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21.05.2012 14:45
Wie öffentlich-rechtliche Fernsehsender die Krake Bertelsmann vor Millionenpublikum mit kostenloser Dauerwerbung für Bullshit a la Sarrazin begünstigen
ARD - Während die Regierungsmarionetten, geführt von Bertelsmann & Co., in Davos gerade daran arbeiten die Demokratie möglichst abzuschaffen (Fiskalpakt), wird einer üblen Rassistenideologie zur Hauptsendezeit ein Podium vor Millionen Zuschauern geboten. Demagoge Sarrazin hat wieder ein neues Buch zusammengeschmiert. 450 Seiten ökonomischer Schwachsinn will Bertelsmann bei der Startauflage von 200 000 Büchern möglichst schnell unter die Leute bringen.  JWD


Wie bereits das rassistische Machwerk 'Deutschland schafft sich ab', handelt es sich auch beim neuen Buch um den Versuch, politisch motiviert, die wirklichen Ursachen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Dilemmas zu vernebeln.

Einen lesenswerten Artikel hat Wolfgang Lieb heute in den NachDenkSeiten veröffentlicht und schreibt einführend [Auszüge]:
Man steht beim Thema Sarrazin immer vor der Frage, sollte man auf diesen Demagogen eingehen oder ihn lieber verschweigen. Doch wenn der Stern und die FAZ oder auch die Frankfurter Rundschau und nun auch noch Günther Jauch Thilo Sarrazin in seiner Sendung einem Millionenpublikum präsentiert, dann können und dürfen die NachDenkSeiten nicht mehr schweigen.

Gerade rechtzeitig vor der Vorstellung seiner Polemik gegen den Euro am Dienstag dieser Woche bietet die ARD Sarrazin ein Forum, sein Buch „Europa braucht den Euro nicht“ zu bewerben; damit sich die geplante Startauflage von 200.000 Exemplaren auch bloß schnell verkaufen lässt. [..]

„Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“, mit diesem vordergründigen Plädoyer für die Meinungsfreiheit wurde Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“, eines der meistverkauften Bücher der Nachkriegszeit, salonfähig gemacht. Ein Buch das mit wissenschaftlich längst überholten eugenischen Thesen Wasser auf die Mühlen der Fremdenfeindlichkeit lenkte. [..]

Der Erfolg dieses Buches lag daran, dass damit das offen oder latent vorhandene, weit verbreitete rassistische und fremdenfeindliche Denken einen (dazu noch) sozialdemokratischen Wortführer aus der Pseudo-Elite (ehemaliger Bundesbankvorstand und Berliner Finanzsenator) fand, mit dem sich in rechtspopulistischer Manier gegen die herrschende politische und mediale Elite – also gegen die angebliche „politische Korrektheit“ und die sog. „Gutmenschen“ – Stimmung machen ließ.

Mit dem Satz „So eine Diskussion muss möglich“ sein, rechtfertigte nun Günther Jauch das angebliche Streitgespräch zwischen Thilo Sarrazin und Peer Steinbrück in seiner Talk-Show im öffentlich-rechtlichen Sender der ARD und öffnete ein weiteres Mal die Schleuse zur Entfachung weit verbreiteter chauvinistischer Ressentiments in Deutschland gegenüber anderen angeblich weniger leistungsfähigen (will sagen, minderwertigen und faulen) europäischer Nachbarn. Ein Überlegenheitsdenken, dass im Übrigen auch von der Bundesregierung gespeist wird, [..].

[..] eine Diskussion [..] zwischen einem rechtspopulistischen Sarrazin und einem rechten Sozialdemokraten wie Peer Steinbrück. Das war eigentlich gar keine Diskussion, zumindest kein Streitgespräch. [..]

Man hätte Sarrazin mit seinen angeblichen Fakten auskontern können und müssen. So etwa mit der Gegenfrage, ob die D-Mark allein angesichts der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse gegenüber dem Dollar nicht noch viel mehr aufgewertet worden wäre als der Euro. Man hätte erklären müssen, warum durch die Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft die anderen Länder der Euro-Zone Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze verloren haben. Usw. usf.

Immerhin war es interessant zu hören, dass Steinbrück inzwischen zugibt, dass die Zuspitzung der Euro-Krise auf die Bankenkrise zurückzuführen ist und dass sich aus der Finanzkrise die Verschuldungseskalation erkläre. [..]

Man muss zur Entschuldigung von Steinbrück sagen, dass ihm Jauch kaum Gelegenheit gab, auf den „Bullshit“ (Steinbrück), den Sarrazin lang und breit in dieser Sendung absondern durfte, vernünftig einzugehen. Die Moderation, ja die gesamte „Show“ war darauf angelegt, Sarrazin und sein Buch zu promoten. [..]

Wie immer, wenn Sarrazin mit seinen populistischen und völkischen Thesen in die Enge getrieben wird, spielte er auch bei Jauch die Unschuld. Sein neues Buch sei nur die Gegenthese zu Angela Merkels Behauptung „scheitert der Euro, dann scheitert Europa“. Er sei überzeugter Europäer und glaube an die europäische Integration „in Frieden, Freiheit und Wohlstand“ (als auskömmliche Arbeit). Er behaupte nur, dass der Euro dafür nicht notwendig sei. Die Gegenargumente der Euro-Befürworter seien nur „taktisch“.

Die Falschheit (in doppeltem Sinne) dieser Rechtfertigung für sein Buch konnte Steinbrück recht gut aufdecken. Er hielt Sarrazin zurecht „Geschichtsblindheit“ und „Geschichtsvergessenheit“ vor, [..].

Ausnahmsweise kann man Wolfgang Schäuble nur zustimmen, der [..] sagt: „Entweder redet und schreibt Sarrazin aus Überzeugung einen himmelschreienden Blödsinn, oder er macht es mit einem verachtenswerten Kalkül.“ [..]

Einen Gefallen hat er sich [Steinbrück] damit jedenfalls nicht getan, dass er sich von Günther Jauch als Lockvogel für eine Sarrazin-Werbe-Show einfangen ließ. [Ende Auszüge]

Link zum vollständigen Artikel von Wolfgang Lieb bei 'nds.de' ..hier


Rezension: Frankfurter Rundschau 21.05.2012 [Zitate]
Sarrazin im Faktencheck
Für Sonntag ist der Start der zweiten Sarrazin-Debatte angesetzt: Der Ex-Bundesbanker stellt bei Günther Jauch sein neues Buch vor. Am Beispiel seines Mega-Beststellers „Deutschland schafft sich ab“ zeigt jetzt ein neuer Wissenschaftsband, wie wertvoll Sarrazins Thesen tatsächlich sind. [..]

Da lohnt es sich, rechtzeitig vor Ausbruch des neuen kalkulierten Streits, noch einmal zum Ausgangspunkt des ersten Aufruhrs zurückzukehren und sich eins der meistverkauften deutschen Sachbücher der Nachkriegsgeschichte, „Deutschland schafft sich ab“, noch einmal ganz ernsthaft und unaufgeregt abzusehen: Dazu haben die Kommunikationswissenschaftler Michael Haller und Martin Niggeschmidt elf Autoren eingeladen, die mitbringen, was den meisten Diskutanten der Sarrazin-Debatte fehlte: Sachverstand auf genau den Feldern, die der Bundesbanker beackerte. Ihr Auftrag: Sarrazins Quellen, Fakten und Schlüsse seriöser wissenschaftlicher Prüfung zu unterziehen.

[..] Nicht die Integrationsdebatte, die es [das Buch] auslöste, beurteilen sie, sondern den Gehalt des Buches selbst, von dem der Autor und sogar seine intellektuellen Wasserträger wie Historiker Arnulf Baring bis heute behaupten, er wurde niemals faktisch widerlegt.

Man könnte nun sagen, spätestens mit diesem Band ist diese alte Leier hinfällig – würde die Aufsatzsammlung nicht vielmehr zeigen, dass fast jede seiner [Sarrazins] Quellen, Grundthesen und Kronzeugen lange vor Sarrazins Niederschrift als Irrglaube oder ideologisch motivierte Manipulation überführt waren. [..]  [Ende Zitate]

Der Aufsatz in der FR endet mit dem Appell künftig früher solche Veröffentlichungen, wie die von Sarrazin, einem wissenschaftlichen Faktencheck zu unterziehen. Der Artikel endet mit dem Schlusssatz:

"Thilo Sarrazin wäre schnell als politisch motivierter Wiedergänger uralter Scheinwissenschaften entlarvt gewesen – und Deutschland hätte womöglich eine seriöse Integrationsdebatte führen können"
.

Link zum vollständigen Artikel bei der Frankfurter Rundschau ..hier


Anmerkung: Wenn man sich nur ein wenig mit ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Bezug auf unterschiedliche menschliche Rassen* beschäftigt, kann man rassistisch hergeleiteten Intelligenzunterschieden nur entschieden ablehnend gegenüber stehen. Alle Untersuchungen zeigen, dass die Unterschiede innerhalb einer Rasse wesendlich größer sind, als Unterschiede von einer- zur anderen Rasse. Ebenso gibt es keine belastbaren Hinweise darüber, dass Intelligenz über Gene vererbt werden kann. Im Gegenteil, die aktuelle Gehirnforschung scheint die Milieutheorie zu bestätigen, wonach alleine das Lernumfeld für die geistige Entwicklung beim gesunden Menschen maßgeblich ist.

Selbst wenn es rassenbedingte Unterschiede gäbe, müsste zunächst die Frage beantwortet werden, welche Spezies der Menschheit mehr Schaden zufügen. Um es provokant auszudrücken: es wäre in einem solchen Fall möglicherweise viel sinnvoller, die wirklichen Schädlinge und intelligenten Blutsauger aus der Gesellschaft zu eliminieren. Das käme einer natürlichen Auslese zu Gunsten der am besten angepassten, sich deshalb am stärksten reproduzierenden Artgenossen, einer evolutionären Entwicklung, wie Darwin sie erkannte, weit näher, als das sozialdarwinistische Geschwafel, dass mit der Evolutionstheorie und Darwin gar nichts zu tun hat. Ausbeutung und Unterdrückung Vieler, durch einige Wenige braucht niemand.



*) siehe auch Artikel vom 21.03.2012: Menschenrassen gibt es nicht  ..hier

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