroversen Twitter DMs (Direct
Messages = Direktnachrichten) [166] veröffentlichte, die im zuvor genannten
Verleumdungsartikel über Assange von Micah Lee verwendet wurden. Best schrieb
einen Artikel [167], der klarstellte, dass die Informationen über türkische
Frauen nicht von WikiLeaks veröffentlicht wurde, sondern von ihr.
22. Verleumdung:
„Er unterstützte rechte politische Parteien in Australien.“
Tat er nicht. 2013 gab Australiens WikiLeaks-Partei versehentlich
Präferenzempfehlungen für rechte Parteien in New South Wales ab. Dieses von der
Wikileaks Party als „Verwaltungsfehler“ beschriebene Versehen passierte, während
Assange damit beschäftigt war, Edward Snowden und Chelsea Manning zu helfen und
deshalb zu viele Arbeiten (im australischen Wahlkampf, d. Red.) an andere
delegierte.
2012 kündigte WikiLeaks über Twitter an [168], dass Assange für einen Sitz im
Australischen Senat kandidiere, und 2013 wurde die WikiLeaks-Partei offiziell
von der Australischen Wahlkommission eingetragen und stellte Kandidaten in den
Staaten Victoria, New South Wales und West Australien auf. Die anderen
Kandidaten der Partei waren ein Menschenrechtsanwalt, ein Ethiker, ein
ehemaliger Kandidat der Grünen, ein ehemaliger Diplomat, ein Rechtsprofessor und
ein ehemaliger Präsident des Ethnischen Gemeinschaftsrats in West Australien. Es
war ein sehr linkes Angebot mit ungewöhnlicher politischer Werbung [169].
In Australien gibt es die Präferenzwahl, die auch in den USA als
Rangwahl-Abstimmung (ranked-choice voting) bekannt ist. Man erhält zwei
Stimmzettel, einen kleinen für das Repräsentantenhaus und einen ellenlangen für
den Senat [170]. Auf diesem nummeriert man die Kandidaten in der Reihenfolge der
eigenen Präferenz, d.h., die Nummer 1 wäre die erste Präferenz. Über den Senat
abzustimmen ist eine enorme Aufgabe, da einem die Möglichkeit gegeben wird, die
Reihenfolge aller einzelnen Kandidaten gemäß der eigenen Präferenzen zu
nummerieren (was auch als „Abstimmung unter der Linie“ bezeichnet wird). 2013
konnte man einfach die Partei wählen, von der man wünschte, dass sie „oberhalb
der Linie“ gewinnt. Und wenn diese in der ersten Runde rausflog, dann wurden die
Präferenzen der eigenen Stimme zugeschlagen.
Diese Präferenzen bilden sich auf dem ab, was eine „Wie man wählt-Karte” genannt
wird. Sieh dir dieses Beispiel hier an [171]. Es ist ein Infozettel für
Wähler/innen am Wahltag, der empfiehlt, wie man die Präferenzen nummerieren
sollte, um die eigene Partei zu unterstützen. Es wird aber auch an die
Wahlkommission weitergereicht, so dass diese ihre gewählte Präferenzauswahl der
Senatswahl zuweisen kann.
Bei jeder Wahl gibt es einen Shit-Storm über die „Wie man wählt-Karten”, weil
Parteien miteinander verhandeln und sich gegenseitig ausspielen, um die
Präferenzauswahl zu erhalten und damit weiterzumachen. Um das Ganze noch
komplizierter zu gestalten, werden diese Karten für jeden Staat und Sitz
erstellt, für den Kandidaten aufgestellt werden. Die Bekanntgabe der Präferenzen
der WikiLeaks-Partei in einem dieser Staaten, in New South Wales, endete
irgendwie damit, dass sie zwei rechten Parteien höhere Präferenzen zuwies, als
den drei Hauptparteien. Die WikiLeaks-Partei sagte daraufhin, dass es ein
Verwaltungsfehler sei und veröffentlichte diese Stellungnahme [172] im August
2013:
„Stellungnahme zu den Präferenzen: Die WikiLeaks-Partei ist nicht mit einer
anderen politischen Gruppierung verbunden. Wir würden am liebsten überhaupt
keine Präferenzen angeben, aber das Zuteilen von Präferenzen ist vorgeschrieben,
wenn der eigene Name oberhalb der Linie stehen soll.
Beim Zuteilen der Präferenzen zwischen 53 anderen Parteien oder Gruppierungen in
New South Wales/Neusüdwales passierten einige Verwaltungsfehler, wie es auch bei
einigen anderen Parteien der Fall war. Die über allem stehende Entscheidung zu
den Präferenzen war eine demokratisch getroffene Entscheidung des ganzen
Nationalrats der Partei. Gemäß der Entscheidung des Nationalrats sollten „Die
Schützen & Fischer“ (The Shooters & Fishers) und die „Australien-zuerst-Partei“
(Australia First Party) unterhalb von Grünen, Labor und Liberalen stehen. Wie
gesagt sind wir mit niemandem verbündet und die einzige Politik, die wir
unterstützen, ist unsere eigene. Wir werden die Politik der anderen Parteien
oder Gruppierungen gemäß unseren eigenen festgelegten Prinzipien unterstützen
oder ablehnen.“
Machen wir es kurz: Die ganze WikiLeaks-Partei war versammelt und stimmte zu,
jene rechten Parteien auf dem Stimmzettel unterhalb von Grünen, Labour und der
liberalen Partei einzuordnen. Aber jemand hat bei dem Formular übel Mist gebaut.
Die WikiLeaks-Partei kam schließlich auf 0,66% der Stimmen und in Neusüdwales
gingen jene Präferenzen zu jenen rechten Parteien, die es auch nicht schafften,
eine ausreichende Stimmenanzahl für einen Sitz zu erringen. Gab es
Missmanagement? Ja. War es absichtlich? Zumindest in Hinblick auf Assange gibt
es keinen Grund anzunehmen, dass es das war.
Dies geschah alles zur gleichen Zeit, als Chelsea Mannings Fall zum Abschluss
kam und Assange damit beschäftigt war, Edward Snowden zu helfen.
„Ich traf vor zwei Monaten die Entscheidung , eine Menge meiner Zeit darauf zu
verwenden, mich mit Edward Snowdens Asylsituation zu beschäftigen und zu
versuchen, das Leben dieses jungen Mannes zu retten,“ sagte Assange dem
Australischen Fernsehen [173] zu jener Zeit. „Das Ergebnis ist, dass ich zuviel
delegiert habe. Ich gebe das zu und übernehme die volle Verantwortung dafür, zu
viele Funktionen an die australische Partei übertragen zu haben, während ich
versuchte, mich der (anderen) Sachen anzunehmen.“
Es ist offensichtlich, dass einige Menschen in der WikiLeaks-Partei einiges
machten, was sie nicht tun sollten, und Assange hätte verhindern können, dass
dies geschieht, wenn statt der vielen anderen Dinge die Wahl sein Hauptaugenmerk
in jener Zeit gewesen wäre. Aber es besteht kein Grund dafür, seine Behauptung
abzulehnen, dass es ein unschuldiges Übersehen war wegen zu viel Delegierung und
stattdessen zu behaupten, dass es in Wirklichkeit eine verdeckte Verschwörung
seinerseits war, um den Rechtsparteien in Neusüdwales Stimmen zuzuschieben.
23. Verleumdung: „Er gefährdete das Leben schwuler Saudis.“
Nein, tat er nicht. Die Saudi-Schriftstücke waren Dokumente der königlich
saudischen Regierung, d.h. Informationen, die die Regierung bereits hatte, so
dass keine Gefahr bestand, dass es aufgrund der saudi-arabischen Gesetze gegen
Homosexualität zu gesetzlichen Vergeltungsnahmen kommt. Es gibt keinen Beweis,
dass irgend jemand durch die Saudi-Schriftstücke jemals in Gefahr gebracht
wurde.
Diese Verleumdung wurde vom zuvor erwähnten Raphael Satter bei AP verbreitet.
WikiLeaks schickte den AP-Managern eine offizielle Beschwerde [174], in der
Satters journalistisches Fehlverhalten aufgeschlüsselt und eine Veröffentlichung
ihrer Entgegnung gefordert wurde.
Die WikiLeak-Website erläutert [175]:
„Das Material der Saudi-Schriftstücke wurde im Juni 2015 veröffentlicht. Es
umfasst zugespielte Regierungsinformationen – dies waren Daten, die die
Saudi-Regierung bereits hatte, einschließlich der Beweise von Verfolgung durch
die Saudi-Regierung. Die Veröffentlichung enthüllte die weit verbreitete
Bestechung der Medien durch die Saudis, große Mengen von der Saudi-Regierung
angehäufte Waffen, ihre brutalen Angriffe auf eigene Bürger/innen und auf den
Jemen, und die Vereinbarungen mit den USA und Großbritannien, um Saudi Arabien
in eine Schlüsselposition im UN-Menschenrechtsrat zu bringen. Nach der
WikiLeaks-Veröffentlichung der DNC-Leaks (DNC: Democratic National Committee,
die nationale Parteiorganisation der US-amerikanischen Democrats, d. Red.) 2016,
also über ein Jahr nachdem das Material veröffentlicht wurde, stellte ein
AP-Journalist Behauptungen über die Veröffentlichung im Jahr 2015 auf, aber er
weigerte sich auf Anfrage, Beweise dafür zu erbringen. WikiLeaks hat bis jetzt
immer noch keine Beweise für diese Behauptungen gefunden.“
„Mr. Satters Artikel selbst hat spezielle private Informationen hervorgehoben,
die über das Internet gesucht werden können und die unabhängig von der
WikiLeaks-Seite erhältlich sind (wie Mr. Satter wissen sollte, war der Inhalt
der Saudi-Schriftstücke bereits online veröffentlicht worden, bevor WikiLeaks
sie als „Saudi-Cables“ zusammenstellte)“, stellte die WikiLeaks-Beschwerde
gegenüber AP fest.
24. Verleumdung: „Er ist ein CIA-Agent/limited hangout.“
Wahrscheinlich werde ich diesen Punkt noch einmal überarbeiten müssen, da er so
chaotisch ist, dass es sogar für mich schwer zu sagen ist, was genau er
beinhaltet. Er existiert nur in losen, vereinzelten Verscte Überlegung dazu gibt. Und wenn ich Leute frage, warum
sie so sicher sind, d0ss Assange ein CIA/Mossad-Agent oder Mitarbeiter ist,
erhalte ich einen Haufen verschiedener Antworten, von denen viele sich
widersprechen und keine geradlinigen, vollständigen Gedankengänge beinhalten.
Meistens erhalte ich eine Antwort in der Art wie: „Ja, er war eine Zeit in
Ägypten und er kritisierte Leute, die für die Wahrheit des 11. September
eintreten, und er ist nur um wenige Ecken mit dieser einen zwielichtigen Person
bekannt, also, weißt du, man verbindet halt die Punkte.“
Nein, DU verbindest die Punkte. Du bist derjenige, der diese Behauptung
aufstellt. Keiner sonst macht das.
Man würde meinen, diese Verleumdung wäre verebbt, seit Assange auf Geheiß der
US-Regierung verhaftet wurde, aber tatsächlich begegne ich ihr jetzt weitaus
häufiger. Jeden Tag erhalte ich Verschwörungsgetippse, das mir erzählt, Assange
wäre nicht der, von dem ich denke, dass er es ist. Genau zu dem Zeitpunkt, als
die Mainstream-Medien sich darauf einigten, ihn aggressiver als jemals zuvor zu
verleumden und er mehr Unterstützung benötigt denn je.
Ich bin nie an jemandem geraten, der ein überzeugendes (oder auch nur
zusammenhängendes) Argument dafür vorbringen kann, dass Assange für einen
Geheimdienst arbeitet, weshalb ich im Allgemeinen die Beweislast als nicht
erfüllt ansehe und weitergehe. Wenn es irgend jemanden da draußen gibt, der dies
glaubt und probieren möchte, diese Behauptung zu beweisen, für den habe ich ein
paar Fragen dazu:
Warum wird ein CIA/Mossad-Agent/Mitarbeiter/limited hangout
(Gelegenheitskontakt, d. Red.)/was auch immer für seinen loyalen Dienst mit
einem Aufenthalt im Belmarsh-Gefängnis in Erwartung der Auslieferung an die USA
belohnt? Wie funktioniert das genau? Willst du behaupten, dass er ein Agent war,
der „verheizt“ wurde? Wenn dies so war, wann geschah dies? War er noch ein
Agent, während er in der Botschaft aufgrund schwindender Gesundheit und
chronischer Schmerzen darniederlag? Oder war er es davor? Seine Verfolgung
begann 2010 und die US-Regierung arbeitete seit 2008 an seiner Zerstörung [176];
behauptest du also, er ist seit der Zeit nicht mehr auf deren Seite? Und wenn Du
behauptest, dass er einmal ein Agent war, aber verbrannt wurde, warum
verschwendest du deine Energie, indem du herumrennst und Leuten im Internet
erzählst, dass er ein Agent ist, wenn er doch keiner mehr ist und jetzt die
Anklage gegen ihn die Pressefreiheit überall bedroht? Wenn du seine Auslieferung
ablehnst, warum verhältst du dich so? Unterbrichst du nur gerade ein
Erwachsenengespräch, das Erwachsene über eine dringende Sache zu führen
versuchen, oder geht es um etwas anderes? Ranntest du herum und erzähltest
allen, dass Saddam einmal ein CIA-Agent gewesen war, anstatt gegen die
Irak-Invasion zu protestieren? Oder glaubst du, dass diese ganze Strafverfolgung
durch die USA ein Fake ist? Wenn ja, was hätte Assange davon? Was motiviert ihn,
an diesem Punkt einzuwilligen? Was genau meinst du im Einzelnen, was gerade
geschieht?
Meine bisherigen Erfahrungen sagen mir, dass ich keine stichhaltigen und
gründlichen Antworten auf meine Fragen erwarten sollte, wenn ich mich auf diese
Typen einlasse.
Ich bin an dieser Berichterstattung seit zweieinhalb Jahren dran, und während
dieser Zeit hatte ich Leute, die in meinem Posteingang auftauchen und
Bemerkungen in Social Media, die mich warnen, dass jeder in
Anti-Establishment-Kreisen ein CIA-limited hangout wäre. Buchstäblich jeder; du
erwähnst eine prominente Person aus dem Anti-Establishment und über kurz oder
lang habe ich Warnungen von Leuten erhalten, dass diese in Wirklichkeit die
kontrollierte Opposition eines Regierungsdienstes seien.
Dies geschieht, weil einige Menschen Paranoia als ihren einzigen Kompass haben.
Sie landen in den gleichen Kreisen wie die Unterstützer von WikiLeaks, da der
Fokus der Paranoia, durch den sie die Welt wahrnehmen, sie dazu bringt,
demselben Machtestablishment und denselben Massenmedien zu misstrauen, denen
auch WikiLeaks-Unterstützer misstrauen. Aber darüber hinaus sind diese zwei
Gruppen tatsächlich ziemlich verschieden. Die gleiche Paranoia, die sie
veranlasst, alle Übeltäter mit Argwohn zu sehen, bringt sie dazu, jeden anderen
auch mit Argwohn anzuschauen.
Paranoia entsteht aus einer Vielzahl von Gründen. Einer ist der, dass Menschen,
die nicht verstehen, aus welchen Gründen sich unsere Gesellschaft so verrückt
verhält [177], beginnen, sich ihre eigenen Gründe auszudenken, wie den Glauben,
dass jeder Prominente ein verdeckter CIA-Agent sei. Wenn du nicht klar
verstehst, was passiert, dann erfindest du Dinge, was die Paranoia zu deinem
einzigen Leitsystem werden lassen kann.
25. Verleumdung: „Er misshandelte seinen Katze.“
Es gibt einfach keine Grenze für den Müll, den diese Verleumdungsschleudern
erfinden. Die Sorgen um die Katze in der Botschaft wurden aufgegriffen, als die
Moreno-Regierung sich Begründungen zusammenreimte, um Assange aus der Botschaft
zu schmeißen. Die davon am meisten publizierte war die Forderung, dass er hinter
seiner Katze herputzen solle. Von diesem Punkt an wurde ein Narrativ daraus,
dass Assange nicht nur ein stinkender Nazi und vergewaltigender russischer Spion
sei, der Kacke an die Wände schmiert … er misshandelt auch seine Katze.
Lächerlich.
Eine Reihe von „Wo ist Assanges Katze?”-Artikeln tauchten nach seiner Verhaftung
auf, weil es natürlich das ist, womit sich die Menschen beschäftigen, sobald ein
die Zivilisation bedrohender Akt juristischer Kriegsführung stattfindet. James
Ball von The Guardian, der letztes Jahr einen Artikel schrieb mit dem Titel „Das
einzige Hindernis dafür, dass Julian Assange die ecuadorianische Botschaft
verlässt, ist Stolz“ [178] , in dem er in für ihn beschämender Weise darlegte,
dass die USA niemals versuchen würden, Assange ausgeliefert zu bekommen, schrieb
seinen Anhängern auf Twitter [179]: „Nur für das Protokoll: Julian Assanges
Katze wurde Berichten zufolge von der ecuadorianischen Botschaft vor Jahren an
ein Tierheim gegeben, deshalb warten Sie nicht auf eine Katzenauslieferung in
den nächsten paar Stunden. (Ich bot ernsthaft an, sie zu adoptieren.)“
Assanges Katze geht es gut. Sie wurde nicht an ein „Heim“ abgegeben. Das
WikiLeaks-Twitter-Konto veröffentlichte ein Video [180] mit der Katze, die sich
Assanges Verhaftung am Fernseher ansieht, mit der Bildunterschrift: „Wir können
bestätigen, dass Assanges Katze in Sicherheit ist. Assange bat seine Anwälte
Mitte Oktober, sie vor Bedrohungen in der Botschaft zu retten. Sie werden in
Freiheit wiedervereint sein.“
Ja, natürlich versuchten sie diese Nummer auch, und ich treffe im Netz von Zeit
zu Zeit immer noch Menschen, die das nachplappern. CNN hatte nicht ein- sondern
zweimal Gäste, die behaupteten, Assange sei pädophil. Im Januar 2017 sagte der
ehemalige CIA-Mitarbeiter Phil Mudd in einer Live-Übertragung [181], Assange sei
„ein Pädophiler, der in der ecuadorianischen Botschaft in London lebt“. Anstatt
ihn auf der Stelle zu korrigieren, machte CNN nichts und teilte das Video auf
Twitter [182]. Sie ließen den Tweet bestehen, bis WikiLeaks mit Klage drohte
[183]. Und es scheint fast der gleiche Tag gewesen zu sein, als der
Kongressabgeordnete Mike Rogers auf CNN behauptete [184], dass Assange „wegen
Vergewaltigung einer Minderjährigen gesucht wird“.
Diese Behauptungen sind natürlich falsch. Sie wurden erfunden, um Assange als
die buchstäblich schlimmste Person auf der Welt darzustellen, mit den
allerschlimmsten Eigenschaften, die du dir an einem Menschen nur vorstellen
kannst.
Diese Behauptungen erschienen Monate nachdem eine alarmierende Operation hinter
der Schein-Dating-Website „toddandclare.com“, die zum Ziel hatte, das Narrativ
(über Assange, d. Red.) zu kontrollieren [185], eine UN-Körperschaft mit Namen
Global Compact dazu brachte, ihr den Status als Mitglied dieser Körperschaft zu
gewähren und dann diese Plattform nutzte, um Assange, mit dem sie (auch direkt)
kommunizierte, öffentlich „pädophiler Verbrechen“ zu bezichtigen. McClatchy
berichtet das Folgende [186]:
„Wer auch immer hinter der Dating-Seite steckt, hat bedeutende Ressourcen
rekrutiert, die auf Assange abzielen. Genügend Ressourcen, um Zugang zu einer
Körperschaft der Vereinten Nationen zu erhalten, in Ländern Europas,
Nordamerikas und der Karibik zu operieren, die Anwälte von Assange in London zu
überwachen, die Faxnummer von Kanadas Premierminister zu erhalten und zu
versuchen, eine Polizeiuntersuchung auf den Bahamas anzustoßen.“
„Craig Murray: Danke Steven, das ist der erste Tweet den ich seit Jahren sehe,
der tatsächlich versteht, was ich über die Leaks sagte.“
Steven Athearn: „Der ehemalige britische Diplomat Craig Murray behauptet, dass
die DNC- und die Podesta-Daten von zwei verschiedenen Leakern seien, beide
Amerikaner, und deutet an, dass erste von einem DNC-Insider seien und letztere
von jemandem aus den Geheimdiensten oder dem Polizeivollzugsdienst. Beachtet
sein Interview mit Scott Horton aus dem Dezember 2016.“
Ich werde diese Verleumdung jetzt hier am Ende aufgreifen, weil ich sehe, dass
sie in Folge des Mueller-Berichts weitgehend die Runde macht.
Robert Mueller, der der Bush-Regierung dabei half, die Welt über die
Massenvernichtungswaffen im Irak zu täuschen [187], behauptet in seinem Bericht,
dass der GRU (eine Abteilung des russischen Geheimdienstes, d. Red.) die
Leakquelle der WikiLeaks-Veröffentlichungen von 2016 war, und dass WikiLeaks
seine Leser täuschte, in dem es angab, die Quelle wäre der ermordete
DNC-Angestellte Seth Rich. Dieser Vorwurf ist unbelegt, weil, wie wir bereits
zur Verleumdung 4 diskutierten, die Öffentlichkeit bis jetzt nicht den Hauch
eines Beweises gesehen hat, der belegt, wer oder wer eben nicht die
WikiLeaks-Quelle war, weshalb es keinen Beleg dafür gibt, dass dort eine
Täuschung stattfand. Wir haben weder jemals einen harten Beweis, noch
tatsächlich etwas jenseits der offiziellen Erzählung gesehen, welche die
russische Regierung mit Guccifer 2.0 und Guccifer 2.0 mit WikiLeaks verbindet.
Daniel Lazare dokumentiert für Consortium News, dass es in der Tat ein paar
größere Handlungslücken [188] in Muellers Zeitachse gibt. Der langjährige Freund
von Assange und WikiLeaks-Verbündete Craig Murray behauptet [189], er wisse,
dass die Quelle der DNC-Leaks und der Podesta-E-Mails zwei unterschiedliche
Amerikaner, also keine Russen, waren, und deutet an, dass einer von ihnen ein
DNC-Insider war. Es gibt genau so viel öffentlich verfügbare Beweise für Murrays
Behauptung, wie für die von Mueller.
Die Mainstream-Medien haben über Jahre hinweg Tag für Tag geplärrt, dass es eine
absolut bekannte Tatsache sei, dass die russische Regierung die WikiLeaks-Quelle
sei. Der einzige Grund, weshalb Menschen spotten und ihre Augen gegenüber
jemandem verdrehen, der die unbestreitbare Tatsache feststellt, dass wir keinen
Beweis dafür präsentiert bekommen haben, liegt darin, dass der illusionäre
Wahrheitseffekt [190] das menschliche Gehirn dazu bringt, Wiederholungen mit
Tatsachen zu verwechseln.
Die Verleumdung besteht darin, dass Assange angeblich wusste, dass seine Quelle
in Wahrheit die russische Regierung war, und er Seth Rich vorgeschoben hat, um
von dieser Spur abzulenken. Mueller behauptet, dass etwas passierte, und es wird
als feste Tatsache interpretiert, statt als Behauptung. Es gibt keine Beweise
für irgendetwas davon, und es gibt keinen Grund, dem
Massenvernichtungswaffentypen in gutem Glauben ein Narrativ abzunehmen, welches
zudem eine weitere Regierung belastet, die sich weigert, dem Diktat des
US-Imperiums zu gehorchen.
28. Verleumdung „Er hat niemals etwas über Trump enthüllt.“
Wikileaks: „Clinton beißt sich an Trumps geheimen Steuerrückzahlungen fest. Wenn
du sie hast, kannst du sie hier einreichen: wikileaks.org/#submit“
Wikileaks: „Trumps Beraterin Kellyanne Conway gab heute bekannt, dass Trump
seine Steuerrückzahlungen nicht freigeben wird. Schicke sie an: wikileaks.org/#submit,
damit wir es können.“
Ich bin überrascht, dass ich diese Verleumdung vergessen habe, denn sie taucht
ständig auf. Nicht so sehr von raffinierten professionellen Propagandisten, aber
von Menschen aus der breiten Masse, welche den Propaganda-Krempel wiederholen,
von dem sie glauben, ihn irgendwo gelesen zu haben.
Also erstens ist Assange kein Leaker, sondern jemand, der Leaks, welche ihm zur
Verfügung gestellt wurden, veröffentlicht. Das ist alles, was er und WikiLeaks
jemals getan haben. Sie streifen nicht da draußen durch die Gegend und hacken
sich in Datenbanken der Regierung, um die Resultate zu veröffentlichen. Sie sind
lediglich ein Kanal, welcher eine sichere anonyme „Dropbox“ anbot und Leaker
einlud, diese zu nutzen, damit ihre Leaks sicher veröffentlicht werden konnten.
Wenn niemand WikiLeaks ein Leak zu einem bestimmten Thema zur Verfügung stellt,
haben sie nichts, was sie darüber veröffentlichen können. Im Endspurt zur 2016er
Wahl gab es Leaks über Trump, aber die Leaker wandten sich an einen anderen
Kanal. Die Informationen über Trumps Steuerzahlungen wurden an die New York
Times geleakt [191] und das berüchtigte „Grabsch ihr an die Muschi“-Audio wurde
an die Washington Post geleakt. [192] Es gab keinen Anlass, es über WikiLeaks zu
leaken, wenn sie es sicher bei einem Mainstream-Pressekanal veröffentlichen
konnten, und WikiLeaks konnte sie schließlich nicht dazu zwingen.
Zweitens hat WikiLeaks öffentlich um Leaks zu Trump gebeten, und zwar vor [193]
und nach [194] der Wahl. WikiLeaks kontroverser Austausch mit Donald Trump Jr
(s. Verleumdung 14), war im wesentlichen einer, in dem jemand Leaks
veröffentlicht, eine Quelle für Leaks in einer Sprache, die diese Quelle
versteht, um Leaks bittet, und zwar über Trump. Es ist offensichtlich, dass sie
immer die Veröffentlichung von Leaks über Trump gewollt haben und es getan
hätten, wenn sie welche bekommen hätten.
Drittens waren die Vault 7 CIA-Leaks [195] Veröffentlichungen über die Trump
Regierung. Trumps Administration war so wütend darüber, dass Mike Pompeo im
darauffolgenden Monat in einer Rede WikiLeaks zu einem „feindlichen
Nicht-Regierungs-Geheimdienst“ erklärte und schwor, den Kanal zu entfernen.
Einige Monate später stellte Trumps Justizminister einen Haftbefehl [196] zur
Festnahme von Assange aus, der auf erfundenen und vorgeschobenen Anklagen
beruht. Assanges Verleumder mögen die CIA-Leaks nicht dazurechnen, weil diese
kein einziges Video von Trump mit russischen Prostituierten enthalten, aber sie
waren ohne Zweifel ein Schlag gegen diese Administration und es wäre dumm, so zu
tun, als ob es nicht so wäre.
Viertens, wenn man die Worte „Donald Trump“ in die WikiLeaks-Suchmaschine
eingibt, erzielt man zum gegenwärtigen Zeitpunkt 14.531 Ergebnisse [197] in den
DNC-Leaks, den Podesta-E-Mails, den Global Intelligence-Akten und anderen
Veröffentlichungen in WikiLeaks-Geschichte.
29. Verleumdung
„Er arbeitete heimlich mit Nigel Farage zusammen.“
Julian Assange: „Da der britische Staat eine mehrere Millionen teure, illegale
Überwachungsoperation gegen meine Besucher betreibt, die von den Hi-Tech-
Überwachungskameras aufgezeichnet werden, die an gegenüberliegenden Gebäuden
angebracht wurden, bin ich sicher, dass es ihnen gefallen wird, die Frage zu
beantworten, ob Mr. Farage mich im Jahr 2016 besucht hat.“ [198]
Dies ist wieder eine Verleumdung, die versucht, Assange als einen Vertreter des
rechten Flügels erscheinen zu lassen, um so die Unterstützung der Linken zu
zerstören, diesmal mehr an ein britisches Publikum gerichtet.
Es ist bekannt, dass Assange den Anführer des Brexit, Nigel Farage, einmal, und
zwar nur ein einziges Mal, getroffen hat, im März 2017. Sowohl WikiLeaks [199]
als auch Farage [200] bestätigen, dass Farage sich bemühte, Assange für ein
Interview in seiner Sendung im LBC Radio zu gewinnen und dass diese Anfrage
höflich abgelehnt wurde. Das war das Treffen.
Es gibt ganz genau gar keinen Beweis dafür, der dem widerspräche. Es gab
Versuche, das Narrativ zu verbreiten, dass Assange sich mehrmals mit Farage
getroffen hätte, was von Farage als „konspirativer Unsinn“ zurückgewiesen [201]
und von WikiLeaks „erfundene Geheimdienstberichte“ [202] und „Informationen, die
vom ecuadorianischen Geheimdienst SENAIN gespeist werden“ genannt wurde. [203]
Die Behauptung von WikiLeaks erhält aus verschiedenen Gründen Glaubwürdigkeit:
Erstens, weil einer der Besuche Farages bei Assange am 28. April 2018 [204]
gewesen sein soll, zu einer Zeit, als es Assange bereits seit langem von der
ecuadorianischen Regierung verboten worden war [205] andere Besucher, als seine
Anwälte zu empfangen. Dieser Umstand hätte einen solchen Besuch unmöglich
gemacht. Zweitens war SENAIN eine Quelle [206] für die lächerliche [207] Story
im Guardian, nach der Assange sich angeblich mehrfach mit Paul Manafort
getroffen haben soll, was sich inzwischen ohne den Hauch eines Zweifels [208]
als falsch herausgestellt hat. Drittens hat Glen Greenwald die ecuadorianische
Botschaft als eine der am meisten überwachten, durchsuchten, gefilmten und
geprüften Plätze der Welt beschrieben [209]. Es wäre also ein Leichtes für
Großbritannien oder Ecuador gewesen, nachzuweisen, dass Farage öfter als nur im
März 2017 bei Assange war, so willig, wie sie sich sonst an jeder Verleumdung
gegen ihn beteiligt haben, aber keine von beiden hat es jemals getan. „Da der
britische Staat eine mehrere Millionen teure, illegale Überwachungsoperation
gegen meine Besucher betreibt, die von den Hi-Tech-Überwachungskameras
aufgezeichnet werden, die an gegenüberliegenden Gebäuden angebracht wurden, bin
ich sicher, dass es ihnen gefallen wird, die Frage zu beantworten, ob Mr. Farage
mich im Jahr 2016 besucht hat.“ hat Assange im Januar 2018 getweetet. [210]
Dies war die Entgegnung zu einer Zeugenaussage im Kongress, die der frühere
Wallstreet Journal Reporter Glenn Simpson machte, dessen Firma Fusion GPS für
das verrufene Steele-Dossier verantwortlich ist. Hier ist seine Aussage [211]
vor dem Geheimdienstausschuss: „Mir wurde berichtet und ich habe es nicht
bestätigt, dass Nigel Farage öfter in der ecuadorianischen Botschaft war, als
nur das eine Mal, von dem die Zeitungen berichten, und dass er Daten an Julian
Assange geliefert hat.“
„Mir wurde berichtet und ich habe es nicht bestätigt.“ Von dem GPS-Fusion-Typen,
mitten in einer Verleumdungskampagne des ecuadorianischen Geheimdienstes. OK,
vergesst es.
Das völlige Fehlen von irgendetwas Greifbarem hat Russiagate-Deppen wie Seth
Abramson, Marcy Wheeler [212] und den üblichen Aufmarsch von konspirativen
Mainstreampresse-Krämern nicht davon abgehalten, es für bare Münze zu nehmen,
statt es für unbestätigtes Hörensagen eines Typen zu behandeln, der seinen
Durchbruch zur Berühmtheit in Verbindung mit einem berüchtigten Dossier hatte,
welches komplett vom Mueller-Bericht widerlegt wurde.
Die Antwort des Guardian auf Rachel Maddow, Carole Cadwalladr, nahm diese
komplett ausgedachte Verbindung zwischen Assange und Farage und schaufelte sie
in das durchschnittliche britische Bewusstsein mit Artikel [213] über Artikel
[214] über Artikel [215], gefüllt mit konspirativen Andeutungen und
Verdrehungen, und die Verleumdung ging in Fleisch und Blut über. Cadwalladr hat
eine solide Liste von Gelegenheiten, zu denen sie unehrliche und
unprofessionelle Strategien [216] einsetzte, um WikiLeaks absichtlich zu
verleumden.
Man sieht also, dass dies ein weiteres Beispiel dafür ist, Halbwahrheiten und
pure Erfindungen in einer Art zu verbinden, die Assange unglaubwürdig und
schrecklich erscheinen lassen, diese unermüdlich zu wiederholen und zu
verbreiten, bis dann der „Wahrheitseffekt“ [217] einsetzt.
Ich denke, das war‘s erstmal. Wieder einmal ist dieser Artikel ein fortlaufendes
Projekt. Ich werde ihn updaten und ihn wiederholt ergänzen, wenn neue
Informationen eintreffen und neue Verleumdungen eine Widerlegung erfordern. Wenn
ich etwas übersehen oder missverstanden habe, oder selbst wenn du einen
Tippfehler entdeckt hast, dann schreib mir bitte an admin@caitlinjohnstone.com
und lass es mich wissen. Ich versuche das bestmögliche Werkzeug für Menschen,
die Assange-Verleumdungen widerlegen, zu erstellen, darum werde ich dieses
„Baby“ auch andauernd schärfen, damit es sicher wie eine Rasierklinge schneidet.
Vielen Dank fürs Lesen und Danke an alle, die geholfen haben! Puh, das war lang!
Jeder hat meine bedingungslose
Erlaubnis [218], diese Arbeit ganz oder in Teilen
(sowie alles andere, was ich geschrieben habe) kostenlos wieder zu
veröffentlichen oder in jeder gewünschten Weise zu verwenden. Meine Arbeit ist
vollständig von Leserinnen und Lesern
unterstützt [219], also wenn du diesen
Artikel gemocht hast, dann teile ihn bitte, gib mir ein Like auf
Facebook [220],
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oder
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Sachen [224], kaufe mein neues
Buch „Rogue Nation: Psychonautical Adventures With Cailin Johnstone“ [225] oder
meine voriges Buch:
Woke: A Field Guide for Utopia Preppers [226]. Am besten
kommt man um die Internetzensur herum und geht sicher, das Zeug zu lesen, das
ich veröffentliche, wenn man sich auf der Mailingliste meiner
Website [227]
einschreibt, so dass du eine E-Mail-Benachrichtigung für alles, was ich
veröffentliche, erhältst. Für weitere Informationen darüber, wer ich bin, wo ich
stehe und was ich mit dieser Plattform zu bewirken versuche, klicke
hier [228].
WikiLeaks-Dossier auf www.antikrieg.com, wird ständig erweitert und
aktualisiert: <http://antikrieg.com/dossier_wikileaks.htm>
Quellen:
Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren
verantwortlich. Die Inhalte der Artikel und Kommentare spiegeln nicht
zwangsläufig die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.
über sich selbst: Schurkenjournalist. Bogan Sozialist.
Anarcho-psychonaut. Guerilla-Dichter. Utopia prepper. Stolz 100
Prozent Leser-finanziert durch Patreon und Paypal. Viel Arbeit mit
Hilfe von Soulmate/Mitverschwörer Tim Foley. Wenn Sie Caitlin direkt
unterstützen möchten, besuchen Sie bitte ihre Website:
www.caitlinjohnstone.com.
14.04.2019 14:00 Die Rache Ein Exempel an Julian Assange soll Protest und Widerstand gegen die
Machenschaften der Weltmächte im Keim ersticken. — Schon Tage vor der
Verhaftung von Julian Assange hatte der frühere britische Botschafter und
Menschenrechtsaktivist Craig Murray mit anderen Kämpfern für die Pressefreiheit
vor der ecuadorianischen Botschaft in London ausgeharrt, um ein Zeichen seiner
Solidarität mit dem WikiLeaks-Herausgeber zu setzen. Seinen Antrag, Assange zu
besuchen, hatte die Botschaft ignoriert. Als der brutale Zugriff dann erfolgte,
... [Quelle:
rubikon.news] JWD
..weiterlesen
16.07.2018 10:15 Der Countdown für Julian Assange, die Jagd auf Rafael Correa und die Rückkehr Ecuadors zur 'Bananen-Republik'
Julian Assanges Tage in der Londoner Botschaft Ecuadors, in der er seit 6 Jahren
festsitzt, sind in der Tat gezählt. Jedoch ist die “Affäre Assange” neuerdings
nur die Nebenhandlung eines weitaus brisanteren und bitter ironischen
Schauspiels: die gerichtliche Verfolgung seines Gönners und in Belgien lebenden
Ex-Präsidenten Ecuadors, Rafael Correa, gegen den die Justiz seines Heimatlandes
bei der Interpol-Zentrale im französischen Lyon die Fahndung mit roter
Ausschreibung beantragte. [Quelle:
nds.de] JWD ..weiterlesen
03.06.2018 14:50 Verteidigt Julian Assange!
- Werdet weltweit aktiv! -
Das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) und die
internationale Redaktion der World Socialist Web Site fordern umgehende
Maßnahmen zur Verteidigung von WikiLeaks-Herausgeber Julian Assange. Nach fast
acht Jahren Kampf gegen die unerbittliche Verfolgung durch die US-Regierung und
ihre Verbündeten ist der in Australien geborene Journalist nun in großer Gefahr,
in ihre Fänge zu geraten... [Quelle:
wsws.org] JWD
..weiterlesen
02.07.2017 12:45 In der Falle - Julian Assange zwischen Politik und Justiz
Seit fünf Jahren befindet sich Julian Assange in der Botschaft von Ecuador in
London. Wegen der Veröffentlichung brisanter Dokumente der US-Armee und
-Behörden muss der WikiLeaks Mitbegründer schlimmste Konsequenzen fürchten.
Verlässt er die Botschaft, droht ihm die Auslieferung nach Schweden, wo ab
September 2010 ein inzwischen eingestelltes Ermittlungsverfahren wegen sexueller
Vergehen an zwei Schwedinnen gegen ihn geführt wird... [Quellen:
nds.de / wdr.de] JWD
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