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13.09.2012 15:45
“Beschneidungskrise”
Das JPPI (Jewish People Policy Institute) hat ein vierzehnseitiges Strategiepapier mit dem Titel: „The Circumcision Crisis: Challenge for European and World Jewry“ (Die Beschneidungskrise: Herausforderungen für die jüdische Lebensweise in Europa und der Welt) veröffentlicht. [Quelle: hpd.de]. JWD


Der Name ist Programm. Die Autoren der Studie werten das Kölner Gerichtsurteil sowie die zurzeit in Deutschland geführte Debatte zur Beschneidung als eine Bedrohung der Jüdischen Lebensweise, einer Bedrohung, der entgegen getreten werden müsse, damit sie nicht zu einem Präzedenzfall für Europa oder gar die ganze Welt werde.

Drei Hauptmotivationen, so kann man in der Studie lesen, gäbe es für die Forderung nach einem Beschneidungsverbot: Ein Neu-Aufleben des europäischen Antisemitismus, eine abwehrende Haltung gegenüber der wachsenden muslimischen Bevölkerung und deren kulturellen Praktiken sowie eine neue Form säkularen Glaubens: der „Glaube“ an die Menschenrechte.

Menschenrechtsbefürworter unterscheiden sich für die Autoren somit nicht von Missionaren anderer Religionen: In der Beschneidungsfrage stünde ihr Glaube an die Menschenrechte in direkter Konkurrenz mit dem jüdischen Glauben, den sie zu unterdrücken suchten.

Die in der Studie vorgelegte Situationsanalyse ist äußert scharfsinnig. Deutlich arbeiten die Autoren die Dilemma und Widersprüche heraus, die mit einem Beschneidungsverbot verbunden sind, wie z.B. den Widerspruch zwischen dem Recht auf Religionsfreiheit und auf körperliche Unversehrtheit, den Widerspruch zwischen der staatlichen Verantwortung für seine Bürger und der elterlichen Verantwortung und Entscheidungsbefugnis über ihre Kinder. [..]

Was man in dem Bericht jedoch an keiner Stelle zu leisten versucht, ist die Praxis der Beschneidung zu hinterfragen, oder überhaupt Gründe, die für eine Verteidigung dieses Rituals sprächen, zu benennen. In den Köpfen der Autoren scheint das Ritual von vornherein unhinterfragbar und jeder Kritik entzogen zu sein. [..]

zum vollständigen Artikel bei ' hpd.de '   ..hier    |  zur Veröffentlichung bei ' jppi.org.il ' ..hier


Passend zum Thema [Quelle: hpd.de / 11.09.2012]:
Beschneidung: Ignoranz und Sexismus

Die Beschneidungsdebatte ist geprägt von Ignoranz und Sexismus. Ignoranz in Bezug auf die sexuelle Anatomie des Mannes und in Bezug auf die frauenverachtenden Ursprünge des Amputationsrituals. So kommt es zur Tabuisierung jeglichen Vergleichs von weiblicher und männlicher Genitalverstümmelung. Dieses Tabu ist sexistisch aus Ignoranz, und damit der eigentliche Skandal dieser Debatte.

Bis zum Kölner Beschneidungsurteil war ich wie fast jeder der Überzeugung, dass die weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) eine schwere Menschenrechtsverletzung sei, die männliche „Beschneidung“ (Male Genital Mutilation, MGM) jedoch eigentlich kein Problem darstelle. Die Debatte der letzten Wochen und die Flut an Informationen über männliche „Beschneidung“ haben das gründlich geändert. Informationen im Übrigen, die für alle frei zugänglich sind.

Die Tabuisierung jeglichen Vergleichs von männlicher mit weiblicher Genitalverstümmelung ist der große Skandal der Debatte. In beiden Fällen wird der empfindsamste und erogenste Teil des menschlichen Körpers amputiert oder schwer beschädigt. In beiden Fällen geht es in erster Linie um die Beschneidung menschlicher Sexualität.

zum vollständigen Artikel bei ' hpd.de '   ..hier    |  zur Veröffentlichung bei ' evidentist.wordpress.com ' ..hier

 
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