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16.05.2016 12:25
Die Logik des neuen Kalten Krieges
Während sich die ersten drei Teile dieser Serie mit der Frage beschäftigten, wie
das Projekts einer unipolaren Weltordnung nach dem Mauerfall entstanden ist und
warum es scheitern musste, geht es im 4. bis 7. Teil um die Frage, welche Folgen
die globale Machtverschiebung langfristig für die Kulturentwicklung und
insbesondere die Zukunft des Neoliberalismus hat. Der Philosoph und Publizist
Dr. Hauke Ritz beleuchtet überdies die Entstehungsgeschichte des europäischen
Zivilisationsmodells...
[Quelle: RT Deutsch]
JWD
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Dr. Hauke Ritz
Publizist und Lehrbeauftragter an der Fakultät für Globale Prozesse
der Lomonossow Universität
geboren 1975, erwarb seinen Doktortitel in Philosophie, arbeitet
derzeit als Lehrbeauftragter an der Fakultät für Globale Prozesse
der Lomonossow Universität Moskau. Forschungen zur Geopolitik aus
einer philosophischen Perspektive. Mehrere Veröffentlichungen zu
Fragen der Geopolitik. |
Quelle:
russlandkontrovers.de |
RT Deutsch Spezial: Die Logik des neuen Kalten Krieges –
Teil 4
veröffentlicht: 14.05.2016
...Ein Gastbeitrag von Dr. Hauke Ritz
Teil IV: Der europäische Universalismus
Was folgt aus der Tatsache, dass die nach 1989 im Westen aufgekommenen Planungen
zur Errichtung einer unipolaren Weltordnung im großen Stil gescheitert sind?
Außenpolitisch sind die Folgen relativ leicht abzuschätzen. Aus der allmählich
zurückgewonnenen staatlichen Souveränität Russlands folgt, dass ähnliche
Entwicklungen auch in China, Iran und Lateinamerika unumgänglich geworden sind.
Damit gerät das westliche Weltsystem endgültig an seine Expansionsgrenze. Als
Folge davon wird es zur Etablierung von Einflusszonen kommen. Doch die
eigentlich spannende Frage ist, welche Konsequenzen das Scheitern der unipolaren
Weltordnung für die Kultur- und Ideologieentwicklung des Westens haben wird?
Wird der Neoliberalismus die unipolare Weltordnung überleben?
Wäre der Neoliberalismus in der Tat nur
eine Wirtschaftstheorie, so könnte man sich seine Hegemonie sowohl in einer
unipolaren als auch multipolaren Welt vorstellen. Doch der Neoliberalismus war
nie nur eine Wirtschaftstheorie. Er war immer verbunden mit einer imperialen
Außenpolitik, die die Marktöffnung anderer Länder oft mit verdeckten Mitteln und
in letzter Zeit immer häufiger auch militärisch erzwang. Und er ist darüber
hinaus verbunden mit einer bestimmten Form von Kulturpolitik, auf die im
Folgenden noch genauer einzugehen ist. Und schließlich kann dem Neoliberalismus
sogar noch eine bestimmte Interpretation des Völkerrechts zugeordnet werden.
Weil er den Bereich der Wirtschaft überschreitet und ein umfassendes
ideologisches System darstellt, kann der Neoliberalismus in der Tat nur in einer
unipolaren Weltordnung Bestand haben. Sobald sich eine bi- oder sogar
multipolare Weltordnung herausbildet, wird der Neoliberalismus als Ideologie an
sein Ende gelangen.
Diese These plausibel darzulegen ist allerdings kein leichtes Unterfangen.
Hierzu ist eine Reihe an Argumentationsschritten erforderlich. Zunächst soll in
diesem Teil der Serie ein bestimmtes Merkmal der europäischen Kultur reflektiert
werden, welches den Aufstieg des Neoliberalismus ermöglicht hat. In Teil 5 und 6
werden wir uns dann der kulturellen Analyse des Neoliberalismus zuwenden, um
schließlich in Teil 7 die Möglichkeiten eines alternativen Zivilisationsmodells
auszuloten.
Der europäische Kulturraum verfügt über ein Wesensmerkmal, das nahezu
einzigartig ist: den Universalismus. Ein Land, das von der europäischen Kultur
geprägt ist, besitzt die Fähigkeit, seine Kultur zu verallgemeinern und als
universelle Ausdrucksform der Menschheitskultur darzustellen. Wie sehr die
europäische Kultur hiervon geprägt ist, wird am Vergleich mit anderen Kulturen
deutlich.
Als Kolumbus 1492 Amerika entdeckte, führte dies zu einer Jahrhunderte
andauernden Kolonialisierung Nord- und Südamerikas durch europäische Mächte. Als
eine chinesische Expedition unter Admiral Zhèng Hé im Jahre 1414 die Ostküste
Afrikas entdeckte, führte dies lediglich dazu, dass unter anderem eine Giraffe
nach China transportiert wurde. Die Kolonialisierung und damit der Export von
Bevölkerung und Kultur blieben aus.
Die europäische Expansion, die wir seit
Beginn der Neuzeit erleben, wäre ohne die Eigenschaft der europäischen Kultur,
sich selbst als universelle Ausdrucksform der Menschheitskultur zu begreifen,
nicht möglich. Unter allen anderen Kulturkreisen war lediglich der Islam in
bestimmten historischen Epochen ebenfalls fähig, seine eigene Kultur als
universelle Ausdrucksform der Menschheitskultur darzustellen und auf andere
Völker zu übertragen. Doch heute ist die islamische Welt, mit Ausnahme Irans, zu
unterentwickelt, um daran noch einmal anknüpfen zu können. Man kann aber anhand
der partiellen Ähnlichkeit zwischen Islam und Christentum hinsichtlich der
Fähigkeit zur kulturellen Expansion die These aufstellen, dass dieses
Wesensmerkmal der europäischen Kultur wahrscheinlich etwas mit dem Monotheismus
zu tun hat. Der Glaube an einen Gott führt zum Glauben an eine Wahrheit. Und
dieser Glaube an eine Wahrheit verleiht der von ihr geprägten Kultur wiederum
die Fähigkeit, sich als Repräsentant der Weltkultur darzustellen.
Aufgrund dieses kulturellen Erbes war es deshalb auch kein Zufall, dass gerade
Europa die Völker anderer Kontinente dazu zwang, in die Menschheitsgeschichte
einzutreten. Viele von ihnen lebten bis dahin in prähistorischer Zeit. Sie
verstanden die Geschichte nicht als linearen fortschrittsorientierten Prozess,
sondern als die Wiederholung eines sich endlos drehenden Rades. Als die Europäer
an den Ufern dieser Kulturen landeten, verübten sie oft großes Unrecht gegenüber
der Urbevölkerung. Es waren Europäer, die in Nord- und Südamerika, in Afrika,
Asien und Australien Völkermorde begangen, bis dahin unbekannte Krankheiten
einschleppten, Teile der Bevölkerung versklavten. Man könnte daher
argumentieren, dass der europäische Universalismus letztlich ein Totalitarismus
ist. Jedenfalls hat er historisch mehrmals die Tendenz unter Beweis gestellt,
vieles von dem zugrunde zu richten, was anders ist als er selbst.
Aber so grausam und brutal die Europäer auch handelten, sie ermöglichten es
diesen Kulturen dennoch, in den Horizont der Geschichte einzutreten...
Weiterlesen im
Originaltext bei ' RT Deutsch ' ..hier
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Tags: Europa,
Kalter Krieg, Neoliberalismus, Russland, USA |
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