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02.02.2017  18:00
Endlich, die deutschen
Exportüberschüsse werden politisiert!

Wer allen Ernstes geglaubt hat, dass der „wirtschaftliche Erfolg“ Deutschlands in erster Linie auf der überragenden Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft beruht, kann natürlich nicht fassen, dass der „Musterschüler“ nun plötzlich „Ausbeuter“ gescholten wird. [makroskop.eu / Paul Steinhardt] JWD
 



Von Armin Linnartz,
CC BY-SA 3.0 de, Link  |  Quelle: makroskop.eu

Donald Trump ist einfach ein dummer Fiesling, der, weil er uns Deutschen unseren wirtschaftlichen Erfolg nicht gönnt, plötzlich unschuldige Bilanzen, die z.B. über den Wert von Güterströmen vom und ins Ausland informieren, zu einem politischen Problem aufbauscht:

    »Eine neue ökonomische Doktrin gilt im Weißen Haus, seit Donald Trump das Oval Office bezogen hat. Das gewaltige Leistungsbilanzdefizit wird von jetzt an eindeutig negativ bewertet.«
Winand von Petersdorff und Philipp Plickert berichten in der FAZ (..hier) von diesem seltsamen Phänomen, über das, wie sie meinen, „Ökonomen die Stirn runzeln“. Ziemlich unerfreulich ist dieses neue Phänomen, weil der sogenannte Handelsberater Donald Trumps, ein gewisser Peter Navarro – der, so werden wir beruhigt, aber ein „Außenseiter der ökonomischen Akademikerzunft in Amerika ist“ – doch tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Defiziten seines Landes und den Überschüssen eines anderen Landes, nämlich Deutschland, sieht. Dass das Redakteure einer Zeitung irritiert, die ihren Lesern Tag ein Tag aus das erfolgreiche deutsche Wirtschaftsmodell preisen, kann man gut verstehen und daher überrascht auch die folgende Frage nicht wirklich:
    »Ist ein positiver Saldo zwingend günstig und ein negativer Saldo zwingend schlecht?«
So fragen sie den „Handelsexperten Gabriel Felbermayr vom Münchner Ifo-Institut“ und der gibt Gott sei Dank Entwarnung:
    »Der große Leistungsbilanzüberschuss ist mit einem Kapitalexport, einem Abfluss von Ersparnis verbunden.« (FAZ vom 30.06.S.17)
Messerscharf schließen die beiden FAZ Redakteure, dass Deutschland den „Abnehmerländern gleich die nötige Finanzierung“ mit dazu gibt, um die Güter kaufen zu können. Können Exportüberschüsse unter solch unglaublich günstigen Bedingungen Sünde sein?

Wie wir an anderer Stelle schon erklärt haben, beruht diese Geschichte leider auf einer geradezu lächerlichen Fehlinterpretation der den Leistungs- und Kapitalbilanzen zugrunde liegenden Vorgänge. Es gilt zwar, dass die Salden von Leistungs- und Kapitalbilanz immer mit umgekehrten Vorzeichen gleich groß sind. Daraus aber zu schließen, dass Deutschland die Leistungsbilanzdefizite der Amerikaner durch eigene Ersparnisse vorfinanziert hat, ist hanebüchener Unsinn. Die Amerikaner haben mehr Geld nach Deutschland transferiert als umgekehrt und daher verbucht der deutsche Bankenkomplex Forderungen gegenüber dem amerikanischen Bankenkomplex. Mit den entsprechenden Verbindlichkeiten des amerikanischen Bankenkomplexes kann aber niemand einkaufen gehen (ausführlich dazu auch Gustav A. Horn/Fabian Lindner ..hier).

Wer solche elementaren Zusammenhänge nicht kennt, der wird natürlich schockiert sein, dass der „Außenseiter der ökonomischen Akademikerzunft“ in der Financial Times nun Aussagen macht, die so schon von Heiner Flassbeck und Friedericke Spiecker auf diesen Seiten und auf der Vorgänger-Publikation flassbeck-economics genauso – und zwar unzählige Male – gemacht wurden. Deutschland, so der Außenseiter, habe einen „extrem unterbewerteten“ Euro dazu benutzt, die USA und ihre EU-Partner „auszubeuten“. [...]

Weiterlesen im Originaltext bei ' makroskop.eu ' ..hier

 
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