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31.10.2016 00:00
Der Einfluss der USA und
der NATO
auf das Verhältnis der EU mit China
Als Teilnehmer an einem internationalen Forum fasst der
italienische Geograph Manlio Dinucci seine Analyse über die Waffen zusammen, die
die Vereinigten Staaten aufgebaut haben, um die ganze Welt zu beherrschen.
Dieser Artikel ist wichtig, weil es genau diese eindeutige gewollte
Vorherrschaft, diese unipolare Organisation der Welt ist, die Syrien, Russland
und China heute mit Waffen in der Hand in Frage stellt. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Von Manlio Dinucci | Voltaire
Netzwerk | Rom (Italien) | 29. Oktober 2016
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Ich gehe direkt zum Kern der Sache. Ich denke, dass man nicht von den
Beziehungen zwischen der EU und China sprechen kann, ohne den direkten und über
die NATO ausgeübten Einfluss der Vereinigten Staaten auf die Europäische Union
mit einzubeziehen.
Heute gehören 22 der 28 Länder der EU (21 von 27 nach dem Ausstieg des
Vereinigten Königreichs aus der EU), mit mehr als 90 % der Bevölkerung der
Union, der NATO an, die durch die EU als "Fundament der kollektiven
Verteidigung" anerkannt wird. Und die NATO steht unter US-Kommando: Der
alliierte Oberbefehlshaber in Europa wird immer durch den Präsidenten der
Vereinigten Staaten von Amerika ernannt und alle anderen wichtigen Befehle sind
auch in den Händen der USA. Die Außen- und Militärpolitik der Europäischen Union
ist also grundsätzlich der US-Strategie untergeordnet, auf die die europäischen
Großmächte konvergieren.
Diese in offiziellen Dokumenten klargelegte Strategie, wird im historischen
Moment geschrieben, als sich die Weltlage nach dem Zerfall der UdSSR ändert. Im
Jahr 1991 erklärt das Weiße Haus in National Security Strategy of the United
States: "Die Vereinigten Staaten bleiben der einzige wirkliche globale Staat
mit einer Kraft, einem Umfang und einem Einfluss in allen Dimensionen – auf
politischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene -." Es gibt keinen Ersatz
für die amerikanische Führung." Im Jahr 1992 unterstreicht das Pentagon in der
Defense Planning Guidance: "Unser erstes Ziel soll verhindern, dass
irgendeine Macht eine Region dominiert, deren Ressourcen ausreichen könnten, um
eine Weltmacht zu werden." Diese Regionen sind Westeuropa, Ostasien, das Gebiet
der ehemaligen Sowjetunion und das südwestliche Asien." Im Jahr 2001, in dem
Quadrennial Defense Review-Bericht, der eine Woche vor dem USA/NATO Krieg in
Afghanistan - von erster geostrategischer Bedeutung in Bezug auf Russland und
China - veröffentlicht wurde, kündigt das Pentagon an: "Es besteht die
Möglichkeit, dass in der Region eine militärische Konkurrenz mit gewaltigen
Ressourcen entsteht. Unsere Streitkräfte müssen die Fähigkeit behalten, jedem
möglichen Gegner, auch Staaten und nichtstaatlichen Einheiten, den Willen der
Vereinigten Staaten aufzuzwingen, das Regime eines gegnerischen Staates zu
ändern oder fremdes Territorium zu besetzen, bis die amerikanischen
strategischen Ziele erfüllt sind."
Auf Grundlage dieser Strategie hat die NATO unter US-Kommando ihre Offensive an
der Ostfront gestartet: nachdem sie durch den Krieg die Föderation Jugoslawien
zerstört hatte, bemächtigte sie sich von 1999 bis heute aller Staaten des
Warschauer Paktes, dreier des ehemaligen Jugoslawiens, dreier der Ex-UdSSR, und
wird in Kürze andere umfassen (von Georgien bis zur Ukraine, wobei letztere de
facto bereits in der NATO ist), indem sie Stützpunkte und Streitkräfte, selbst
atomare, immer näher zu Russland in Stellung bringt. Zur gleichen Zeit, an der
Süd Front, eng verbunden mit der östlichen Front, hat die NATO unter US-Befehl
den libyschen Staat durch Krieg zerstört und versucht, das gleiche mit Syrien zu
tun.
Die USA und die NATO haben die ukrainische Krise entfesselt und, unter der
Beschuldigung von Russland "die europäische Sicherheit zu destabilisieren",
haben sie Europa in einen neuen Kalten Krieg verwickelt, einen vor allem von
Washington gewünschten (auf Kosten der europäischen Volkswirtschaften, denen die
Sanktionen und Gegen-Sanktionen geschädigt haben), um die wirtschaftlichen und
politischen Beziehungen zwischen der EU und Russland zu zerschlagen, die für die
amerikanischen Interessen schädlich sind. Es ist die gleiche Strategie, die bei
der wachsenden Verlegung von US-militärischen Kräften in die Asien-Pazifik
Region, in einer anti-chinesischen Funktion, auftritt. Die US-Navy hat
angekündigt, dass sie in 2020 ihren Schwerpunkt in diesen Bereich mit 60 % ihrer
See- und Luftstreitkräfte verlegen werde.
Die US-Strategie konzentriert sich auf das Südchinesische Meer, für das Admiral
Harris, Chef des US Pacific Command, die Bedeutung hervorhebt: „es ist da, wo
der Seehandel mit einem jährlichen Wert über 5000 Milliarden US-Dollar fährt,
mit 25 % des Welt-Exports von Öl und 50 % von Erdgas.“ Die USA wollen diesen
Seeweg kontrollieren, im Namen jener Freiheit, die Admiral Harris für die
"grundlegende Schifffahrts-Freiheit für unser Lebens-System hier in den
Vereinigten Staaten" hält, indem sie China beschuldigen, "aggressive Aktionen im
Südchinesischen Meer zu betreiben, ähnlich denen von Russland auf der Krim."
Deshalb "patrouilliert" die US-Navy im Südchinesischen Meer. Im Kielwasser der
Vereinigten Staaten kommen die europäischen Großmächte: im Juli letzten Jahres
hat Frankreich die Europäische Union gebeten, "die chinesische Südsee
Marine-Patrouille zu koordinieren, um eine regelmäßige und sichtbare Präsenz in
diesen von China illegal beanspruchten Gewässern" zu sichern. Und während die
Vereinigten Staaten in Südkorea "Raketenabwehr-Systeme“ aber auch nukleare
Raketen installieren, ähnlich wie die in Rumänien und Polen gegen Russland
installierten, zusätzlich zu denen, die auf Kriegsschiffen im Mittelmeer
kreuzen, empfängt der Generalsekretär der NATO Jens Stoltenberg am 6. Oktober in
Brüssel den südkoreanischen Minister für auswärtige Angelegenheiten Yun Byung-se,
zur "Stärkung der Partnerschaft der NATO mit Seoul“.
Diese Tatsachen und andere zeigen, dass die gleiche Strategie in Europa und in
Asien an der Arbeit ist. Dies ist der extreme Versuch der Vereinigten Staaten
und anderer westlicher Mächte, um die wirtschaftliche, politische und
militärische Vormachtstellung in einer Welt im starken Wandel beizubehalten, in
der neue staatliche und gesellschaftliche Einheiten aufkommen. Die Shanghaier
Organisation für Zusammenarbeit (SCO), aus dem chinesisch-russischen
strategischen Abkommen entstanden, verfügt über Ressourcen und Arbeitsfähigkeit
die ermöglichen, den größten integrierten Wirtschaftsraum der Welt zu schaffen.
Die SCO und die BRICS-Staaten sind mit ihren Finanzinstitutionen in der Lage,
die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds weitgehend zu verdrängen, die
den USA und den großen westlichen Mächte seit mehr als 70 Jahren ermöglichten,
durch wuchernde Kredite an verschuldete Länder und andere Finanzinstrumente, die
Weltwirtschaft zu beherrschen. Die neuen Organisationen können zur gleichen Zeit
die Entdollarisierung des Handels erreichen, indem sie den Vereinigten Staaten
die Möglichkeit entziehen, ihre Schulden weiterhin durch Drucken von
Dollar-Papiergeld, das als internationale Währung fungiert, auf andere Länder
abzuwälzen.
Um ihre immer mehr wankende Vormachtstellung zu erhalten, verwenden die
Vereinigten Staaten nicht nur Waffengewalt, sondern oft wirksamere als die
wirklichen Waffen.
Die erste Waffe: die so genannten "Free Trade Agreements", wie die
"transatlantische Handels- und Partnerschaft" (TTIP) mit der EU und die "Trans-Pazifische
Partnerschaft" (TPP), deren Zweck nicht nur wirtschaftlich, sondern geopolitisch
und geostrategisch ist. Deshalb bezeichnet Hillary Clinton die USA — EU
Partnerschaft als "das große strategische Ziel unserer transatlantischen
Allianz", mit dem Ziel einer "NATO-Wirtschaft", die die politische und
militärische Allianz integriert. Das Projekt ist klar: einen politischen,
wirtschaftlichen und militärischen USA — EU Block bilden, immer unter
amerikanischem Kommando, der sich dem aufkommenden eurasischen Raum, basierend
auf der Zusammenarbeit zwischen China und Russland widersetzt; der sich den
BRIC-Staaten widersetzt, dem Iran und anderen Ländern, die sich der
Vorherrschaft des Westens entziehen. Da die Verhandlungen über die TTIP wegen
der unterschiedlichen Interessen und einer weit verbreiteten Opposition in
Europa schwer weiterkommen, wird das Hindernis mit dem "umfassenden Wirtschafts-
und Handelsabkommen " (CETA) zwischen Kanada und der EU umgangen: eine getarnte
TTIP, da Kanada mit den Vereinigten Staaten Teil der NAFTA ist. Das CETA wird
wahrscheinlich, während des Besuchs vom kanadischen Premierminister Trudeau in
Brüssel von der EU am 27. Oktober unterzeichnet werden.
Die zweite Waffe: das Eindringen in das angezielte Land, um es von innen
auseinander zu nehmen. Unter Berufung auf die schwachen Punkte, das jedes Land
besitzt: Korruption, Geldgier, politischer Karrierismus, durch lokale Gruppen
geschürter Sezessionismus, religiöser Fanatismus, die Anfälligkeit der großen
Massen zu politischer Demagogie. Sich auch manchmal auf eine Unzufriedenheit der
Massen stützen, die durch die Führung ihrer Regierung gerechtfertigt ist.
Instrumente der Penetration: die so genannten "nicht-Regierungsorganisationen"
(NGO) die eigentlich die Hand des Department of State und der CIA sind.
Diejenigen, die enorme finanzielle Mittel besitzen, organisierten die "farbigen
Revolutionen" in Osteuropa, und versuchten auch die so genannte
"Regenschirm-Revolution" in Hong Kong: sie versuchten auch ähnliche Bewegungen
in anderen Bereichen von China zu schüren, die von nationalen Minderheiten
bewohnt sind. Die gleichen Organisationen, die in Lateinamerika operieren, mit
dem Ziel, die demokratischen Institutionen von Brasilien auszuheben, um die
BRICS-Staaten von innen zu unterwandern. Instrumente der gleichen Strategie:
Terroristen, wie die bewaffneten und in Libyen und Syrien infiltrierten Gruppen,
um Chaos zu säen, indem sie zum Abriss des gesamten Staates, der gleichzeitig
von außen angegriffen wird, beitragen.
Die dritte Waffe: die "Psyops" (psychologische Operationen), initiiert durch
globale Medien-Ketten, die vom Pentagon definiert werden: "geplante Operationen,
um durch spezifische Informationen die Emotionen und Motivationen zu
beeinflussen, und damit das Verhalten der Öffentlichkeit, der Organisationen und
ausländischen Regierungen, um eine verstärkte Haltung zugunsten der
vorangestellten Ziele zu induzieren ". Mit diesen Operationen, die die
Öffentlichkeit auf die Eskalation des Krieges vorbereiten, lässt man Russland
als das für die Spannungen in Europa verantwortliche Land erscheinen und China
als verantwortlich für die Spannungen in Asien, mit dem gleichzeitigen Vorwurf
ihrer "Verletzung der Menschenrechte“.
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Manlio Dinucci und seine Frau Carla, vor dem Geburtshaus von Mao Tsé Toung,
1965.
Eine letzte Überlegung: da ich mit meiner Frau in den 60er Jahren in Peking
gearbeitet habe, und wir beide an der Veröffentlichung des ersten chinesischen
Magazins in italienischer Sprache mitgewirkt haben, habe ich eine prägende,
grundlegende Erfahrung miterlebt zu einem Zeitpunkt, als China - kaum fünfzehn
Jahre vom Kolonialsystem und halb-feudalen Staat befreit, - komplett isoliert
war und von dem Westen oder den Vereinten Nationen als souveräner Staat nicht
anerkannt war. Von dieser Periode bleiben mir immer noch, wie aufgedruckt, die
Widerstandskraft und das Bewusstsein der Menschen, damals 600 Millionen, die
unter der Führung der kommunistischen Partei zum Aufbau einer völlig neuen
wirtschaftlichen und kulturellen Gesellschaft beitrugen. Ich denke, dass diese
Fähigkeit auch für das derzeitige China heute notwendig ist, das sein enorme
Potenzial entwickelt, um den neuen Plänen der imperialen Herrschaft zu
widerstehen: der Kampf für eine Welt ohne Kriege, in der der Frieden mit
sozialer Gerechtigkeit verbunden triumphiert.
Autor:
Manlio Dinucci |
Übersetzung:
Horst Frohlich Dieser Artikel nimmt die Intervention von Manlio Dinucci im europäischen Forum,
"Der chinesische Weg und das internationale Umfeld", Rom, 15. Oktober 2016,
wieder auf. Es wurde gemeinsam von der Akademie des Marxismus von der
chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften und dem Verein Marx XXI
organisiert. Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(CC BY-NC-ND)
Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org ' ..hier
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