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04.08.2012 11:55
Achtung!! Menschen müssen Hunger leiden - sonst Inflationsgefahr
Konservative Demagogen argumentieren mit Inflationsgespenstern um die Verelendungsspirale in Gang zu halten. Die Möchtegernökonomen operieren mit Schlagworten und unterstellen ökonomische Gesetzmäßigkeiten, ohne die Rahmenbedingungen für deren Richtigkeit zu bedenken. Was dabei herauskommt ist entsprechender Nonsens oder reine Kaffeesatzleserei. Wenn dies auch noch als seriöse Politik verkauft wird, kann man eigentlich nur noch von absurdem Theater sprechen.  JWD


Spiegel-Online berichtet am 02.08.2012 "Draghi enttäuscht die Börse". Natürlich hat der Autor Stefan Schultz nicht die geringste Ahnung davon, was wirklich die Ursache von aktuellen Kursschwankungen war. Wenige Stunden später lief die Meldung "US-Leitindex Dow steigt zeitweise auf Dreimonatshoch nach Jobdaten" über den Ticker. Ein schönes Beispiel dafür, wie hirnrissig diese mit Pseudowissen interpretierten ständigen Wasserstandsmeldungen von der Börse sind. Unbedacht der Tatsache, dass sowieso nur einer kleiner Teil des weltweiten Handels über Börsen abgewickelt wird und darüber hinaus diese Kursschwankungen nur für wenige überhaupt von Bedeutung sind.

Auch wenn Draghi die Börsen enttäuscht haben sollte, ist sein Ansinnen zumindest besser als den Zinstreibereien der Spekulanten freien Lauf zu lassen. Allerdings wird wieder nur Zeit gekauft, ohne dass am Kernproblem der Krise sich etwas ändern würde. Mehr scheint politisch momentan gegen den hauptsächlich von  deutscher Seite repräsentierten Starrsinn nicht durchsetzbar zu sein.

Bezüglich Ursachenbekämpfung stehen die Zeichen nach wie vor schlecht, denn entweder die neoliberalen Akteure haben die Krise nicht verstanden, oder als wahrscheinlichere Variante, sie wollen diese nicht verstehen. Das Geschrei, durch die Geldmengenerhöhung würde die Inflation angeheizt werden, müsste eigentlich einmal eine Debatte auslösen, die gerade diesen, meist von Lobbyisten unterstellten Zusammenhang stichhaltig untersucht. Klientelpolitiker wie Brüderle, Rösler, Schäuble oder Merkel sind an Aufklärung vermutlich nicht interessiert. Dann müssten sie sich ja neue Märchen einfallen lassen, um ihre gegen die Interessen der Mehrheit gerichtete Politik dem Volk verkaufen zu  können.

Auf der Grundlage seiner Ursachenforschung für Inflation hat Heiner Flassbeck für die letzten 50 Jahre festgestellt, dass eben nicht die Geldmenge, sondern einzig die Entwicklung der Lohnstückkosten für die Inflationsrate maßgebend war.

Es gibt ein sehr informatives Video in dem H. Flassbeck genau auf diesen Sachverhalt eingeht. Es wäre einfach mal an der Zeit, dass die Ökonomie sich wieder wissenschaftlichen Prinzipien nähern und althergebrachte dogmatische Zöpfe abschneiden würde. Die derzeitige, zur Ideologie verkommene Lehre, hat sich als untauglich erwiesen halbwegs vernünftige Prognosen abzugeben, im Gegenteil, die wirklichen Zusammenhänge werden verschleiert.

Artikel vom 03.07.2012 ..hier
Heiner Flassbeck über Empirie und wie einfache volkwirtschaftliche Zusammenhänge missachtet werden
“Wir verstehen die einfachsten Sachen nicht mehr mehr, weil uns seit 30 Jahren das Hirn gewaschen wird”, so Flassbeck. Es ist aber auch mehr, denn der Glaube ist für die, die ihn predigen und entsprechende Maßnahmen fordern und umsetzen auch ein lukratives Geschäft. Wo wären denn Ökonomen, Politiker und Berater, wenn der unproduktivste aller volkswirtschaftlichen Sektoren, die Finanzwirtschaft, über Nacht verschwinden würde? [Quelle: tautenhahn.blog.de] JWD 

Alleine dadurch, dass die EZB Kredite nicht direkt an die Staaten gibt, wird den Banken leistungslos jährlich 150 Milliarden Euro in die Kassen gespült. Mit nur einer Milliarde könnte Hartz IV auf ein menschenwürdiges Niveau angehoben werden, was sich nebenbei auch positiv auf den Konsum auswirken würde.

Die Währungsunion kann nicht funktionieren, solange sich nicht jedes einzelne Mitgliedsland an die Inflationsvorgabe von derzeit 2% hält. Überschreitung ist genauso schädlich wie ständiges Unterschreiten. Wenn lediglich der Durchschnittswert aller Länder dem Kriterium entspricht, einzelne Länder jedoch über- oder unterschreiten, kann dass System sich nicht regulieren und es kommt genau zu den Problemen, wie sie sich über die Jahre in der Währungsunion aufgetürmt haben.

Wichtige Grundannahmen der herrschenden Ökonomie sind auch empirisch falsch! Das will aber niemand wirklich wissen. Das Gerede von Geld und Inflation sei ebenso schwachsinnig, wie das Gerede über den flexiblen Arbeitsmarkt und die Flexibilität der Löhne nach unten. Als einen Beweis seiner Feststellungen führt Flassbleck den parallelen Verlauf von Lohnstückkosten und Preisen an. Diese Kenngrößen wurden weltweit von ihm für die letzten 50 Jahren zusammen getragen. Die ganze dogmatische, neoliberale Angebotstheorie ist damit widerlegt.


Lohnstückkosten und Preise entwickeln sich gleich ..hier
Video

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*) Prof. Dr. Heiner Flassbeck (*12. Dezember 1950 in Birkenfeld, Nahe) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Er war von 1998 bis 1999 beamteter Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen. Seit Januar 2003 ist er Chef-Volkswirt (Chief of Macroeconomics and Development) bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf. [Quelle: Wikipedia ..hier]


Normaler Verlauf einer moderaten Inflation in einer funktionieren, wachsenden, freien Markwirtschaft.

Link zu einem leichtverständlichen, ideologiefreiem Lehrvideo auf Youtube ..hier
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Nachtrag: Jens Berger hat am 07.08.2012 einen informativen Beitrag zum Thema auf ' nds.de'  veröffentlicht
Vergesst die Inflation!
Es gibt Ängste, die sind unausrottbar. Im nationalen Bewusstsein der Deutschen scheint die Urangst vor der Hyperinflation der Jahre 1922 und 1923 allgegenwärtig. Wen wundert es da, dass Politiker oder Kommentatoren nur allzu gerne das Schreckgespenst „Inflation“ beschwören, um ihren politischen Positionen emotionalen Nachdruck zu verleihen? In den letzten Wochen hatte diese Geisterbeschwörung wieder einmal Hochkonjunktur, ging es doch darum, Stimmung gegen verschiedene Vorschläge zu machen, mit denen die EZB aktiver in den Kampf gegen die Eurokrise einbezogen werden sollte. Doch die Angst vor einer bevorstehenden Inflation ist irrational und lenkt nur ab, wenn es darum geht, erfolgreiche Lösungswege aus der Eurokrise zu finden. [..]

Anmerkung: Dem sensiblen Leser wird auffallen, dass selbst in den wenigen Fällen, wo der monetäre Ansatz als Erklärung für Inflation in Betracht kommt, letztlich im Konjunktiv gesprochen wird, denn echte Belege scheint es nicht zu geben. In Bezug auf die Inflation bei steigender Nachfrage sollte ergänzt werden, dass es durchaus auch in diesen Fällen preisdämpfende  Faktoren bei einer funktionierenden Marktwirtschaft* gibt. Denn überall dort, wo es etwas zu verdienen gibt, wird sich in kurzer Zeit entsprechende preisaggressive Konkurrenz bilden. Bei aller Theorie würde mich interessieren, warum Heiner Flassbecks empirischer Befund (siehe Video Abb.1 oben) davon völlig unbeeindruckt, einzig die Lohnstückkosten als maßgebenden Faktor für die weltweite Inflation der letzten 50 Jahre ausmacht.

Link zum vollständigen Artikel von Jens Berger bei ' nds.de '  ..hier


*) Funktionierende Markwirtschaft wird er allerdings wegen den rasant, fast ungezügelt wachsenden marktbeherrschenden Monopolen in fast allen Wirtschaftsbereichen, immer weniger geben. Wer beispielsweise heute noch behauptet, wir hätten eine soziale Marktwirtschaft, ist entweder hoffnungslos nostalgisch, oder er ist eine Betrüger.

 
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