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14.03.2012 01:45
Herrschende Irrlehre - Mythen und Dogmen beherrschen die ökonomische Theorie
Heiner Flassbeck* beschreibt, wie falsche Grundannahmen zu falschen Konzepten führen. "Warum gelingt es auch im vierten Jahr nicht, die Krise der Weltwirtschaft, die mit der Krise der Finanzwirtschaft 2008 begann, zu überwinden? Die Antwort ist einfach: Die Krise ist vor allem eine Krise der ökonomischen Theorie und diese hat sich einer radikalen Veränderung bis jetzt verweigert. Die Politik ist nur das Opfer der ökonomischen Mythen und Dogmen. [..]  [Quelle: flassbeck.de]  JWD


[Auszug]: Nehmen wir ein einfaches, ja, das einfachste Beispiel: Kaum hatte die Krise der Finanzmärkte begonnen, waren die meisten Ökonomen fest davon überzeugt, dass das „billige Geld“ der amerikanischen Zentralbank die Krise verursacht hatte. Als die Krise jedoch in voller Stärke ausbrach, machten fast alle Zentralbanken der Welt das Geld noch billiger. Wie aber kann ein Faktor, der für die Krise verantwortlich ist, auch gleichzeitig der entscheidende Schritt zu ihrer Lösung sein?

[..] Was tut eine Zentralbank, wenn, wie im Jahre 2001 in den USA, gerade ein große schuldenfinanzierte Spekulationsblase geplatzt ist und die Entschuldungsspirale der Banken und Unternehmen droht, die Realwirtschaft schwer in Mitleidenschaft zu ziehen? Nun, sie senkt die Zinsen. Spätestens wenn danach tatsächlich ein Aufschwung in Gang kommt, gleichzeitig aber neue Spekulationsblasen entstehen, würde jeder vernünftige Mensch auf die Idee kommen, dass die Spekulation das entscheidende Problem ist und nicht die Reaktion der Zentralbank auf die realwirtschaftlichen Folgen platzender Blasen.

Das aber kann der herrschende Ökonom nicht schlussfolgern, weil es ja den Mythos vom unfehlbaren, weil „effizienten“ Finanzmarkt ankratzen würde, den er auf jeden Fall aufrechterhalten muss, um sein Credo, will heißen, seine marktwirtschaftliche Überzeugung zu retten.[..]

[..] So geht die Geschichte ihren Gang. Die Weltwirtschaft gerät in tiefes Wasser und Europa in einen Strudel. Man könnte das rettende Ufer erreichen. Doch der Preis ist für die meisten zu hoch: Man müsste ja abschwören den Dogmen und Mythen, die man in mühevoller Arbeit in den letzten 30 Jahren aufgebaut hat. Also geht man lieber unter und reißt noch viele, die keinerlei Schuld tragen, mit sich. So war es schon immer: Erst wenn alle Dämme brechen, hört man nicht mehr auf die Experten, die über Jahre erklärt haben, die Dämme seien absolut sicher. [Auszug Ende]

Link zum vollständigen Artikel bei 'flassbeck.de' (PDF)  ..hier


*) Heiner Flassbeck (* 12. Dezember 1950 in Birkenfeld, Nahe) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Er war von 1998 bis 1999 beamteter Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen. Seit Januar 2003 ist er Chef-Volkswirt (Chief of Macroeconomics and Development) bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf.  [Quelle: Wikipedia ..hier]

 
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