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29.05.2016 13:45
Die letzte Option heißt Krieg:
Der Finanz-Tsunami nimmt seinen Lauf
Die relative Ruhe an den Finanzmärkten in den vergangenen Wochen und Monaten hat
viele Menschen glauben lassen, die Lage habe sich nach den Turbulenzen zu
Jahresbeginn entspannt und sei doch nicht so ernst ist wie zunächst angenommen.
Sie irren. [Quelle: Sputniknews]
JWDKommentar: Ernst Wolff | Quelle:
Sputniknews | 20.05.2016
Die gegenwärtige Lage ist erheblich instabiler als zu irgendeinem Zeitpunkt seit
der Jahrtausendwende und birgt erhebliche Gefahren in sich.
IWF:
"Er erpresst Staaten. Er plündert Kontinente. Er hat Generationen
von Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft genommen und ist
dabei zur mächtigsten Finanzorganisation der Welt aufgestiegen: Die
Geschichte des Internationalen Währungsfonds gleicht einem modernen
Kreuzzug gegen die arbeitende Bevölkerung auf fünf Kontinenten".
Zum Interview ..hier |
Screenshot | Ernst Wolf | Quelle:
Quer-denken.tv |
Acht Jahre sind vergangen, seit das globale Finanzsystem unmittelbar vor dem Zusammenbruch stand. Statt die Schuldigen — skrupellose Spekulanten in den Führungsetagen der Finanzindustrie – zur Rechenschaft zu ziehen, erklärten die Regierungen in aller Welt die großen Finanzinstitute für „too big to fail“ und retteten sie mit Hilfe von Steuergeldern, also dem Geld arbeitender Menschen. Um die dadurch entstandenen riesigen Löcher in den Staatshaushalten zu stopfen, bürdeten sie die Folgen dieser Politik ebenfalls der arbeitenden Bevölkerung auf. Unter dem Banner der „Austeritätspolitik“ senkten sie deren Lebensstandard und zwangen sie, Einbußen aller Art hinzunehmen.
Die Verursacher der Krise wurden sogar noch belohnt
Die Verursacher der Krise dagegen wurden für ihr Verhalten sogar noch belohnt.
Für sie wurden riesige Mengen an Geld geschaffen, das ihnen bis heute zu immer
niedrigeren Zinssätzen zur Verfügung gestellt wird. Statt es — wie von der
Politik zur Täuschung der Öffentlichkeit behauptet — für neue Investitionen und
damit zur Ankurbelung der Realwirtschaft zu benutzen, setzt die Finanzindustrie
den Löwenanteil des Geldes auch nach dem Beinahe-Crash wieder zur Spekulation an
den Finanzmärkten ein. In der Gewissheit, „too big to fail“ zu sein und im
Notfall erneut gerettet zu werden, haben die Banker ihre spekulativen
Aktivitäten seit 2008 sogar ausgeweitet und gehen heute größere Risiken ein als
zuvor.
Der Finanzsektor, der das System damals existentiell bedroht hat, wuchert
deshalb unkontrolliert weiter. Die Realwirtschaft dagegen stagniert und
schrumpft, da ihr durch den Finanzsektor das Blut in Form von Kapital entzogen
wird und auch die Nachfrage auf Grund der austeritätsbedingten geringeren
Einkommen zurückgeht. Das wiederum führt dazu, dass die Kluft zwischen denen,
die von ihren Vermögen leben, und denen, die von ihrer Arbeit leben müssen,
immer größer wird.
Inzwischen hat die Entwicklung jedoch eine neue Stufe erreicht, da die
bisherigen Maßnahmen nicht mehr richtig greifen oder neue Risiken mit sich
gebracht haben: Jahrelanges Gelddrucken hat zur Entwertung des Geldes und zur
Inflation geführt — nicht in der Realwirtschaft, sondern an den Anleihen-,
Aktien- und Immobilienmärkten, in die das frische Geld größtenteils geflossen
ist. Unterstützt durch das parasitäre Verhalten der großen Marktteilnehmer (zum
Beispiel das Rückkaufen eigener Aktien durch das Management von Großkonzernen
zum Zweck der Erhöhung der eigenen Boni), haben sich riesige Blasen gebildet,
die jederzeit platzen und zu einer Panik an den Märkten führen können.
Der Weg führt zwangsläufig zu immer größerer Instabilität
Die kontinuierliche und mittlerweile bis in den Negativbereich reichende Senkung
der Zinsen (auch „billiges Geld“ genannt) erhöht ebenfalls die Instabilität des
Systems: Sie zwingt bisher zur Vorsicht neigende Anleger wie Pensionsfonds,
Rentenkassen und Krankenkassen, konservative Anlageformen über Bord zu werfen
und durch Spekulation an den Finanzmärkten immer höhere Risiken einzugehen.
Außerdem untergräbt sie die Lebensgrundlage kleiner und mittlerer Banken (z.B.
deutscher Sparkassen und Raiffeisenbanken), die derzeit händeringend nach
Rezepten suchen, um die Verluste in ihrem früheren Kerngeschäft — der
Kreditvergabe an den Mittelstand — auszugleichen.
Beide Entwicklungen zusammen haben dazu geführt, dass selbst früher als normal
geltende Korrekturen der Märkte verhindert werden müssen, da diese durch den
Bankrott einzelner Marktteilnehmer rasch zu einer Kettenreaktion und so zum
Zusammenbruch des Systems führen könnten. Sobald es zu ersten schärferen
Abwärtsbewegungen an den Märkten kommt, greifen deshalb die Zentralbanken – von
der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – direkt oder über Mittelsmänner
mit frischem Geld ein, manipulieren auf diese Weise die Kurse noch stärker und
verzerren so das im Verhältnis zur Realwirtschaft mittlerweile groteske Bild der
Märkte bis zur Unkenntlichkeit.
Die größte Gefahr aber lauert wie schon seit Jahren im Bereich der Derivate,
deren Umfang von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auf zurzeit ca.
$ 550 Billionen, von Insidern sogar auf $ 1,5 Trillionen geschätzt wird. Unter
diesen von der Realwirtschaft abgekoppelten reinen Finanzwetten müssen zurzeit
insbesondere die Kreditausfallversicherungen und die Zins-Swaps als finanzielle
Tellerminen gelten.
Die größten Gefahren lauern im Verborgenen
Da Kreditausfallversicherungen auch von solchen Marktteilnehmern abgeschlossen
werden dürfen, die keinen Kredit vergeben haben, setzen zahllose Großinvestoren
auf dieses (erst seit 1994 existierende) gefährlichste aller Finanzprodukte.
Nicht etwa, um sich gegen Risiken abzusichern, sondern um ganz gezielt auf den
Ausfall von Unternehmen und Ländern zu wetten. Da dies beim tatsächlichen
Eintreten einer Insolvenz dazu führen kann, dass Banken ein Vielfaches der
Schadenssumme auf den Tisch legen müssen (wie 1998 im Fall des Hedgefonds Long
Term Capital Management und 2008 im Fall des US-Versicherers AIG), bleibt
Staaten und Regierungen im Ernstfall gar nichts anderes übrig als das fehlende
Geld zu drucken und es den betroffenen Finanzinstituten zum Überleben zur
Verfügung zu stellen.
Zins-Swap-Derivate sind mittlerweile einer der Hauptgründe, warum die
Zentralbanken ihre Leitzinsen nicht erhöhen können, sondern immer weiter senken
und sogar noch tiefer in den Negativbereich treiben müssen. Mit
Zins-Swap-Derivaten sichern sich Unternehmen und Staaten gegen Verluste durch
Schwankungen von Zinssätzen ab. Die Kurseinbrüche an den internationalen Aktien-
und Anleihenmärkten im Januar 2016 als Folge der minimalen Zinserhöhung der
Federal Reserve um ganze 0,25 % im Dezember 2015 zeigen, in welch gigantischem
Umfang diese Zins-Swaps mittlerweile abgeschlossen wurden. Die Folge: Den
Zentralbanken bleibt in Zukunft kein Spielraum mehr für eine Erhöhung der
Leitzinsen, eine Rückkehr zu den früher normalen Werten von mehreren Prozent ist
damit ausgeschlossen.
Was aber bleibt Regierungen und Finanzindustrie, wenn eine Senkung des
Leitzinses das Bankensystem selbst gefährdet und die immer größeren aus dem
Nichts geschaffenen Geldmengen zwangsläufig zu dessen totaler Entwertung führen
müssen? Die Antwort lautet schlicht und einfach: Ein noch schärferer Angriff auf
die arbeitende Bevölkerung.
Der Leidtragende: Die arbeitende Bevölkerung
Die vor uns liegende Phase wird von folgenden Entwicklungen geprägt sein: Die
Unternehmen werden unter dem Schlagwort der „Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit“
alles daran setzen, Löhne zu senken, Entlassungen vorzunehmen,
Arbeitsbedingungen zu verschärfen und Leistungen wie Renten- und Sonderzahlungen
zu kürzen, um auf diese Weise die Gewinne für die Investoren zu erhöhen. Die
Staaten wiederum werden diese Maßnahmen durch weitere Austeritätsprogramme
flankieren, Sozialleistungen einschränken, öffentliche Bedienstete entlassen,
Mindestlöhne senken und die Infrastruktur weiter zerfallen lassen. Außerdem
werden sie den Gewalt- und Überwachungsapparat (Militär, Polizei und
Geheimdienste) ausbauen, um sich gegen den zu erwartenden Widerstand seitens der
Bevölkerung zu wappnen.
Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen und einzelne Finanzinstitute trotz
aller Rettungsversuche zusammenbrechen, werden die Regierungen auf das
inzwischen rechtlich in ganz Europa verankerte Bail-in zurückgreifen. D.h.: Die
Vermögen von Anteilseignern, Einlegern und Sparern werden zum Teil konfisziert
werden, um die betroffenen Geldinstitute am Leben zu erhalten. Großinvestoren
werden, da sie über genügend Marktinformationen verfügen, rechtzeitig abspringen
und ihr Geld in Sicherheit bringen. Die Zeche wird in erster Linie die
arbeitende Bevölkerung zahlen.
Sollte aber auch ein Bail-in nicht ausreichen, könnte ein Vorschlag des IWF auf
den Tisch kommen, der 2013 in seiner Publikation „Fiscal Monitor“ unter dem
Titel „Taxing Times“ („Zeit für Steuern“) eine einmalige Vermögenssteuer in Höhe
von 25 % auf alle Bankguthaben zur Rettung des Systems ins Gespräch gebracht
hat. Auch hier kann damit gerechnet werden, dass die Finanzelite und die
Wohlhabenden dieser Welt ihr Geld rechtzeitig in nicht erreichbaren Steueroasen
verstecken werden und am Ende die arbeitenden Menschen für die Verfehlungen der
Finanzindustrie werden aufkommen müssen.
Die letzte Option heißt Krieg
Die erheblichen sozialen Verwerfungen, zu denen all diese Maßnahmen
unausweichlich führen werden, könnten die Herrschenden schlussendlich aber auch
zu einem weiteren Mittel greifen lassen, durch das das Finanzsystem bereits
zweimal, nämlich 1914 und 1939, zumindest für einige Jahrzehnte am Leben
erhalten wurde. Wie die allseits praktizierte Aufrüstung, das Säbelrasseln der
USA gegen Russland und China und die zunehmende globale Militarisierung zeigen,
liegt die Option eines großen Krieges bei den wichtigsten politischen
Entscheidungsträgern dieser Welt bereits offen auf dem Tisch.
Wer glaubt, dass moralische Gründe diese Kräfte an der Entfesselung eines
Krieges hindern könnten, der sollte einen Blick auf die Geschichte des 19. und
des 20. Jahrhunderts werfen: Wenn das System existentiell bedroht war, hat die
politische Elite – die ja direkt von ihm profitiert – nie gezögert, auch diese
letzte Karte auszuspielen, unendliches menschliches Leid billigend in Kauf zu
nehmen und dabei einen Satz zu bestätigen, der heute mehr denn je gilt: „All
wars are bankers’ wars.“ („Alle Kriege sind Banker-Kriege“)
Link zum Originaltext bei ' Sputniknews '
..hier
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[Quelle: Quer-denken.tv]
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lupocattivoblog.com] JWD
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Tags: Wirtschaft,
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