<< zurück | Home | JWD-Nachrichten | Teilen |

25.09.2014 17:50
Washington gegen Terroristen:
Auf der Suche nach einer unsichtbaren Bombe

Die Amerikaner stehen auf Wacht für Frieden und Demokratie: Dieses Mal fliegen die Luftstreitkräfte der USA Angriffe gegen Kämpfer der Organisation „Islamischer Staat“ (IS). Aber sie tun das auf dem Territorium Syriens, ohne sich um eine Genehmigung seitens des offiziellen Damaskus gekümmert zu haben. [Quelle: german.ruvr.ru] JWD


Washingtons Festhalten an einem einmal erarbeiteten Szenario ist bereits ermüdend. Die Legende ist folgende: Ein „blutiger Diktator“ oder seine Helfershelfer haben eine gewisse „Wunderwaffe“ entwickelt, die fähig sei, die Welt zu vernichten. Und vor diesem Bösen könne die Welt natürlich nur die Leuchte der Demokratie – Amerika – retten. Die Rettungsmethoden sind auch nicht originell – es sind „hochpräzise“ Raketenschläge, die real betrachtet jedoch nichts anderes als blutige Luftangriffe sind.
 


Screenshot [Quelle: dw via Youtube]

Auch jetzt hat man in Washington schnell eine Rechtfertigung für die Luftangriffe gegen syrisches Territorium gefunden. Wie aus dem Komitee der Stabschefs der US-Streitkräfte verlautete, seien die Terroristen schon bereit gewesen, eine von ihnen entwickelte „Wunderbombe“ zu zünden, welche die Geheimdienste mit keinen Mitteln hätten entdecken können. Und wäre nicht die rechtzeitige Einmischung der USA gewesen, so wäre die Welt ein weiteres Mal dem Ende nahe gewesen.

Der Vizepräsident der Russischen Assoziation für internationales Recht, Oleg Chlestow, sagt hierzu Folgendes:

    „Schaut man sich das Handeln der Vereinigten Staaten, die einen Schlag gegen Syrien führen, vom Standpunkt des Völkerrechts an, so handelt es sich um eine grobe Verletzung des Völkerrechts. In allen Ländern bemühen sich die USA, ihre Stärke nicht im Einklang mit dem Völkerrecht einzusetzen, sondern dann, wenn es den Vereinigten Staaten Vorteile bringt, wenn es ihre Interessen widerspiegelt, wenn sie ihre – zuweilen politischen, zuweilen ökonomischen – Interessen durchsetzen wollen.“
Washington hat keine Chancen, allein mit Luftangriffen die Organisation „Islamischer Staat“ zu besiegen. Ohne „Säuberungen“ am Boden sind die IS-Kämpfer nicht zu vernichten. Die meisten Experten sind der Ansicht, dass der Kampf gegen die Terroristen lediglich die Tarnung für einen weiteren Versuch sei, Baschar al-Assad zu stürzen.

Mit der Operation in Syrien versucht Barack Obama zu sagen, dass er trotzdem ein „starker Kerl“ ist und dass seine Partei imstande ist, das Ansehen der Vereinigten Staaten in der Welt zu erhalten. Außerdem meint man in Washington, dass es jetzt höchste Zeit sei, Revanche für den September des vergangenen Jahres zu nehmen. Damals war es Washington nicht gelungen, sich ernsthaft mit Assad zu befassen – und das nicht zuletzt dank der Moskauer Bemühungen. Doch im vergangenen Jahr bemühte sich Amerika, Russland möglichst viele Probleme an anderen Fronten zu schaffen. Und so meinten die Washingtoner Analytiker, dass Moskau jetzt anderes im Sinn habe als Damaskus, merkt der Politikwissenschaftler Alexej Fenenko an. Ferner sagte er Folgendes:
    „Die Amerikaner fühlen jetzt, dass sie die Möglichkeit haben, Revanche zu nehmen, in Syrien einzudringen. Vor allem hat sich das internationale Kräfteverhältnis geändert. Russland ist ihres Erachtens jetzt viel zu fest mit der Ukraine beschäftigt. Es wird weniger aufmerksam sein und weniger gegen die syrische Frage protestieren. Zweitens ist die Organisation ‚Islamischer Staat‘ entstanden – eine allgemeine Bedrohung, wie es auf der Pariser Konferenz hieß. Wer riskiert da, gegen die amerikanischen Luftangriffe aufzutreten? Die Obama-Regierung würde ihn sofort als einen Schleppenträger, als Anhänger der islamischen Terroristen brandmarken.“
Der US-Präsident rief in seiner Rede in der Generalversammlung der Uno die Weltgemeinschaft dazu auf, darüber nachzudenken, inwieweit die Länder bereit sind, Verantwortung für die „Wahrung der internationalen Normen“ zu tragen. Nach Obamas Version betrifft das in erster Linie Russland, dessen „Aggression“ in Europa – wie der US-Präsident sagte – an jene Tage erinnere, als die großen Nationen die kleinen bedroht hätten.

Mit den Einschätzungen des amerikanischen Präsidenten zeigte sich der russische Außenminister entschieden nicht einverstanden. Sergej Lawrow merkte an, dass in der Rede des Chefs des Weißen Hauses deutlich die Ansicht eines Landes zu erkennen sei, das in seiner nationalen Sicherheitsdoktrin das Recht verbrieft habe, unabhängig von jeglichen Entscheidungen des Sicherheitsrates der Uno und von internationalen Rechtsakten nach eigenem Ermessen Gewalt anzuwenden. Demnach sei es nicht die Rede eines „Friedensstifters“ gewesen.

Link zum Originaltext bei ' german.ruvr.ru ' ..hier
USA, Terrorismus, Politik


Passend zum Thema:

25. 09. 2014 [Quelle: nds.de]
Wir basteln uns eine „Stalin-Keule“
Wie Albrecht Müller bereits gestern anmerkte, hat die Agitation gegen die durchgesickerte Kritik des ARD-Programmbeirats gegen die Ukraine-Berichterstattung der ARD bereits begonnen. Mit dem gestern Abend erschienenen Artikel „Putins langer Arm reicht bis in Gremien der ARD“ übertrifft Springers WELT jedoch die schlimmsten Vorahnungen, wie weit die Agitation in den deutschen Medien überhaupt gehen kann. WELT-Redakteur Ulrich Clauß dreht darin am ganz großen Rad und vergleicht die Kritik des Programmbeirats sogar mit den „stalinistischen Geheimprozessen“. Wer heutzutage noch alle Sinne beisammen hat und die einseitige Berichterstattung der großen Medien kritisiert, ist somit nicht nur ein „Putin-Versteher“ oder „Kreml-Troll“, sondern sogar ein Handlanger Stalins. Geht es nicht noch dümmer? Von Jens Berger.

„Ein Dolchstoß aus den eigenen Reihen“ sei die Kritik des Programmbeirats. Die Zuschauer, die sich über die einseitige Berichterstattung beschwert haben, gehörten „ganz offensichtlich koordinierten Protestwellen“ an. Von wem sollen sie denn koordiniert worden sein? Klar, von Putin! Es sei schließlich „vielfach dokumentiert“, dass „vom Kreml finanzierte Heerscharen“ an der Beeinflussung der deutschen Öffentlichkeit arbeiteten“. Zu diesem ebenso unverschämten wie abstrusen Vorwurf, hatten die NachDenkSeiten bereits vor zwei Wochen ausführlich Stellung bezogen. Wenn man Herrn Clauß – was sich vorzustellen sehr schwer fällt – auch nur einen Moment ernst nimmt, müssten ja dann auch die NachDenkSeiten und ihre kritischen Leser „vom Kreml finanziert“ sein. Ich warte ja immer noch auf einen Scheck von Putin und auf die Entdeckung des ersten deutschen Leserbriefschreibers, der vom „Kreml finanziert“ wurde. Auf geht´s liebe Kollegen bei WELT, BILD, SPIEGEL und Co. – wenn es denn wirklich „Heerscharen“ dieser beauftragten subversiven Querulanten gibt, dann dürfte es doch nicht so schwer sein, einen von ihnen aufzuspüren und darüber einen exklusiven Bericht zu schreiben. Oder?

Doch bei einfacher Publikumsbeschimpfung belässt es die WELT nicht. Der ARD-Programmbeirat sei – so Ulrich Clauß – „die Fünfte Medienkolonne“. Nun muss man wissen, was dieser Begriff eigentlich aussagt. Als „Fünfte Kolonne“ werden allgemein subversiv tätige Gruppen bezeichnet, deren Ziel der Umsturz einer bestehenden Ordnung im Interesse einer fremden aggressiven Macht ist. So, so, der Programmbeirat der ARD arbeitet also subversiv und hat das Interesse die Ordnung Deutschlands zu stören – sicher im Auftrag Putins. Wenn das die honorigen Damen und Herren wüssten, die ja immerhin von den ebenfalls honorigen Rundfunkräten der ARD-Landesfunkanstalten aus ihrer Mitte entsandt wurden. Sie würden Herrn Clauß wahrscheinlich eine stationäre Behandlung in einer Nervenklinik anraten. Oder um es – verzeihen Sie mir bitte die Ausdrucksweise – frank und frei zu sagen: Hat der Mann eigentlich noch alle Tassen im Schrank?

Doch noch nicht einmal an diesem Punkt macht das Springersche McCarthy-Double Clauß halt. Er versteift sich sogar auf die kühne Behauptung, das Protokoll des ARD-Programmbeirats erinnere ihn „passend zu Putins Restalinisierungspolitik“ an „sowjetische Geheimprozesse“ – an anderer Stelle schreibt er von „stalinistischen Geheimprozessen“. Damit hat Clauß wohl den unangefochtenen ersten Platz im nach unten offenen Niveau-Limbo-Wettbewerb sicher. Die Nazi-Keule, ein rhetorisches – oder eher rabulistisches – Stilmittel, das Andersdenkende in die Nähe der Nazi-Ideologie rückt, ist ja allgemein bekannt. Die Stalin-Keule ist jedoch neu. Ulrich Clauß ist somit ein Platz in der Geschichte der Trollbewegung sicher.

Aber was soll das Ganze? Meint man beim Springer-Verlag tatsächlich, man könne die verlorene Glaubwürdigkeit durch Publikumsbeschimpfung und krude Verschwörungstheorien wiedergewinnen? Wenn man dies glaubt, hat man sich jedoch ins eigene Knie geschossen. So blöd, wie man bei Springer annimmt, sind die Leser dann doch nicht. Der von vorne bis hinten abstruse Aufsatz von Ulrich Clauß führt vielmehr dazu, dass denkende Leser der WELT nun erst Recht kein Wort mehr glauben. Oder wie es Ulrich Clauß ausdrücken würde – der Artikel ist neue „Beutemunition erster Klasse für die PR-Schlacht von Putins-Propagandakolonnen“.

Abschließend möchte ich an dieser Stelle noch einmal auf Albrecht Müllers Forderung erinnern: Nutzen Sie die Kritik des Programmbeirats der ARD für Ihre Aufklärungsarbeit – wenn die Verantwortlichen bereits jetzt derart hysterisch hyperventilieren, scheint es so, als habe man das Dokument als Achillesferse der eigenen PR-Kampagne erkannt.

Link zum Originaltext bei ' nachdenkseiten.de ' ..hier

 
<< zurück | Home |