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13.05.2013 11:35
Von den Irrungen und Wirrungen der Neoklassiker in Sachen Austeritätspolitik
In seinem heutigen Artikel geht der Volkswirt Dr. Heiner Flassbeck auf eine Veröffentlichung von Thomas Mayer in der FAS ein. Mayer verbreitet dort eine abenteuerliche, weil nachvollziehbar falsche These zum Sparparadox in den südeuropäischen Krisenländern. Austeritätspolitik würde deshalb nicht funktionieren, weil die Löhne und Preise dort starr seien. Ein ausgemachter Schwachsinn, wie Flassbeck nachvollziehbar und einleuchtend feststellt.  JWD

[Auszug]: Thomas Mayer hat letzten Sonntag [4.5.2013] in der FAS den Kritikern der Austeritätspolitik erklärt, warum ihre Angriffe das Ziel verfehlen. Wenn man Austeritätspolitik, also den Versuch des Staates just dann zu sparen, wenn alle anderen Sektoren auch sparen wollen, mit einer Politik verbinde, die dafür sorgt, dass Löhne und Preise flexibler werden, dann führe eine höhere Ersparnis in der Regel zu höherem Wachstum. Seine Argumente zeigen allerdings, dass es keine wirklich guten Argumente für Austeritätspolitik gibt.

Wie üblich führt Thomas Mayer einen Zinsmechanismus an, der vermehrte Ersparnis in Investitionen umsetzen soll. Daher stelle die Ersparnis kein Problem für Wachstum und Vollbeschäftigung dar. Zwar würden bei einer sparbedingt geringeren Konsumnachfrage Arbeitnehmer in den Konsumgüterindustrien freigesetzt, das vermehrte Angebot an Sparkapital aber drücke den Zins und das stimuliere Investitionen, die nicht nur die ausgefallene Konsumnachfrage ausglichen, sondern auch das Wachstumspotenzial für die Zukunft erhöhten. Man brauche allerdings flexible Preise und Löhne, um diesen Wandel reibungslos zu realisieren.

Diese Argumentation ist falsch. Spart ein Sektor in der Volkswirtschaft mehr, fällt unmittelbar Nachfrage für die anderen Sektoren aus. Wenn die privaten Haushalte weniger konsumieren, sinken bei den Unternehmen Umsätze und Gewinne und der Staat verzeichnet geringere Einnahmen. Daraufhin investieren die Unternehmen weniger, was auch beim Investitionsgütersektor negativ zu Buche schlägt und wieder den Staat trifft. Der Staat gibt ebenfalls weniger aus, was die Nachfrage bei den Unternehmen entweder direkt reduziert, wenn der Staat seine Rolle als Investor zurückfährt, oder indirekt, wenn der Staat Transfereinkommen verringert und die Nachfrage der privaten Haushalte drückt.

Diesem Nachfrageausfall steht kein steigendes Kapitalangebot gegenüber, [..]

Doch die Wirkung der Sparbemühungen ist tatsächlich viel schlimmer. Denn der Fall gleich bleibender Investitionen im Falle erhöhter Sparanstrengungen ist vollkommen unrealistisch. Warum sollten die Unternehmen bei gesunkener Nachfrage nach ihren Produkten genauso viel investieren wollen wie vorher? [..]

Doch für den Misserfolg der Austeritätspolitik versucht Thomas Mayer eine Erklärung zu finden. Er führt den Wirtschaftseinbruch in Südeuropa darauf zurück, dass die positive Wirkung des Zinsmechanismus durch rigide Löhne und immobile Arbeitskräfte konterkariert werde. Das ist - empirisch wie theoretisch - ein erstaunliches Argument. Empirisch, weil es gerade in den Ländern besonders schlecht geht, in denen die Lohnstückkosten seit 2010 absolut sinken. [..]

Die naheliegende Erklärung für den Misserfolg der Austeritätspolitik ist, dass die Lohnsenkung unmittelbar die Binnennachfrage einbrechen lässt. Weil es auf der Nachfrageseite der Privaten kein Halten mehr gibt in dem Abwärtsstrudel, greift die Geldpolitik in den Krisenländern mit ihren Zinsanregungen nicht mehr. Die einen investieren mangels Nachfrage nicht und die anderen bekommen kein Geld von den Banken. Die Sparanstrengungen verschärfen nicht deshalb die Krise, weil sie auf rigide Preise und Löhne treffen, sondern weil ihre ohnehin negative Wirkung auf die Wirtschaft durch die Anpassung von Preisen und Löhnen nach unten ins Desaströse potenziert wird. [..] Das Sparparadox gilt, und deswegen ist Austerität falsch und gefährlich. [..] [Auszug Ende | Quelle: flassbeck-economics.de]

Weiterlesen im Originaltext bei ' flassbeck-economics.de ' ..hier


 
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