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20.10.2011 12:35
Bankenkrise:
Warum Zocker mit Staatsgeld absichern?

Heiner Flassbeck - Financial Times Deutschland veröffentlich eine Kommentar von Heiner Flassbeck. Seit einigen Jahren ist er Chefvolkswirt bei der Uno-Organisation für Welthandel und Entwicklung (Unctad). Immer wieder prangert er weltweite Fehlentwicklungen in der vorherrschenden Wirtschaftsideologie an. Fast alle Wirtschaftszenarien der letzten 30 Jahre sind, wie von ihm vorhergesehen, auch tatsächlich eingetreten. Die Vertreter der vorherrschenden neoliberalen Ökonomie, einer Ideologie die sich fast täglich widerlegt, bleiben gleichwohl unbeeindruckt und halten an den falschen Konzepten, nach dem Motto: "es kann nicht sein, was nicht sein darf" immer noch fest und degradieren sich so zu Interessenvertretern einiger weniger Profiteure dieses für die Allgemeinheit schädlichen Systems.   JWD 


Heiner Flassbeck schreibt: [Auszug]
Seit dem Sommer sind all die Geschäfte zusammengekracht, mit denen sich unsere Banken mangels anderer Betätigungsmöglichkeiten über Wasser halten, um die schönen Boni zu rechtfertigen. Die Sparte der Investmentbanker, also der zockende Teil unseres Bankensystems, macht ebenso wie viele Hedge-Fonds massive Verluste, weil die Preise an den Aktien-, den Rohstoff- und den spekulativ aufgeblähten Währungsmärkten in den Keller gegangen sind. Der ganze Aufschwung des Bankensektors seit dem Frühjahr 2009 war der simplen Tatsache zuzuschreiben, dass sich weltweit wieder Herden von Investoren auf alle erreichbaren Assets gestürzt und genau dadurch deren Preise in die Höhe getrieben hatten. Nur dadurch konnten die Investmentabteilungen der Banken hohe Gewinne melden, und die Welt schien wieder in Ordnung. Aber diese Gewinne waren genau die gleiche Art von unhaltbaren Spekulationsgewinnen, die schon die große Krise des Jahres 2008 ausgelöst hatten. Der Großteil der Gewinne, die in Investmentbanken gemacht werden, ist eben nicht intelligenten und hochkomplexen Handelstrategien zuzuschreiben, sondern dem Herdenverhalten, mit dessen Hilfe die Finanzmärkte temporäre Knappheiten schaffen, statt sie – wie auf normalen Märkten – zu beseitigen.

2008 hat die Politik zwar diese sogenannten Banken gerettet, sie hat aber nichts getan, um deren schädliche Investments zu beenden oder sie zumindest vom normalen Bankgeschäft abzuspalten. Das rächt sich nun. Das Platzen von Blasen an hochspekulativen Märkten kann einem normalen Bankensystem nichts anhaben, weil Banken, die sich auf die Finanzierung von Sachinvestitionen konzentrieren, dort niemals in hohem Maße engagiert sein können, weder mit eigenen Mitteln noch über Kredite an Zocker. Folglich ist die Rückkehr zu Lean Banking, wie es im englischen Sprachraum heißt, das Sine-qua-non jeder erfolgreichen Bewältigung der Bankenkrise. In den USA und in Großbritannien wird das immerhin ernsthaft diskutiert, Kontinentaleuropa beschränkt sich darauf, Banken zu retten, die längst keine Banken mehr sind. [Quelle. FTD]


Zum Artikel bei Financial Times Deutschland (FTD) ..hier


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