07.04.2018 01:00
Der Nachkriegssituation im
erweiterten Nahen Osten entgegen
Dem Anschein der atlantischen Propaganda widersprechend interpretiert Thierry
Meyssan die internationalen Beziehungen in langfristiger Hinsicht. Für ihn gab
es während der letzten sieben Jahre keinen Bürgerkrieg in Syrien, sondern einen
regionalen Krieg von siebzehn Jahren im erweiterten Nahen Osten. Aus diesem
umfassenden Konflikt, aus dem Russland als Sieger gegenüber der Nato hervorgeht,
entsteht schrittweise eine neues Gleichgewicht der Welt. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 03. April 2018
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
A
lle Kriege enden mit Siegern und Besiegten. Die siebzehn Jahre, die wir im
erweiterten Nahen Osten erlebt haben, können hierin keine Ausnahme machen [1].
Doch während Saddam Hussein und Muammar Gaddafi beseitigt wurden und Syrien im
Begriff ist zu gewinnen, hat niemand anderer als das arabisch Volk verloren.
Man kann höchstens vorgeben zu glauben, dass das Problem nur Syrien ist. Und in
Syrien, dass es nur Ghouta ist. Und in Ghouta hat die Armee des Islam verloren.
Diese Episode reicht nicht aus, um das Ende der Feinseligkeiten zu erklären, die
die Region verwüsten, ganze Städte zerstören und dort die Menschen zu
Hunderttausenden töten.
Das Gerede von der Ansteckung von „Bürgerkriegen“ [2] erlaubt es dennoch 130
Staaten und internationalen Organisationen, die am Gipfel der „Freunde von
Syrien“ teilnehmen, erhobenen Hauptes ihre Verantwortung zu leugnen. Und so wie
sie niemals ihre Verantwortung akzeptieren, setzten sie ihren Machtmissbrauch
auf anderen Operationsfeldern fort. Mit anderen Worten: ihr Krieg wird in der
Region bald beendet sein, aber er wird sich doch anderenorts fortsetzen.
Von diesem Standpunkt aus wird das, was sich in Syrien seit der Kriegserklärung
der Vereinigten Staaten — dem Syrian Accountability Act — im Jahr 2003, also
seit fast 15 Jahren, abgespielt hat, die im Entstehen befindliche Weltordnung
umgestalten. Wenn auch tatsächlich fast alle Statten des erweiterten Nahen
Ostens geschwächt sind, sogar zerstört sind, ist einzig Syrien immer noch
aufrecht und unabhängig.
Folglich wird die Strategie des Admirals Cebrowski, die die Zerstörung der
Gesellschaften und Staaten der nicht globalisierten Länder und die finanzielle
Auspressung der globalisierten Länder vorsieht, um den Zugang zu den Rohstoffen
und den Energiequellen dieses Gebietes zu ermöglichen, vom Pentagon nicht mehr
umgesetzt werden können, nicht hier und nicht anderswo.
Durch den Anstoß des Präsidenten Trump beenden die US-Streitkräfte langsam ihre
Unterstützung für die Jihadisten und beginnen sich vom Schlachtfeld
zurückzuziehen. Das macht sie nicht zu Philanthropen, aber zu Realisten, und
sollte das Ende ihrer Vorgehensweise gegen Staaten markieren.
Quelle: voltairenetTV via Youtube |
veröffentlicht 03.04.2018
Donald Trump: U S forces will leave Syria 'very
soon' (March 29, 2018)
Wieder anknüpfend an die Atlantik-Charta, durch die London und Washington im
Jahre 1941 übereinstimmten, gemeinsam die Ozeane und den Welthandel zu
kontrollieren, bereiten die gleichen Vereinigten Staaten die Sabotage des
Handels ihres Rivalen China vor. Donald Trump reformiert die Quads (mit
Australien, Japan und Indien), um die Stationierungen der chinesischen Flotte im
Pazifik zu begrenzen. Zugleich ernennt er John Bolton als Sicherheitsberater,
dessen große Leistung es unter Bush Jr. war, dass die Allierten die militärische
Überwachung der Ozeane und des Welthandels einleiteten.
Das große chinesische Projekt der Seidenstraßen (zugleich als Landweg und
Meeresstraße) wird nicht in den nächsten Jahren fertig gestellt werden. Peking
hat entschieden, seinen Handel eher über die Türkei als über Syrien und eher
über Weissrussland als über die Ukraine laufen zu lassen, und trotzdem sind in
beiden Ländern «Unruhen» entstanden.
Schon im 15. Jahrhundert hat China versucht, die Seidenstraße durch den Bau
einer riesigen Flotte mit 30.000 Männern unter dem Kommando des muslimischen
Admirals Zheng He wieder zu öffnen. Trotz des herzlichen Empfangs dieser
pazifischen Armada im Persischen Golf, in Afrika und im Roten Meer, scheiterte
dieses Projekt. Der Herrscher ließ die gesamte Flotte verbrennen. China kapselte
sich selbst für fünf Jahrhunderte ab. Der Präsident Xi hat sich durch diesen
berühmten Vorgänger inspirieren lassen, sich „eine Straße und ein Gürtel“
auszudenken, aber er könnte wie der Ming-Herrscher Xuanzong dazu gebracht
werden, selbst seine Initiative aufzugeben, was immer die Investitionssummen für
sein Land seien – und dann verloren wären.
Das Vereinigte Königreich hat seinerseits seinen Plan einer neuen „arabischen
Revolte“ nicht aufgegeben, durch die es die Wahabiten von Lybien 1915 in
Saudi-Arabien an die Macht gebracht hatte. Allerdings ist der „arabische
Frühling“ von 2011, der dieses Mal den Muslimbrüdern gewidmet war, am
syrisch-libanesischen Widerstand gescheitert.
London beabsichtigt den „Pivot to Asia“ der Vereinigten Staaten auszunutzen, um
die Ausstrahlung seines alten Empire wieder zu erlangen. Es bereitet sich vor,
die Europäische Union zu verlassen und wendet seine Armeen gegen Russland. Es
hat versucht, die größtmögliche Anzahl an Alliierten in der Skripal-Affäre
hinter sich zu bringen, hat aber mehrere Enttäuschungen erlebt, darunter die
Zurückweisung von Neu-Seeland, die Rolle als gefügiges Mitglied des Dominion
fortzusetzen. Es musste logischerweise seine Jihadisten gegen Moskau neu
ausrichten, wie es das seit den Kriegen gegen Afghanistan, Jugoslawien und
Tschetschenien tat.
Russland, als einzige große Macht siegreich aus dem Konflikt im mittleren Osten
hervorgegangen, hat es geschafft, das Ziel der Zarin Katharina II zu
verwirklichen, den Zugang zum Mittelmeer zu erreichen und die Wiege des
Christentums zu retten, auf dem seine Kultur basiert.
Moskau sollte jetzt die euroasiatische Wirtschafts-Union entwickeln, deren
Kandidat Syrien seit 2015 ist. Seinerzeit war sein Beitritt auf Ersuchen von
Armenien ausgesetzt worden, das wegen des Beitritts eines im Krieg befindlichen
Staates beunruhigt war, aber das änderte sich.
Das neue Gleichgewicht der Welt ist schon bipolar, seit Russland sein neues
Nuklear-Arsenal offen gelegt hat. Die Welt wird zweigeteilt sein, nicht durch
einen Eisernen Vorhang, sondern durch den alleinigen Willen des Westens, der
bereits die Bankensysteme und bald das Internet trennt. Er wird sich einerseits
auf die Nato stützen und nicht mehr auf den Warschauer Pakt, sondern auf die
Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit zum anderen. Im Verlauf
von dreißig Jahren hat Russland den Bolschewismus hinter sich gelassen und
seinen Einfluss in Zentral-Europa in Richtung Mittlerer Osten verlagert.
In einem Moment des Gleichgewichts verändert sich der Westen, die alte „freie
Welt“, in ein Ensemble von Gesellschaften unter Zwang und einem falschen
Konsens. Die Europäische Union versieht sich mit einer überbordenden und
unterdrückerischen Bürokratie, wie diejenige der Sowjetunion. Wohingegen
Russland wieder zum Meister des Internationalen Rechts wird.
Übersetzung: Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 30. März 2018.
Thierry Meyssan: Politischer Berater, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à
Donald Trump.
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(CC BY-NC-ND
01.04.2018 00:00 Die Außenpolitik von Theresa May
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Vereinigten Königreichs zu. Wenn die Außenpolitik Frankreichs als die für den
Präsidenten der Republik „reservierte Domäne“ gilt und somit der demokratischen
Debatte entzogen ist, wird die Außenpolitik des Vereinigten Königreichs in noch
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rund um den Monarchen erarbeitet... [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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