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07.01.2016 00:00
ANGRIFF AUF DIE PATHANKOT LUFTWAFFENBASIS
Wer ist Indiens und Pakistans Gegner?
Der kürzlich erfolgte Angriff auf einen indischen
Militärstützpunkt wurde – wie vorherige Anschläge in Indien – Pakistan
zugeschrieben. Während noch festgestellt werden muss, ob die Terroristen mit der
Unterstützung von Islamabad gehandelt haben oder nicht, könnten diese Ereignisse
die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten
verhindern. Jedoch, so hat Shelley Kasli beobachtet, gibt es keinen Beweis, dass
die Terroristen wirklich über die Grenze gekommen sind...
[Quelle: voltairenet.org] JWD
Von
Shelley Kasli | Voltaire Netzwerk | Bangalore (Indien) | 5. Januar 2016

Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Als die Briten beschlossen, den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit zu
entlassen, wählten sie Mohandas K. Gandhi als ihren Gesprächspartner. Das
erlaubte ihnen erstens, das religiöse Tabu gegen die Anwendung von Gewalt zu
benutzen, um Zeit zu gewinnen, und zweitens die hinduistische und die
moslemische Bevölkerung gegeneinander zu stellen. Seitdem ist das Land in zwei
Staaten geteilt, Indien und Pakistan, die einander fürchten. Der neue indische
Ministerpräsident Narendra Modi beantwortete den Besuch seines pakistanischen
Kollegen Nawaz Sharif zu seiner Amteinführung im Mai 2014 und besuchte Lahore am
25. Dezember 2015 zu Sharifs Geburtstag. Man zog die Normalisierung der
Beziehung zwischen den beiden Staaten in Erwägung. Aber ohne Zögern
organisierten jene, die eine Rückkehr zur Einheit fürchten, den Angriff auf den
Pathankot Luftwaffenstützpunkt. |
1. Januar 2016, Gurdaspur SP Salwinder Singh wurde auf dem Weg nach Hause gegen
16 Uhr mit Waffengewalt an der Bundesstraße Jammu – Pathankot von schwer
bewaffneten Personen in Armeeuniform verschleppt und sein Auto beschlagnahmt.
Ein Großalarm wurde ausgelöst und eine umfassende Suchoperation eingeleitet, um
die Schuldigen festzunehmen [1].
Mit demselben beschlagnahmten Wagen drangen die Terroristen in Armeeuniform
später in den Luftwaffenstützpunkt 50 Kilometer von der Grenze mit Pakistan
entfernt und 200 Kilometer von Chandigarh, der Hauptstadt der Bundesstaaten
Punjab und Haryana, ein. Pathankot ist von Bedeutung, weil er die vorderste
Front der Luftverteidigung gegen jeden Angriff aus Pakistan ist. Dies ist eine
MiG 21 Luftwaffenbasis, in der auch eine Abteilung des Heeres stationiert ist.
Die Medien haben bereits Fragen aufgeworfen, die den Angriff mit den
indisch-pakistanischen Beziehungen in Verbindung bringen, die seit kurzem auf
dem Weg der Verbesserung gesehen werden. The Hindu berichtete:
„Der Angriff ist die erste wirkliche Prüfung für Ministerpräsident Modis
Bemühungen, sich Pakistan zuzuwenden, und die globale Gemeinde wird genau
verfolgen, wie die männliche NDA-Regierung in New Delhi auf diesen Angriff
reagieren wird. Es wird nicht schwer sein, Beweise dafür zu finden, dass die
Terroristen aus Pakistan kamen. Aber wird das ausreichen, um den
Regierungskreisen in Pakistan die Schuld zu geben und die Friedensbemühungen
abzubrechen?
Das Modell sich aus Pakistan einschleichender Terroristen, die Angriffe auf
hochkarätige Ziele innerhalb weniger Stunden nach der Infiltration ausführen,
ist das neue Muster der letzten Jahren. Im Juli dieses Jahres erfolgte ein
ähnlicher Angriff von Terroristen, die über die Grenze hereinkamen, in
Gurudaspur“ [2].
Im Gegensatz zu dem, was Josy Joseph von The Hindu sagt, der die Behauptungen
der Punjab Polizei, die Terroristen seien von der pakistanischen Seite der
Grenze gekommen, wiederholt, hatte jedoch der Grenzschutz (Border Security
Forces, BSF) derartige Behauptungen zurückgewiesen.
Die BSF hatte angegeben, dass sie das gesamte Gebiet der Punjab-Grenze physisch
kontrolliert habe, aber nicht ein einziger Anhaltspunkt darauf hinweisen würde,
dass die Terroristen die Punjab-Grenze benutzt hätten, um indisches Staatsgebiet
von der pakistanischen Seite aus zu betreten. Die Angaben der BSF stehen denen
der Punjab-Polizei entgegen [3].
Der BSF Generalinspektor der Polizei (Punjab-Grenze) Anil Paliwal sagte: „Die
BSF hat das gesamte Punjab Grenzgebiet physisch kontrolliert, aber nicht ein
einziger Anhaltspunkt weist darauf hin, dass die Terroristen die Punjab-Grenze
benutzt haben, um indisches Staatsgebiet von der pakistanischen Seite aus zu
betreten.“ [4] Die Punjab-Polizei hatte nach ihrer Erstuntersuchung behauptet,
das Flussgebiet entlang der indisch-pakistanischen Grenze von Punjab sei von den
Terroristen benutzt worden, um nach Indien einzudringen. Neuen Berichten zufolge
soll der Fall trotz der Bedenken der Polizei des Bundesstaates an die National
Investigation Agency (indische Spionageabwehr-Agentur) übergeben werden.
Als der Bericht über die richterliche Untersuchung, die vom Gurdaspur
Unterbezirksrichter (SDM) Manmohan Singh Kang zu dem Vorfall des terroristischen
Anschlags auf die Dinanagar Polizeistation am 27. Juli durchgeführt worden war,
an den Gurdaspur Bezirksrichter Abhinav Trikha übergeben wurde, hatte ihn sogar
Amtsrichter Trikha selbst zurückgewiesen mit der Begründung, der Bericht komme
zu keiner Schlussfolgerung und sei nur eine Sammlung von Aussagen. Er gab ihn an
den SDM zurück, um den Vorfall erneut zu untersuchen und alle Tatsachen darüber
aufzudecken. Im November wurde der Bericht erneut eingereicht [5].
Dann gab es die Kontroverse über das „Made in Pakistan“-Etikett und das
aufgefundene GPS. Nach der Entdeckung von zwei GPS(Globales
Positionsbestimmungssystem)-Geräten der Terroristen hatte der Schwerpunkt der
Untersuchung sich auf die Fragen verschoben, woher die Terroristen gekommen
waren und wie sie ins Land eingereist waren. Eine nachträgliche Untersuchung
wurde eingeleitet, um den Weg zu ermitteln, den sie möglicherweise von Pakistan
aus genommen hatten [6].
Drei Tage später behauptete die Polizei, dass Ärzte einen Handschuh an einer
Hand der Terroristen gefunden hätten. Der Handschuh trüge die Aufschrift „Made
in Pakistan“. Diese Behauptung sorgte für viel Aufregung. Man fragte sich, warum
die Polizei den Handschuh nicht am ersten Tag gefunden hatte, als sie die
Leichenuntersuchungen durchführte.
Die Aufschrift „Made in Pakistan“ und die GPS-Koordinaten waren für die indische
Regierung Beweis genug, um die Angelegenheit in Pakistan zur Sprache zu bringen:
warum und wie die drei Terroristen von ihrem Land nach Indien gekommen seien. Es
ist den Sicherheitsdiensten jedoch nicht gelungen, auf der Basis der
Koordinaten, die in die zwei bei den Terroristen beschlagnahmten GPS-Geräte
eingegeben waren, einen Schlussbericht über die Route zusammenzustellen.
Wie bei dem Gurdaspur-Anschlag [7] und selbst den 26/11-Anschlägen in Mumbai im
Jahr 2008 [8] gibt es noch unbeantwortete Fragen bezüglich des GPS (von den
Terroristen im Boot vergessen) und der Route der Terroristen. Die Ermittlungen
haben mehrere Fragen aufgeworfen über die letzte Fahrt von Kuber, dem indischen
Fischdampfer, mit dem die in Pakistan ansässigen Terroristen Mumbai erreichten.
Der Richter der ersten Instanz im Fall 26/11 meinte, dass die Anklage nicht in
der Lage wäre zu beweisen, dass an dem indischen Trawler MV Kuber keine
Manipulationen vorgenommen wurden, und hatte Fragen über das GPS und die von
Kuber beschlagnahmten Satellitentelefone gestellt. „Sie stehen in direktem
Zusammenhang mit der Hauptverschwörung (mit Führungspersonal in Pakistan), hatte
er gesagt.“
Dann ist da der merkwürdige Fall der einzigen Zeugin, Anita Uddaiya, die sah,
wie die Terroristen im Badhwar-Park aus dem Schlauchboot ausstiegen und
tatsächlich mit ihnen sprach. Obwohl sie ihre Verlässlichkeit als Zeugin
nachwies, als sie alle sechs im Leichenhaus identifizierte, wurde sie nicht nur
als Zeugin fallen gelassen, sondern beschuldigt, „die Ermittler zu täuschen“ –
als Strafe dafür dass sie sich weigerte, unter Druck ihre Aussage zu verändern,
nachdem sie unter dubiosen Umständen in die USA „entführt“ wurde, ohne dass
irgendein indischer Beamter davon wusste.
Jetzt ist sie eine Fischersfrau, die kein Englisch sprechen konnte und nicht
einmal einen Pass hatte. Sie wurde unter dubiosen Umständen in die USA
„entführt“ und blieb vier Tage lang verschwunden. Und als sie wieder da ist,
wird ihre Zeugenaussage zurückgewiesen mit der Begründung, sie sei psychisch
instabil.
Wie kam sie in die USA? Und wer brachte sie dorthin? War das offiziell
gebilligt? Wer billigte es? Und wenn nicht, warum wurde dieser Aspekt nicht
näher untersucht? Noch wichtiger, was geschah mit ihr in den USA?
Wie kommt es, dass jedes Mal, wenn die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan
anfangen sich zu verbessern und Initiativen ergriffen werden, um die Spannungen
zwischen den beiden Ländern zu normalisieren, eins der beiden Länder einen
Terroranschlag erlebt, der zur Verschlechterung der ohnehin heiklen Beziehung
führt.
Welche Kräfte arbeiten hier im Hintergrund? Wer möchte verhindern, dass die
Beziehungen zwischen Indien und Pakistan sich verbessern? Warum können wir diese
Kräfte seit Jahrzehnten nicht identifizieren? Weist das nicht darauf hin, dass
unsere Sicherheits- und Geheimdienste nicht dafür ausgerüstet sind,
Herausforderungen dieser neuen Art von Terror zu begegnen, und dass sie eine
neue und besser angepasste Orientierung an die globalisierte Welt von
Liberalisierung und Privatisierung brauchen? [9]
Mit Sicherheit würden gute strategische Partnerschaften zwischen den beiden
Nachbarländern zu einem starken und stabilen Subkontinent führen. Noch wichtiger
ist: Wer hat Vorteile durch einen schwächeren und ständig mit internen Kämpfen
beschäftigten asiatischen Subkontinent?
Autor:
Shelley Kasli
|
Übersetzung:
Sabine |
Quelle:
Great Game India (Indien)
[1] “Punjab on alert after Gurdaspur cop’s ’abduction’”, Rohan Dua, Times of
India, January 1st, 2016.
[2] “Terrorists storm air force base, first challenge to Modi’s Pak outreach”,
Josy Joseph, The Hindu, January 2, 2016.
[3] “Border Security Force differs on Pakistan terrorists entry, says no
evidence found”, PTI, January 1, 2016.
[4] “’Gurdaspur Ultras Not from Pakistan’”, Harpreet Bajwa, The New Indian
Express, December 1st, 2015.
[5] “Magisterial inquiry report submitted to Gurdaspur DM”, Kamaljit Singh Kamal,
Hindustan Times, November 14, 2015.
[6] “Post-op probe continues to be tardy”, Jupinderjit Singh, Ravi Dhaliwal,
Ruchika M Khanna, Deepkamal Kaur, Shaurya Karanbir Gurung and PK Jaiswar, The
Tribune, August 6, 2015.
[7] “Gurdaspur & 26/11 Attacks: Recurring Patterns”, Great Game India, December
2015.
[8] “26/11 Mumbai Attacks Part II – A High Profile Meet & An Assassination”,
Great Game India, October 2015.
[9] “26/11 – Globalized Terror In A Liberalized World”, Great Game India, July
2015.
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(Lizenz
CC BY-NC-ND)
Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org '
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Tags: Terrorismus, Geopolitik, Sabotage, False
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