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29.01.2014 19:00
Die Manipulation des Monats - Atypische Beschäftigung drängt normale Arbeitsverhältnisse nicht zurück?
Wie die Bertelsmann Stiftung mit Hilfe des „Instituts zur Zukunft der Arbeit“ (IZA) die Öffentlichkeit mal wieder über die Auswirkungen der Agenda-„Reformen“ an der Nase herumführen und die Leitmedien willige Erfüllungsgehilfen sind. [Quelle: nachdenkseiten.de / W. Lieb] JWD


Selbst die traurigen Befunde eines neoliberalen Think-Tanks werden in Jubelmeldungen umgedeutet. Statt „Atypische Beschäftigung drängt normale Arbeitsverhältnisse nicht zurück“ müsste es nämlich heißen: Atypische Beschäftigung steigt erheblich schneller als Normalarbeitsverhältnisse. Oder: Jede/r Vierte ist inzwischen atypisch beschäftigt und jede/r Fünfte Vollbeschäftigte arbeitet für einen Lohn an der Armutsgrenze. Berichte über solche Tatsachen finden sich in unseren Medien so gut wie gar nicht.

Einer der unangenehmsten Vorwürfe an die Verteidiger der Hartz-Gesetze und an die Vertreter der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist, dass durch diese Arbeitsmarkt-„Reformen“ zwar die Quantität der Erwerbstätigen vielleicht etwas zugenommen hat, die Qualität der Arbeit jedoch dramatisch abgenommen hat.

Der Vorwurf, der den Agenda-Verfechtern weh tut, lautet anders gesagt: Dass die „Agenda 2010“ kaum zusätzliche Beschäftigung gebracht hat, sondern dadurch stattdessen bestehende, sozial abgesicherte und ordentlich entlohnte Vollzeitarbeitsplätze durch Teilzeitarbeit und unsichere, niedrigentlohnte Jobs verdrängt wurden.

Deshalb gibt es in letzter Zeit ständig Jubelmeldungen der Bundesagentur für Arbeit, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze „Rekordhöhen“ erreiche und die Think-Tanks des Neoliberalismus unternehmen jeden nur erdenklichen statistischen Klimmzug, um zu belegen, dass „atypische“ Beschäftigung die Normalarbeitsverhältnisse nicht zurückdränge.

So hat dieser Tage mal wieder die Bertelsmann Stiftung, die auf die Vorbereitung und Begleitung der Hartz-Gesetze wesentlichen Einfluss genommen hat (Siehe: War die Hartz-Reform auch ein Bertelsmann Projekt? Von Helga Spindler), versucht, die Arbeitsmarkt-„Reformen“ als Erfolgsgeschichte darzustellen.

Um nicht in den Verdacht zu geraten, ihr vorausgegangenes Tun selbst zu verteidigen, hat die Stiftung – was sie sonst recht selten tut – eine Studie in Auftrag gegeben – und zwar an das von der Deutschen Post gesponserte IZA. Dieses des „Institut zur Zukunft der Arbeit“ hat nun eine Auftragsstudie für die Bertelsmann Stiftung unter dem Titel „Flexible Arbeitswelten“ vorgelegt [PDF - 934 KB]. Und die Bertelsmann Stiftung hat die Ergebnisse dieser Tage der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das erwünschte Ergebnis wurde in folgende Schlagzeile gefasst: „Atypische Beschäftigung drängt normale Arbeitsverhältnisse nicht zurück“

Unsere „Qualitätsmedien“ griffen diese Botschaft begeistert auf: [..]

Weiterlesen im Originaltext bei ' nachdenkseiten.de ' ..hier


Am Schluss des Artikels schreibt Wolfgang Lieb über das IZA:

P.S.: Das arbeitgebernahe „Institut zur Zukunft der Arbeit“ hat als alleinigen Gesellschafter die Deutsche Post-Stiftung und erhält seine Grundförderung aus dieser Stiftung. Präsident des Instituts ist nach wie vor der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutsche Post World Net und wegen Steuerhinterziehung zu einer auf Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe verurteilten Klaus Zumwinkel.

Direktor des Instituts ist Klaus F. Zimmermann, der schon mal gerne in Anzeigen für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft posiert und für die neoliberale Gleichschaltung des DIW gesorgt hatte und dort nach diversen Skandalen zurücktreten musste.

Lobbypedia berichtet: Zimmermann vertritt arbeitgebernahe Positionen und wirkt in Organisationen der Arbeitgeber mit. Er ist Mitglied von Wissopol, dem sozialpolitischen Gesprächsforum der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).
Weiterhin ist er Autor im ÖkonomenBlog der Arbeitgeber-Organisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).

Zu den Policy Fellows des IZA gehören die INSM-Kuratoren/Botschafter Johann Eekhoff, Florian Gerster, Oswald Metzger und Thomas Straubhaar sowie der ehemalige INSM-Geschäftsführer Tasso Enzweiler. Policy Fellows sind auch Nico Fickinger vom INSM-Finanzier Gesamtmetall und Karen Horn, die als wichtige Koordinatorin neoliberaler Netzwerke fungiert.

Das IZA ist neben dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Dauerauftragnehmer der INSM und dessen pseudowissenschaftliches Aushängeschild. So z. B., wenn es etwa um Jubelmeldungen über die Arbeitsmarktreformen, die „Arbeitspflicht für alle Hilfeempfänger“ oder die Anhebung der Bezugsdauer für das Arbeitslosengeld ging. Das Netzwerk zwischen INSM und IZA ist eng.

Im Beirat (den Policy Fellows) des IZA finden wir viele Köpfe, die sich auch für die INSM hergeben. Unter anderen etwa den als Chef der Bundesagentur wegen dubioser Berateraufträge geschassten Florian Gerster, zwischenzeitlich als Präsident des Arbeitgeberverbandes Postdienste im Einsatz gegen den Mindestlohn bei den Briefzustellern, oder einmal mehr Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Direktor des gleichfalls von der Wirtschaft ausgehaltenen Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI).

Das IZA findet es nicht im Geringsten anrüchig, dass es regelmäßig Forschungsaufträge von einer Arbeitgeber-PR-Agentur annimmt, die diese dann wieder zum Zwecke ihrer politischen Propaganda nutzt. So viel zur ideologischen Grundhaltung und zur „Unabhängigkeit“ des von der Bertelsmann Stiftung beauftragten „Forschungs“-Instituts.

Zum vollständigen Originaltext bei ' nachdenkseiten.de ' ..hier


 
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