|
<< zurück | Home |
JWD-Nachrichten |
Teilen
|
22.01.2016 00:00
Obama: Mein Kampf
Rede von 2016 über den Stand der Union -
Die letzte Rede von Präsident Obama über den Stand der Union, wird der Anlass
für eine kräftige Lobrede für sein Land, auf allen Gebieten das beste ’auf
Erden’ (SIC!) gewesen sein. Leider fundierte seine herrliche Rhetorik nicht auf
überzeugenden Argumenten. Selbst seine große Redekunst konnte deshalb die
Realität des amerikanischen Niedergangs nicht verbergen, weshalb seine
republikanischen Gegner ihre Kampagne-Themen daraus gemacht haben.
[Quelle: voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire Netzwerk |
Damaskus (Syrien) | 19. Januar 2016

Screenshot |
Quelle:
voltairenet.org
Die letzte Rede zur Lage der Union von Präsident Obama am 13. Januar sollte
in erster Linie seine eigene Geschichte in der Vorstellung seiner Landsleute
werden [1]. Abgesehen von ein paar Anspielungen auf die Gefahr, die die Exzesse
des republikanischen Kandidaten Donald Trump bedeuten, war die Rede eine
langwierige Lobrede auf die Vorherrschaft seines Landes und endete mit einem
Vorschlag zur notwendigen aber unanwendbaren Reform des politischen Lebens.
"Die stärkste Volkswirtschaft der Welt"
Barack Obama begann, indem er behauptete: "Die Vereinigten Staaten von Amerika von heute haben die stärkste und
dauerhafteste Wirtschaft der Welt" [2]. Was er nicht gesagt hat ist, dass, wenn man dem IWF Glauben schenkt, die
Vereinigten Staaten tatsächlich das größte nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP)
besitzen, sie aber erst an zweiter Stelle kommen, wenn man die Kaufkraft-Parität
des Bruttoinlandsproduktes betrachtet, das heißt, wenn man aufhört in Dollar zu
zählen und man vergleicht, was vergleichbar ist. Faktisch ist die weltweit
führende Wirtschaftsmacht nicht mehr die USA, sondern China.
Obwohl er diese Realität leugnet, hat der Präsident zugegeben, dass noch viel
gemacht werden muss, damit der Reichtum besser verteilt sei. In dem alle drei
Jahre veröffentlichten Bericht der Federal Reserve (Fed) und der nun im
vergangenen September erschienen ist, stellt die Fed fest, dass das
Durchschnittseinkommen 5 % gesunken ist. Mit anderen Worten, wenn die
Superreichen immer reicher werden, sind die US-Amerikaner im Allgemeinen weniger
reich. Die Ungleichheiten sind so stark, dass 3 % der Bevölkerung mehr als die
Hälfte des Vermögens besitzt, 7 % besitzen das folgende Viertel, und 90 %
besitzen das letzte Viertel. Infolge der Finanzkrise von 2008 / 09 kehrten diese
90 % zu dem Stand zurück, den sie im Jahr 1986 einnahmen, während in demselben
Zeitraum die Chinesen ihr Vermögen mehrmals vergrößert haben.
Um die ausgezeichnete Gesundheit der Industrie zeigen, betonte der Präsident,
dass dieses Jahr das Beste der Automobilindustrie war. Abgesehen davon, dass man
die genauen Zahlen noch nicht kennt, ist der größte Produzent der Welt ein
japanischer, nicht ein amerikanischer, laut der verfügbaren Daten. Sei es in
Bezug auf die Anzahl der verkauften Autos, sei es im Hinblick auf Umsatz und
Gewinn, Toyota ist bei weitem besser. In Wirklichkeit kommt der Großteil der
Einnahmen der USA nicht von dem was sie produzieren, sondern von den
Lizenzgebühren für Patente, die sie erworben haben. Es handelt sich also um
Einkommen, die jedermann zur Zeit der Welthandelsorganisation als legitim
betrachtet, die aber vorher nicht existierten und die es vielleicht morgen nicht
mehr geben wird.
Nachdem er manche Argumente der Occupy-Wallstreet-Bewegung übernommen hatte,
kündigte der Präsident nicht die geringste Maßnahme an, um diese Ungleichheiten
zu korrigieren, sondern nur verschiedene Zuschüsse um einige Wunden zu heilen.
Dann wechselte er plötzlich das Thema, um an seinen Forschungsplan gegen Krebs
zu erinnern und an seine Unterstützung auf der Konferenz der Vereinten Nationen
"über das Klima".
Nachdem er somit die "Theoretiker des wirtschaftlichen Absinkens“ widerlegt
hatte, kam Präsident Obama zum Zentrum seines Themas: die US militärische
Überlegenheit über den Rest der Welt. Wenn ich mich nicht irre, ist es das erste
Mal seit Adolf Hitler und Hideki Tojo, dass dieses Argument in einer Rede von
einem Staats- und Regierungschef ausgesprochen wurde.
«Die mächtigste Armee der Erde»"Man hat Ihnen gesagt, dass unsere Feinde stärker werden und Amerika (man
verstehe die USA) schwächer. Ich möchte Ihnen etwas sagen. Die Vereinigten
Staaten von Amerika sind die mächtigste Nation der Erde. Endpunkt. (Beifall.)
Endpunkt. Niemand kommt uns nahe. Niemand kommt uns nahe. (Beifall.) Niemand
kommt uns nahe. Wir geben mehr für unser Militär aus, als die acht folgenden
Länder zusammen. Unsere Truppen sind die schönste Streitkraft der Geschichte der
Welt. (Beifall.) Keine Nation wagt, uns direkt anzugreifen, oder unsere
Verbündeten, weil sie wissen, dass dieser Weg ihren Untergang bedeuten wird.
Umfragen zeigen, dass unsere Position in der Welt besser ist, als ich in dieses
Amt gewählt wurde, und wenn es sich um wichtige internationale Probleme dreht,
schauen die Menschen nicht in Richtung Peking oder Moskau, um sie zu führen. Sie
wenden sich an uns. (Beifall.) [3] »
Erste Bemerkung: der Frieden-Nobelpreisträger versucht nicht die Tatsache
hervorzuheben, dass seine Armee fähig ist, das Land zu verteidigen, sondern dass
sie Anderen so überlegen wäre, dass die ganze Welt sich Washington zuwendet. Mit
anderen Worten, er gibt zu, dass die Autorität des Landes nicht auf seinen
Fähigkeiten beruht, sondern nur auf dem Terror, den es einflößt.
Zweitens misst er seine "Führungsposition" dadurch, dass laut Untersuchungen,
deren Autoren aber nicht genannt werden, die Lage seines Landes in der Welt
besser sei als jene damals, als er gewählt wurde. Genau gesagt, gestattet dieses
Argument nicht die natürliche Autorität seines Landes zu bewerten, sondern nur
seine Dominanz über die anderen. Das ist ein Merkmal des politischen US-Denkens.
Das Ziel für Washington ist nicht das Leben, die Freiheit und das Glück, gemäß
dem Wortlaut der Erklärung der Unabhängigkeit, sondern die Überlegenheit
gegenüber den anderen. In seinem berühmten Bericht von 1991 über die
strategischen Ziele der Vereinigten Staaten in einer Welt ohne Sowjetunion hat
Paul Wolfowitz geplant, die Überlegenheit des Zeitpunkts beizubehalten, indem
man die Verbündeten schwächte, besonders die Europäische Union, auch wenn es
bedeutete, sich selbst zu schwächen. In der Tat, heute ist die Rolle des
US-Militärs nicht die Interessen des amerikanischen Volkes zu verteidigen,
sondern um zu verhindern, dass andere Völker sich schneller entwickeln als sie.
Das ist nun offensichtlich in dem Nahen Osten, aber es ist auch der Fall in der
ganzen Welt.
Drittens, wie die meisten seiner Mitbürger meint Barack Obama, dass Geld alles
kaufen kann. Er sagte vorhin, dass die öffentlichen finanziellen Investitionen
in der Krebsforschung helfen würden, diese Krankheit zu überwinden. So als ob
man den Funken des Genies unter den Forschern mit Dollar verursachen könnte. Was
seine Heere betrifft, sagte er, dass ihr beispielloses Budget aus ihnen die
leistungsstärksten mache.
Damit ist er der erste Oberbefehlshaber der behauptet, dass der Wert und der Mut
seiner Soldaten eine Frage des Dollar sei. Seit den Perserkriegen, in denen
wenige Griechen gegen zehn bis zwanzig Mal stärkere Armeen in Mann und
Ausrüstung der Kaiser Darius und Xerxes überlegen waren, - bis zur Niederlage
der israelischen Tsahal-Streitkräfte, das höchst entwickelteste Militär der
Welt, das von der weltweit mächtigsten US-Logistik unterstützt wurde, gegenüber
einigen Widerstandskämpfern der von Syrien und dem Iran unterstützten Hisbollah
-, wissen wir, dass Wille und Mut der Soldaten die Bedeutung der größten Budgets
übertreffen.
Viertens, die Anspielung auf Russland und China verbirgt schlecht den Verdruss
gegenüber der Rüstungsindustrie dieser Staaten. Jeder kann heute sehen, in
Kaliningrad, im Schwarzen Meer und in Syrien, dass die NATO-Truppen durch
russische Technologie marginalisiert werden. In einem konventionellen Krieg
gegen die NATO besteht kein Zweifel, dass Russland sich schnell durchsetzen
würde. Das Erlahmen der US-Industrie ist vor allem in der Aeronautik sichtbar.
Das Pentagon verspricht seit fast 20 Jahren den bevorstehenden Bau des F-35,
eines Mehrzweck-Flugzeuges, das fast alle aktuellen Militärflugzeuge ersetzen
soll. Man ist nicht nur sehr weit davon entfernt, sondern, während amerikanische
Ingenieure wieder ein x-tes Mal ihre Pläne ändern, produziert Russland die Suchoi Su-35, ein Flugzeug mit unglaublicher Agilität und China den Chengdu J-10
B, der noch unsichtbarer [Stealth] ist, als alle anderen. Die Vereinigten
Staaten haben sicherlich eine beispiellose Produktionskapazität, aber ihre
konventionelle Ausrüstung ist weit überholt und beeindruckt nur mehr kleine
Staaten.
Nach dieser Großsprecherei hat Präsident Obama vor der Gefahr des Terrorismus
gewarnt und gesagt, dass er beide, al-Kaida und Daesh bekämpfe. Und als Beweis
für sein Engagement für jene, die über die eklatante Ineffizienz der
Anti-Daesh-Koalition überrascht sind, sagte er:"Wenn Sie an dem Engagement Amerikas zweifeln [man verstehe: nur die USA], oder
an dem von mir, Recht walten zu lassen, fragen Sie dazu einfach Osama bin Laden.
(Beifall.) [...] Wenn Sie Amerikaner angreifen [man verstehe: US-Amerikaner],
greifen wir Sie an. (Beifall.) Das kann dauern, aber wir haben ein langes
Gedächtnis, und nichts ist außerhalb unserer Reichweite. (Beifall.) » [4]. Ein Argument, das nur diejenigen überzeugt, die bereits von der Ermordung von
Osama bin Laden durch die Navy-Seals in Pakistan im Jahr 2011 überzeugt waren,
d.h. nicht viel Leute.
Die anderen sind wertlos
Zum derzeitigen globalen Gleichgewicht, setzte Präsident Obama fort:"Der Nahe Osten unterliegt einer Transformation, die wegen der Verankerung alter
Konflikte von mehreren Jahrtausenden eine Generation dauern wird.
Wirtschaftliche Schwierigkeiten suchen eine chinesische im Umbruch stehende
Wirtschaft heim. Obwohl seine Wirtschaft stark zusammenschrumpft, verwendet
Russland seine Ressourcen für die Unterstützung der Ukraine und Syrien;
Kundenstaaten, die aus seiner Einflusszone zu gleiten scheinen. Und das
internationale System, das wir nach dem zweiten Weltkrieg aufgebaut haben, tut
sich jetzt mit dieser neuen Realität schwer. » [5]. Niemand könnte sagen, welche diese "mehrere Jahrtausend alten Konflikte" sind,
die den Nahen Osten erschüttert haben. In Wirklichkeit, seit Jimmy Carter, setzt
Washington alles daran, um die Staaten, die sich entwickeln, zu brechen, indem
sie sich auf diejenigen berufen, die sich ihrer Unwissenheit erfreuen, wie
Saudi-Arabien. Aber die Formel gestattet das gegenwärtige Chaos zu rechtfertigen
und die Lösung des Problems auf die nächste Generation abzuwälzen.
Die chinesische Wirtschaft ist sicherlich im Wandel, aber so wie die der USA,
die vom Wachstum zur Depressionen führt. Der aktuelle Rückgang der chinesischen
Börse spiegelt nicht die wirtschaftliche Realität wider. Erstens, weil die
wichtigsten chinesischen Unternehmen entweder öffentlich oder in den westlichen
Börsen notiert sind und dann, weil sie sich aus dem Krieg zwischen dem Yuan und
dem Yen ergibt. Die durch Shinzo Abe geplante Abwertung der japanischen Währung
drängt China seine eigene Währung auch abzuwerten.
Die Kontraktion der russischen Wirtschaft kommt nicht von immanenten Schwächen,
sondern ergibt sich aus dem westlichen Embargo; ein Embargo das Moskau zwingt
sich in den Osten zu expandieren, was es seit langer Zeit schon wünschte, aber
ohne Erfolg. Des Weiteren, die Behauptung, dass die Ukraine und Syrien
Kunden-Staaten wären, ist lächerlich: die Viktor Janukowitsch Regierung war
nicht pro-Russisch, obwohl sie nicht anti-Russisch war. Bezüglich Syriens, hatte
es die meisten Beziehungen zu Moskau nach dem Zerfall der Sowjetunion
eingestellt und konnte sie im Jahr 2007 nicht wieder beleben. Die Verwendung
solcher Lügen zielt ausschließlich darauf ab, eine Niederlage zu verbergen: Es
spielt keine Rolle, dass die Krim und Syrien russisch oder pro-russisch geworden
sind, da sie es ja immer schon waren.
Schließlich, nachdem er erklärt hatte, dass die anderen Staaten nicht viel Wert
hätten im Vergleich zu seinem eigenen, hat Präsident Obama beklagt, dass die
Vereinten Nationen sich anpassen müssten, ohne anzugeben, woran sie sich
anpassen müssten. Sicherlich spielte er auf die Tatsache an, dass die Vereinten
Nationen unter der Leitung von Ban Ki-Moon und Jeffrey Feltman, nicht nur nicht
mehr für Frieden handelten, sondern den Krieg organisierten, wie ab 2012 in
Syrien. Infolgedessen sind viele Staaten bemüht, alternative Institutionen zu
etablieren. Die BRIC-Staaten haben bereits ein alternatives Bankensystem, am
Rande des IWF und der Weltbank erstellt. Eine nach der anderen, alle diese
Institutionen, die von Washington gegründet wurden, werden durch neue ersetzt,
von denen es ausgeschlossen wird.
Zum Abschluss seiner Rede hat Barack Obama zu einer Reform des Kongresses
aufgerufen, die ihn von der Finanzierung durch die Lobbys befreit. Das ist ein
beliebtes Thema in einem Land, wo nur 3 Prozent der Bevölkerung sich vom
Parlament demokratisch vertreten betrachten. Aber es ist klar, dass der
Präsident nichts für die Erreichung dieses Wunschdenken tun wird. Er sagte das
nur, damit seine Mitbürger weiterhin Vertrauen in sein Regime behalten.
Während seiner Rede applaudierte ihm weniger als die Hälfte der Abgeordneten.
Autor:
Thierry Meyssan
|
Übersetzung:
Horst Frohlich
[1] “Obama’s final State of the Union Address”, by Barack Obama, Voltaire
Network, 13 January 2016.
[2] “The United States of America, right now, has the strongest, most durable
economy in the world”.
[3] “Well, so is all the rhetoric you hear about our enemies getting stronger
and America getting weaker. Let me tell you something. The United States of
America is the most powerful nation on Earth. Period. (Applause.) Period. It’s
not even close. It’s not even close. (Applause.) It’s not even close. We spend
more on our military than the next eight nations combined. Our troops are the
finest fighting force in the history of the world. (Applause.) No nation attacks
us directly, or our allies, because they know that’s the path to ruin. Surveys
show our standing around the world is higher than when I was elected to this
office, and when it comes to every important international issue, people of the
world do not look to Beijing or Moscow to lead — they call us. (Applause.)”
[4] “If you doubt America’s commitment — or mine — to see that justice is done,
just ask Osama bin Laden. (Applause.) […] When you come after Americans, we go
after you. (Applause.) And it may take time, but we have long memories, and our
reach has no limits. (Applause.).”
[5] “The Middle East is going through a transformation that will play out for a
generation, rooted in conflicts that date back millennia. Economic headwinds are
blowing in from a Chinese economy that is in significant transition. Even as
their economy severely contracts, Russia is pouring resources in to prop up
Ukraine and Syria — client states that they saw slipping away from their orbit.
And the international system we built after World War II is now struggling to
keep pace with this new reality”.
Thierry Meyssan: Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture :
Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(Lizenz
CC BY-NC-ND).
Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org '
..hier
<< zurück
| Home | |
Tags: Barack Obama, Mein Kampf, Lage der
Union, Rede 2016, USA |
|
|
|