23.12.2016 04:00
Das Syndrom von Ost-Aleppo
Während die Großmächte, die die Dschihadisten von
Ost-Aleppo militärisch berieten, so tun als kümmerten sie sich um das Schicksal
der Bewohner der Stadt, um ihre Soldaten heraus zu schleusen, scheint niemand
die Tragödie, die diese Syrer ertragen haben, zu verstehen. Im Gegensatz zu den
westlichen Erklärungen, haben sie nicht unter Bombardierungen gelitten, sondern
unter der Besetzung durch ausländische Dschihadisten und unter der Herrschaft
ihrer "Scharia". [Quelle: voltairenet.org] JWD
Manche Bewohner leiden an einer schweren psychotischen Störung, dem Syndrom von
Ost-Aleppo.
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 20. Dezember 2016
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Einige Bewohner von Ost-Aleppo verweigern die
Hilfe der syrischen Regierung.
Nach viereinhalb Jahren Krieg konnte die Bevölkerung von Ost-Aleppo durch die
syrische arabische Armee mit Hilfe der Hisbollah, Russlands und des Iran befreit
werden. Dieser Sieg wurde von einem Großteil der 120.000 befreiten Einwohner,
die vom Staat registriert wurden, mit Freude begrüßt. Aber nur von einer
Mehrheit.
Seltsamerweise, obwohl Syrien ihnen Nahrung bietet, Pflege und eine prekäre
Unterkunft, erklären einige Bewohner von Ost-Aleppo, dass "sie dem Staat nicht
trauen." Was fürchten sie? Sie sind nicht verhaftet worden und wurden
stattdessen wie Kinder des Vaterlandes, die lange Zeit Gefangene des Feindes
waren, begrüßt.
So als hätten sie die Freiheit vergessen, die sie vor dem "arabischen Frühling"
genossen, und so als ob in den letzten vier Jahren nichts geschehen wäre, halten
sie dieselbe Rede wie Al-Dschasira im Jahre 2011. Sie versichern, dass die
Republik eine Diktatur ist, dass sie Kinder foltert, dass sie Sunniten tötet,
usw.
Zum ersten Mal beobachtet man auf der Ebene einer Stadt, ein auf der
individuellen Ebene bekanntes psychologisches Phänomen. So wie ein geschlagenes
Kind oder eine geschlagene Ehefrau manchmal ihren Vater oder ihren grausamen
Mann verteidigen und sein Verhalten rechtfertigen, so rechtfertigen auch einige
Bewohner von Ost-Aleppo die Rede der Dschihadisten, die sie unterdrückt haben.
Im Jahr 1973 analysierte ein schwedischer Psychiater, Nils Bejerot, den Schock,
den Bankkunden erlitten, als sie durch Banditen während eines Angriffs mit
vorgehaltener Waffe, zu Geiseln wurden. Der Fall wurde ein Albtraum. Zwei
Polizisten wurden verletzt, darunter einer ernst. Premierminister Olof Palme
versuchte die Verbrecher, die drohten ihre Gefangenen niederzuschießen, zur
Raison zu bringen, aber ohne Erfolg. Die unter furchtbaren Druck stehenden
Geiseln beschlossen nicht, sich zu rebellieren, sondern ihre Gefängniswächter
für sich zu gewinnen, um einem wahrscheinlichen Tod zu entkommen. Allmählich
führten sie die gleiche Rede wie sie. Sie versuchten, die Polizei von dem
Angriff abzubringen und eine der Geiseln verliebte sich selbst in einen der
Verbrecher. Man nennt es, das "Stockholm-Syndrom", vom Namen der Stadt, wo
dieses Verbrechen geschehen war.
Schließlich gelang es der Polizei mit betäubendem Gas die Banditen zu ergreifen
und die Geiseln zu retten. Obwohl ihre Geiselnahme nur sechs Tage gedauert
hatte, litten letztere lange Zeit so sehr unter diesem Syndrom, dass sie sich
weigerten, während des folgenden Prozesses als Zeuge auszusagen, und dass die
junge Frau ihre Beziehung mit dem Banditen während seiner Haft fortsetzte.
Im vergangenen Jahr hat der klinische Psychologe Saverio Tomasella gezeigt, dass
das "Stockholm-Syndrom" "die Marke von einem sehr schweren Einbruch in die
Innerlichkeit des Menschen ist, der direkt und hilflos die Entführung seiner
subjektiven Identität" miterlebt hat.
Wir dürfen also nicht glauben, dass die wenigen Bewohner von Ost-Aleppo, die
unter diesem Syndrom leiden, schnell in die reale Welt zurück finden werden. Wir
müssen ihnen stattdessen totale Sicherheit bieten und noch einmal beweisen, dass
wir viel Geduld haben. Auch wenn wir zuerst unseren Soldaten und all denen
helfen müssen, die den Dschihadisten widerstanden haben, sind diese Zivilisten
vor allem doch unsere Landsleute.
Thierry Meyssan: Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture :
Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(CC BY-NC-ND)
Einen Einblick davon, wie die Terroristen in Ost-Aleppo organisiert waren
und vermutlich weltweit organisiert sind, liefert die Rede vor dem
Sicherheitsrat des längjährigen
syrischen UN-Beauftragten Baschar al-Dschafari:
20.12.2016 [Quelle: RT Deutsch] Syrischer UN-Botschafter nennt vor Sicherheitsrat
Namen der NATO-Offiziere und Agenten in Ostaleppo
Screenshot | Quelle: RT Deutsch |
(deutsch)
Syrischer UN-Botschafter nennt vor Sicherheitsrat Namen der NATO-Offiziere und
Agenten in Ostaleppo
Der Ständige Vertreter Syriens vor den UN, Baschar al-Dschafari, hat gestern vor
dem UN-Sicherheitsrat die vollständige Namensliste der sich in Ost-Aleppo
versteckenden ausländischen Militärs und Geheimagenten verlesen, darunter
Geheimdienst-Offiziere aus den USA, Israel, Saudi-Arabien, Katar, Jordanien und
der Türkei. Laut Dschafari ist die Präsenz dieser ausländischen Agenten auch
Grund für die „hysterischen Aktivitäten“ im UN-Sicherheitsrat zur „Evakuierung
von Rebellen" aus Ost-Aleppo.