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12.12.2013 14:40
Wie uns Neoklassiker mittels unsichtbarer Hand systematisch ausplündern
Erstens ist es anders und zweitens genau umgekehrt. So etwa könnte man die neoklassische, orthodoxe Wirtschaftstheorie beschreiben. Gleichwohl ist sie die allgegenwärtige systematische Grundlage massenverelendender Austeritätspolitik, mit deren Hilfe gewollte Wirtschaftskrisen* herbeigeführt werden. Wolfgang Waldner, der sich seit vielen Jahren mit diesem Themenkomplex beschäftig, geht den Dingen auf den Grund, macht sie allgemeinverständlich und hat, zumindest für Laien, Frappierendes festgestellt. JWD

[Auszug:]
Das schlagende Argument der Vertreter der angebotsorientierten Schule ist die angeblich überlegene Effizienz der Allokation [Zuteilung] durch den Markt. Ausgaben des Staates seien mit hohen Allokationshemmnissen verbunden und würden negativ auf das Wachstum wirken. Kreditfinanzierte Staatsausgaben gelten als extreme Schädigung der optimalen Allokation und des Wachstums, weil sie nach dieser Theorie private Investitionen durch ein Crowding Out am neoklassischen Kapitalmarkt verhindern.

Nach der monetären Theorie der Produktion von John Maynard Keynes ist das alles völlig falsch und geradezu grotesk. Allerdings wurden die von Keynes formulierten Argumente nie wirklich aufgegriffen und gegen die Thesen der Angebotspolitik gewendet. Die Theorie der Monetary Economy von Keynes blieb totgeschwiegen und es ist immer noch unsere Aufgabe und Pflicht, das zu ändern.

Um gleich das wichtigste Missverständnis auszuräumen: Die monetäre Theorie der Produktion hat nicht die Aufgabe, die Rolle des Geldes in der Wirtschaft besonders ausführlich zu erörtern und in allen Einzelheiten wie Bargeld und Giralgeld und Wechsel und Diskont und Lombard mit der Funktion der Banken bei der Vorfinanzierung der Produktion und der Rolle der Geldpolitik der Zentralbanken in dicken Büchern dem Laien darzulegen. Jedenfalls hätte dies mit der monetären Theorie der Produktion von Keynes nichts zu tun und was als Monetary Economics an den Universitäten heute gelehrt wird, verhindert die notwendigen Erkenntnisse.

Die monetäre Theorie der Produktion sieht Produktion und Einkommen einer Ökonomie von monetären Mechanismen bestimmt – und nicht zum Beispiel vom Einsatz der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit.

Die orthodoxe Ökonomie arbeitet sich an ihrer Produktionsfunktion ab, in der es um die Steigerung des Einsatzes der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit geht. Das hat weitreichende Auswirkungen auf die Theorie der Ökonomen wie auf die politischen Handlungsanweisungen auf der Basis dieser Theorie. Immer soll gespart werden, um die Investitionen der Unternehmen zu fördern. Profit sei daher gut für das Wachstum und Konsum vergeude nur die für zusätzliche Investitionen dringend benötigten Mittel.

Nach der monetären Theorie der Produktion [Keynes] sind die orthodoxen Lehren nicht nur völlig falsch, sondern in ihren ökonomischen Auswirkungen verheerend. Ohne jede Einschränkung muss die orthodoxe Lehre für den schweren Schaden für Menschen und Ökonomien verantwortlich gemacht werden, der von Wirtschaftskrisen wie etwa der Weltwirtschaftskrise 1929-33 oder der Massenarbeitslosigkeit durch die neoliberale Politik seit den 1980er Jahren bis heute verursacht wurde.

Zuletzt wird die monetäre Theorie der Produktion erweisen, dass der mögliche Wohlstand einer Gesellschaft, in der die Wirtschaftspolitik nach orthodoxen Vorstellungen gestaltet wird, monetär beschränkt ist. Damit wird die orthodoxe Lehre vom freien Markt zum größten [Zuteilungs-] Allokationshemmnis der Ökonomie.

Das Geheimnis dieser monetären Schranke des Wohlstands enthüllt sich dem Betrachter mit der Erkenntnis, dass das Sparen in einer Ökonomie nicht unbegrenzt möglich ist und welche Folgen sich daraus ergeben.

Eine Ökonomie kann nämlich kein Geld sparen, der Saldo von Forderungen und Schulden ist immer Null. Damit beschränkt sich die gesamte Ersparnis von uns allen auf die Nettoinvestition der Ökonomie. Investitionen sind riskant und konkurrieren mit Geldanlagen und selbst mit dem Bargeld. Geldwertstabilität ist eine schwerwiegende Hemmung der Nettoinvestition und senkt so unsere Ersparnis, weil eine Ökonomie in ihrem stabilen Geld ja gar nicht sparen kann. Geld sparen kann immer nur der Einzelne, aber nur in dem Umfang, in dem andere, der eigene Staat oder das Ausland sich verschulden.

Die monetäre Theorie der Produktion von Keynes führt zu der Erkenntnis, dass die mögliche Ersparnis der Ökonomie eine Beschränkung unserer Einkommen bewirkt. Wir alle können als Einzelpersonen unseren Konsum einschränken, um mehr zu sparen. Alle zusammen können wir aber nicht mehr sparen als die Nettoinvestition der Ökonomie, die besonders in Krisen leicht Null wird. [...] [Quelle: Gastbeitrag bei flassbeck-economics.de]

Weiterlesen im vollständigen Originalartikel bei ' flassbeck-economics.de ' ..hier


Links zu den bisherigen Folgen (wird fortgeschrieben):

09.12.2013 Keynes in einem Satz ..hier

10.12.2013 Keynes hat die Produktionsfunktion umgedreht ..hier

11.12.2013 Die Zerstörung von Kapital in der Krise ..hier

12.12.2013 Wie Keynes die orthodoxe Ökonomie widerlegt hat ..hier

13.12.2013 Die Monetaere Konjunkturtheorie von Keynes ..hier

16.12.2013 Etwas Saldenmechanik ..hier

17.12.2013 Die neoklassische Arbeitsmarkttheorie ..hier

18.12.2013 Welche Schuld hat die VWL an unserer Krise ..hier

19.12.2013 Gesamtwirtschaftliches Denken ..hier

20.12.2013 Die monetäre Limitierung des Wohlstands ..hier



Info zum Autor auf seiner Homepage ..hier


*) gewollte Wirtschaftskrisen ..hier


Passend zum Thema:

Stephan Schulmeister -
»Die Krise als Prozess der Selbstzerstörung des Finanzkapitalismus
 -- ein Labungsversuch auf der Durststrecke«


[Quelle: Youtube | veröffentlicht 06.05.2013]

 im Rahmen des UNIKUM-Projektes DURSTSTRECKEN

Zitat aus dem Video: "Die Sozialdemokratie hat ihre Orientierung verloren"


Anmerkung: Stephan Schulmeister scheint immer noch optimistisch zu sein, beseelt von der Hoffnung, die Entscheidungsträger wüssten es nicht besser und es sei eine Frage der Aufklärung, bis sie endlich aus ihren Fehlern lernen. Ein unverbesserlicher Optimist?


 
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