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20.06.2013 18:25
Neue Banken braucht die Welt -
kriminogene Situation* abschaffen

Schon Werner Rügemer hat in seinem im letzten Jahr erschienenem Buch, - Rating-Agenturen: Einblicke in die Kapitalmacht der Gegenwart -, ungeheuerliches aufgedeckt und damit zumindest ein Strohfeuer entfacht, was sich zwischenzeitlich zum Schwelbrand gewandelt hat. Auch Thomas Fricke**, bis Dezember 2012 Chefökonom der damals eingestellten Tageszeitung Financial Times Deutschland, hat zu diesem Themenkomplex jetzt ein Buch veröffentlicht mit dem Titel: „Wie viel Bank braucht der Mensch?JWD

Dazu ist heute in den Nachdenkseiten eine Rezension veröffentlicht :

Neue Banken braucht das Land [Quelle: nds.de / Jens Berger]

Wie viel Bank braucht der Mensch?“, so lautet der Titel von Thomas Frickes neuem Buch. Was sich auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Ratgeberliteratur und Hochglanzprospekt der Commerzbank anhört, hat es jedoch in sich. Hinter dem eher spröden Titel verbirgt sich nicht nur ein Leitfaden zur Regulierung des Finanzsystems, sondern nebenbei auch noch eine grandiose Analyse des Scheitern des Dogmas effizienter Finanzmärkte. Für die Qualität des Buches steht schon der Name Thomas Fricke, der als Journalist und ehemaliger „Chefökonom“ der Financial Times Deutschland regelmäßigen Lesern unserer Hinweise des Tages sicherlich ein Begriff sein dürfte.

Die Welt könnte so schön sein, wenn Milton Friedman doch nur Recht behalten hätte. Milton Friedman, der heute als Vordenker des Neoliberalismus gilt, war fest beseelt von der Idee, dass eine Entfesselung des Finanzsystems die westliche Welt in eine so noch nie dagewesene andauernde Phase des Wohlstands kapitulieren würde. Leider hatte Friedman jedoch auf ganzer Ebene unrecht. Wie Thomas Fricke im ersten Teil seines Buches in aller notwendigen Ausführlichkeit darlegt, haben sich Friedmans Versprechungen in ihr exaktes Gegenteil verwandelt. Auch für Leser, die bereits mit der Grundthematik vertraut sind, bietet Fricke dabei stets ein paar interessante und durchaus nicht marktkonforme Gedankengänge, die man nicht unbedingt jeden Tag in der Zeitung liest, die aber dennoch auf der Hand liegen.

Die Märkte, die Fricke beschriebt, sind weder effizient, noch selbstregulierend oder gar allwissend. Stattdessen seien sie vom Herdentrieb und prozyklischem Verhalten charakterisiert. Wohltuend in Frickes Analyse ist, dass seine Kritik nicht an der Oberfläche bleibt und das menschliche Versagen einiger Finanzhasardeure oder gar die Gier als Hauptverantwortliche an den Pranger stellt, wie es andere Analysten gerne tun. Frickes Kritik trifft den Glauben an effiziente Finanzmärkte und das „Schwäbische-Hausfrauen-Theorem“ (Fricke) vielmehr im Kern.
    Auch hier ist nach 30 Jahren der Saldo für uns alle wohl negativ: Ohne Finanzglobalisierung wäre seit den 80er Jahren mehr und sinnvoller investiert worden, nicht weniger und in Potemkinsche Dörfer. Ohne die immer grotesker hochgeschraubten Renditen auf Finanzanlagen wäre mangels Alternative mehr Geld in vernünftigere Investitionen geflossen. Das hätte mehr Arbeitsplätze und Wachstum geschaffen, und es gäbe weniger Arbeitslose. (…)

    Es braucht schon eine Portion Urvertrauen in die magischen Heilungs- und Steuerungskräfte freier Märkte, um all das nach 30 Jahren Finanzglobalisierung trotzdem noch sinnvoll im Sinne aller zu finden.
    Thomas Fricke – „Wie viel Bank braucht der Mensch?“
Wie der Titel des Buches bereits suggeriert, belässt es Fricke jedoch nicht bei der Analyse, sondern formuliert im zweiten Teil des Buches eine Reihe von Punkten, anhand derer die Gesellschaft die Märkte wieder an die Kette legen kann und die Banken auf ihre eigentliche Funktion zu reduzieren – nämlich, der Gesellschaft zu dienen. Das hört sich gut an, nur wie lässt sich dies bewerkstelligen?

Aufbauend auf seiner Analyse des status quo unterzieht der Autor zahlreiche Vorschläge für eine Finanzmarktreform seinem eigenen Stresstest. Auch hierbei ist es sehr erfreulich, dass Fricke sich nicht vom Mainstream treiben lässt und zahlreichen populären Vorschlägen, wie der Boni-Regelung für Banker, die Luft herauslässt.
    Es sollte eher darum gehen, die Grundlogik zu brechen und dafür zu sorgen, dass erst gar nicht solche irren Summen entstehen können. Dann verschwände auch die Basis dafür, so ungewöhnliche Boni zahlen zu können. Die Sonderzahlungen gesetzlich zu begrenzen, kommt eher einem Kurieren an Symptomen gleich.
    Thomas Fricke – „Wie viel Bank braucht der Mensch?“
Das hört sich alles schneidig an und stimmt ja auch. Leider verliert der Autor jedoch einen Teil seines Schneids, wenn es darum geht, konkrete Maßnahmen für eine Finanzmarktregulierung auf den Tisch zu legen. Neben ein paar „hilfreichen“ Reformen, wie beispielsweise dem „auf Maß stutzen“ der Ratingagenturen formuliert Thomas Fricke fünf notwendige Reformziele … [..]

Weiterlesen im Originalartikel bei ' nachdenkseiten.de' ..hier


* ) Kriminogene Situation ..hier

**) Thomas Fricke (* 1965) ist Chefökonom der Tageszeitung Financial Times Deutschland, für die er seit deren Start 1999 arbeitet. Seit 2002 ist er Chefökonom und verantwortlich für den Wirtschaftsteil. Fricke studierte Politik und Volkswirtschaftslehre in Aachen und Paris, an der Université Paris I und dem Institut d’Etudes Politiques de Paris. Fricke arbeitete an dem ökonomischen Institut Observatoire français des conjonctures économiques.
[Quelle: wikipedia ..hier]


Interview zum Buch vom 11.04.2013 (Podcast) ..hier  | zum Artikel ..hier
Gast: Thomas Fricke, Autor - Moderation: Ralph Erdenberger / WDR [Audiodatei]


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