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![]() 13.01.2016 15:30 Zusammenbruch von Saudi-Arabien steht bevor Während die Saud die letzten Momente ihrer Diktatur genießen, beraubt die Enthauptung des Oppositionsführers, Nimr al-Nimr, die Hälfte der saudischen Bevölkerung aller Hoffnung. Für Thierry Meyssan ist der Fall des Königreichs unvermeidlich geworden. Er würde mit einer langen Phase extremer Gewalt einhergehen. [Quelle: voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan |
Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 11. Januar 2016
In einem Jahr ist es dem neuen König von Arabien, Salman, 25. Sohn des Gründers
der Dynastie, gelungen, seine persönliche Autorität auf Kosten der anderen
Zweige seiner Familie, einschließlich des Clans von Prinz Bandar bin Sultan, und
dem alten König Abdallah zu konsolidieren. Es ist jedoch unklar, was Washington
den Verlierern versprochen hat, damit sie nichts tun, um ihre verlorene Macht
zurückzugewinnen. Wie dem auch sei, anonyme in der britischen Presse
veröffentlichte Briefe lassen denken, dass sie ihre Ambitionen nicht aufgegeben
haben.
In Sachen Innenpolitik stützt sich das Regime nur auf die Hälfte der wahhabitischen oder sunnitischen Bevölkerung, und diskriminiert die andere Hälfte. Prinz Mohammed bin Salman hat seinem Vater geraten, Sheikh Nimr Baqr al-Nimr zu enthaupten, weil er gewagt hatte, ihn herauszufordern. Mit anderen Worten, der Staat hat den wichtigsten Führer seiner Opposition zum Tode verurteilt und hingerichtet, dessen einziges Verbrechen war, das Motto "der Despotismus ist illegitim" gesagt und wiederholt zu haben. Die Tatsache, dass dieser Führer ein schiitischer Sheikh war, stärkt das Gefühl, dass die Apartheid nur den nicht-Sunniten bestimmt ist, denen eine religiöse Erziehung untersagt wird, und denen allen der Zugang zum öffentlichen Dienst verboten ist. Was die nicht-Muslime betrifft, d.h. ein Drittel der Bevölkerung, sind sie nicht berechtigt, ihre Religion auszuüben und können auch nicht die saudische Staatsbürgerschaft bekommen.
Nebenbei bemerkt ist darauf hinzuweisen, dass die Hinrichtung von Scheich al-Nimr der Ankündigung der Schaffung einer großen Anti-Terror-Koalition von 34 Staaten um Riyad folgt. Da man weiß, dass der Hingerichtete, der immer gegen Gewaltanwendung war, wegen "Terrorismus" (sic) zum Tode verurteilt wurde, muss man verstehen, dass diese Koalition tatsächlich ein sunnitisches Bündnis gegen die anderen Religionen ist. Prinz Mohammed hat persönlich beschlossen, den Krieg in Jemen zu starten, angeblich, um den durch ein Bündnis zwischen den Huthis und der Armee des ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh gestürzten Präsident Abd Rabbo Mansour Hadi zu retten, in Wirklichkeit aber um sich der Ölfelder zu bemächtigen und sie gemeinsam mit Israel auszubeuten. Wie erwartet, geht der Krieg schief und Aufständische starten Raubzüge in Saudi-Arabien, wo sich die Armee auflöst, und sie ihr Material im Stich lässt. Saudi-Arabien ist somit der einzige Staat der Welt, im Besitz eines einzigen Mannes, beherrscht von dem Autokraten und seinem Sohn, der jegliche ideologische Debatte verweigert, keine Form von Opposition toleriert und nur Stammes-Vasallentum zulässt. Was lange als Rest der Vergangenheit galt, sich an die moderne Welt anpassen sollte, hat sich also immer mehr verknöchert, bis zur Identität selbst eines anachronistischen Königreichs. Der Fall des Hauses Saud könnte durch den Rückgang der Ölpreise verursacht worden sein. Unfähig, seine Lebensart zu reformieren, lebt das Königreich nun ausschließlich von Pump, so dass es laut Finanzanalysten innerhalb von zwei Jahren in Insolvenz fallen sollte. Der Teilverkauf von Aramco könnte eine Verlängerung dieser Agonie gestatten, aber er wird einen Verlust an Autonomie mit sich bringen. Die Enthauptung des Scheich Al-Nimr wird das Tröpfchen gewesen sein, das das Fass überlaufen ließ. Der Zusammenbruch ist nun unvermeidbar in Saudi-Arabien, weil es keine Hoffnung für diejenigen mehr gibt, die dort leben. Das Land wird in eine Mischung aus Stammes-Aufständen und sozialen Revolutionen stürzen, die viel tödlicher ausfallen werden als die früheren nahöstlichen Konflikte. Weit davon entfernt sich diesem tragischen Ende zu widersetzen, erwarten die amerikanischen Beschützer des Königreichs es ungeduldig. Sie hören nicht auf, die "Weisheit" des Prinzen Mohammed zu loben, so als ob sie sie zu weiteren Fehlern ermutigten. Bereits im September 2001 arbeitete der Ausschuss des Generalstabes auf einer Karte an einem Umbau des "Nahen erweiterten Ostens", der die Teilung des Landes in fünf Staaten vorsah. Im Juli 2002, bei einem berühmten Treffen des Defense Policy Board überlegte Washington, wie es die Sauds loswerden könnte. Das ist jetzt nur mehr eine Frage der Zeit.
Autor: Thierry Meyssan | Übersetzung: Horst Frohlich Thierry Meyssan: Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture : Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007). Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons (Lizenz CC BY-NC-ND). Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org ' ..hier Passend zum Thema:
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